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12.05.18 - Alb-Traum 100

HALB-Traum beim ALB-Traum 100

Ein neuer Trail-Traum sorgt für Begeisterung bei den Läufern. Bei recht warmem, aber ansonsten perfekten Wetter laufe ich eine Strecke, wie sie schöner kaum sein kann, und sehe um mich herum nur glückliche Gesichter.

Der ALB-Traum 100 auf der Schwäbischen Alb ist eine 114,8 km lange Runde mit 3042 Höhenmetern. Der HALB-Traum bietet auf einer 56,6 km Runde 1583 Höhenmeter. Ich starte wie die meisten Teilnehmer beim HALB-Traum. Das Zeitlimit ist mit 15 Stunden außerordentlich großzügig. Hier haben auch schnelle Wanderer und Walker eine realistische Chance. Da dies keine kommerzielle Veranstaltung sondern ein Spendenlauf ist, bekommen wir für die Startspende eine Spendenbescheinigung. 20.000 Euro für gemeinnützige Zwecke sind für die Premiere ein hervorragendes Ergebnis.

Schon immer dachte ich jedes Mal, wenn ich mit dem Zug zwischen Stuttgart und Ulm bei Geislingen an der Steige vorbei fuhr, dass ich hier an den steilen Berghängen des Albtrauf gerne mal wandern oder laufen würde. Entsprechend war ich sofort Feuer und Flamme, als ich erfuhr, dass nun direkt hier ein Benefiz-Wettkampf starten wird, nach dem Vorbild der von mir so geliebten Brocken-Challenge, nur ohne Eis und Schnee.  

 

 
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 Geislingen an der Steige erreicht man von der A8 schnell über die B10, auch der Bahnhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Jahnhalle, wo Start und Ziel ist. Als ich mit zwei Freunden gegen 8 Uhr ankomme, sind die ALB-Träumer bereits seit vier Stunden unterwegs. Bei den Nachmeldungen zum HALB-Traum herrscht erfreulich reger Andrang. Ich treffe viele Läufer, mit denen ich teils erst vor einigen Wochen gelaufen bin oder die ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe. Die Zeit bis zum Start geht schnell vorbei, dazwischen vermittelt uns das Briefing sehr wichtige Infos.  
Zuerst laufen wir kurz durch die Fußgängerzone, vorbei an einigen schönen Fachwerkhäusern, doch schon wenige Minuten nach dem Start beginnt der erste richtig steile Aufstieg. Auf schönen Pfaden geht es vorbei an ein paar kleinen Felsen stetig bergauf, dazwischen bietet sich uns wie den ganzen Tag über immer mal wieder weite Aussicht.

Nach dem ersten mühsamen Aufstieg erreichen wir an der Oberkante des Albtrauf das mehr als 20 m hohe Ostlandkreuz, ein Vertriebenenmahnmal. Während der Albtrauf meist aus sehr steilen Hängen besteht, dominiert oben ein recht flaches, sanftes Hügelland.  

Der Albtrauf ist eine insgesamt etwa 200 km lange, meist sehr steile und teilweise 300 m hohe Felskante, die das Hügelland der Schwäbischen Alb von der tieferen Region trennt. Die Gesteine der Schwäbischen Alb entstanden vor 150 bis 200 Millionen Jahren durch Ablagerungen in einem großen Ozean. Tektonische Prozesse trennten zwei Platten. Die meisten Felsen sind Reste ehemaliger Riffe. Dieser Kalk ist härter als das Gestein der Umgebung und wurde daher im Laufe der Jahrmillionen zu den heutigen Formen ausgebildet, die uns Läufer und andere Touristen erfreuen.


 
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 Über schöne Wiesen laufe ich schnell weiter. Jetzt ist genau die richtige Jahreszeit für diese Strecke, denn überall begeistern mich unglaublich viele blühende Blumen. Bald führt uns ein Genusstrail immer an der oberen Abbruchkante des Albtrauf entlang. Mal fünf Meter bergauf, mal zehn Meter bergab, eine verbindliche Höhenmetermessung ist auf solch einer stark welligen Strecke unmöglich. Für maximalen Laufspass sorgt sie auf jeden Fall. Dann führt ein richtig rasanter Trail mit vielen Wurzeln schnell bergab. Schon jetzt bin ich überglücklich darüber, dass ich heute hier laufen kann.

Unten steht eine Weile entspanntes Laufen auf dem Programm, dann geht es wieder hinauf. Stark versinterte und üppig mit Moos bewachsene Quellen und Bachbetten sind eines der besonderen Merkmale der Schwäbischen Alb. Sinter ist der Kalk, der aus dem Wasser ausgeschieden wird und auch die Tropfsteine in Höhlen bietet. Die urwaldhafte Vegetation am Autalbach begeistert mich. Laufen kann so schön sein! Weiter oben fließt das Wasser aus der Brunnensteig Höhle.

 

 
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Wieder schlängeln sich Genusstrails oberhalb des Trauf. Über einen Kreuzweg geht es dann hinab zur spätbarocken Wallfahrtskirche und zum Kapuzinerkloster Ave Maria. Hier ist die erste Verpflegungsstelle. Ich habe jetzt schon mehr als zwei Stunden Vorsprung zum extrem großzügigen Zeitlimit. Die Auswahl an Verpflegung ist gut.  
Die lange Distanz folgt komplett dem als Qualitätswanderweg zertifizierten Albtraufgänger, der entlang an der Traufkante führt. Die halbe Distanz führt 37 km auf diesem Weg, kürzt aber mittendrin ab, meist ebenfalls auf zertifizierten Wanderwegen, hier Löwenpfade genannt.  Insgesamt laufen wir HALB-Träumer 25 km auf Single-Trails, 25 km auf breiten Wanderwegen und nur 7 km auf Asphalt. Die Route wechselt sehr häufig zwischen einigen steilen Auf- und Abstiegen, entspannten Wurzel-Trails, dazwischen aber auch vielen Kilometern, auf denen man leicht und gut laufen kann. Diese Mischung finde ich ideal.  

Bei VP 1 verlasse ich den Albtraufgänger und folge den von den Veranstaltern angebrachten Markierungen hinab nach Deggingen, an der Fils und an schönen Blumenwiesen entlang, meist schnell und auf Asphalt, bis mich der Löwenpfad Wasserberg-Runde wieder aufwärts führt.  

 

 
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Nur ab und zu frischt Wind die sommerliche Temperatur auf, doch bei dieser herrlichen Strecke ist mir die Wärme egal. Ich habe zum Glück zwei 0,7 Liter Flaschen mit Wasser. Idyllische Vegetation, kleine Wacholderwäldchen, Blumenwiesen, uralte Bäume, weite Aussicht, schöne Felsen - ich fühle mich wie im Paradies. Schon jetzt ist mir klar, dass ich in meinem privaten Empfehlungsranking diesen Lauf ganz weit nach oben setzen werde.  

Der ALB-Traum 100 feiert zwar in diesem Jahr Premiere, seine Wurzeln liegen aber bereits drei Jahre zurück, als Andreas Bulling, Frank Weller und Andreas Loeffler einen ersten privaten Spendenlauf organisierten, damals für die Opfer des Erdbebens in Nepal. Bei einem ihrer anderen AMULT-Gruppenläufe auf der Alb war auch ich schon dabei.  


 
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Das letzte kurze Stück zur zweiten Verpflegungsstelle ist eine Wendepunktstrecke, ideal um auch mal wieder die Läufer vor und hinter mir zu sehen. Eine Viertelstunde halte ich mich an dieser VP auf, bediene mich beim vielseitigen Essenangebot und trinke einen halben Liter Apfelschorle und einen halben Liter Cola.

Zum Glück führt die Strecke nun einige Kilometer auf einfachen Wegen bergab. Mit dem gluckernden Bauch wären steile Trails jetzt gerade nicht optimal. Inzwischen laufe ich wieder auf dem Albtraumgänger. Die Durchquerung von Gingen an der Fils ist nicht besonders fotogen, doch der nächste Aufstieg belohnt mich wieder mit viel Aussicht. Anfangs geht es noch recht gemächlich hinauf, dazwischen folgt sogar ein relativ flacher Streckenabschnitt. Bei einem Brunnen halte ich mich fünf Minuten lang auf, denn hier fließt nur so wenig Wasser, dass es eine Weile dauert, bis meine Flaschen wieder gefüllt sind. Bald überholen mich schon die schnellsten Läufer der 115 km Strecke. Wahnsinn! An einer Stelle bewiesen die Veranstalter Sinn für Humor. Da viele von uns bei dem Wetter an Salzmangel leiden, haben sie einen normalerweise zur Viehfütterung gedachten Leckstein an die Strecke gestellt.  

Wieder ein steiler Aufstieg an Felsen vorbei, wieder oben tolle Aussichtspunkte, noch immer große Begeisterung - heute merke ich kaum etwas davon, dass ich schon mehr als die Marathondistanz geschafft habe. Es ist einfach zu schön um müde zu werden. Dann geht es hinab nach Geislingen, aber noch nicht zum nahe gelegenen Ziel.  


 
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 An der dritten und letzten VP versorgen uns Jugendliche mit viel Enthusiasmus. In dem kleinen Zelt gibt es etwas Gedränge, aber die Stimmung ist hervorragend. Nur noch neun Kilometer. Der erste führt überraschend nicht bergauf sondern fast eben in das Eybachtal. Dann folgt einer der schönsten Abschnitte des Tages. Ich marschiere durch ein märchenhaftes Naturschutzgebiet mit wilder Vegetation. Rechts und links umgeben hohe Felswände das schmale Tal. Zwei Treppen führen eine Steilstufe hinauf. 

Der ALB-Traum100 e.V. richtet die Veranstaltung in enger Abstimmung mit der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf aus. Ohne diese starke Unterstützung wäre die Genehmigung mancher Streckenabschnitte vermutlich unmöglich. Und ich bin sicher, dass diese Veranstaltung dazu beiträgt, den Tourismus in dieser herrlichen Region zu fördern. Auch ich will unbedingt hier noch weitere Wege erkunden.

Oben öffnet sich der Blick dann wieder auf eine sanfte und weite Szenerie. Große Rapsfelder bringen Farbe und Abwechslung ins Bild.  


 
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 Auf den letzten Kilometern geht es zuerst nur leicht bergab, beim Weiler ob Helfenstein noch einmal ein paar Meter hinauf. Dann laufe ich hinab zur Ruine der um 1100 erbauten und 1552 zerstörten Burg Helfenstein. Der Weg führt mitten durch diese schöne Burg. Einige Jahrhunderte lang war hier alles von Wald bedeckt, erst 1932-38 wurden die Grundmauern wieder ausgegraben.

Das letzte Stück auf einer Straße bergab geht mir mächtig in die Beine. Beim Bahnhof überquere ich auf einer Brücke die Gleise, anschließende führt eine Unterführung unter der Straße hindurch. Noch kurz bergab, dann durch den Stadtpark, schon erreiche ich das Ziel, zwei Stunden früher als ich es heute morgen erwartet hatte. Platz 58 von 96 Finishern, vor allem nach extrem knappen Zieleinlauf letzte Woche nun gut für meine Psyche.

Am Ziel gratuliere ich allen Veranstaltern zu dieser mehr als nur gelungenen Premiere.
Passend zum Titel der Veranstaltungen hängt hinter dem Ziel ein Traumfänger, in den man Zettel mit Sprüchen kleben kann.  

Die Zielverpflegung in der Halle bietet unter anderem Maultaschen, Chilli (auch mit veganer Variante) und sehr viele Kuchen. Außerdem kann man nach dem Lauf noch gemütlich im Stadtpark im Biergarten sitzen.

Der HALB-Traum ist einer der Läufe, bei denen man unbedingt starten muss. Und auch von den Läufern der langen Strecke hörte ich bisher nur begeisterte Worte. Einen schöneren Lauf-Traum kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen.  

ALB-Traum 100

1. Stefanie Lieb - 13:50
2. Anja Karau - 14:24
3. Erika Chaari - 19:27 

1. Uli Kalmbach - 12:24
2. Manuel Schmied - 12:47
3.  Daniel Hermes - 13:18  

 

HALB-Traum

1. Katja Kust - 7:01
2. Iris Groß - 7:16
3. Sylvia Ellwanger - 7:24 

1. Paul Tezlav - 5:39
2. Michael Schneider - 5:49
3. Markus Weise - 5:59

 

Informationen: Alb-Traum 100
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