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31.08.13 - Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)

Das Deutsche Haus in Chamonix

Die Mitbewohner des Deutschen Hauses haben uns am Vorabend noch letzte Grüße für das Rennen am Küchenbuffet hinterlassen. Bei (das ist ihr Vorname) aus Hongkong sitzt um 5:45 Uhr bereits voll aufgerüstet am Frühstückstisch und schlürft in sich gekehrt ihr Müsli. Eine gewisse Anspannung ist ihr deutlich anzusehen. Sie hat das Busticket mit der frühesten Abfahrtszeit vom Veranstalter zugewiesen bekommen. Um 6:45 fährt ihr Bus in Chamonix am Place du Mont Blanc ab. Tom, Jan und ich sind später dran.

Startort für den CCC (Courmayeur-Champex-Chamonix) und den bereits beendeten TDS ist Courmayeur, auf der gegenüberliegenden Seite des Mont-Blanc-Massivs in Italien. Durch den seit 1965 eröffneten 11,6 km langen Mont-Blanc-Tunnel ist die Anfahrt relativ schnell zu bewerkstelligen. Die Tunnelröhre liegt genau unterhalb des Berges Aiguille du Midi, auf dem wir noch am Mittwoch in über 3800 m Höhe zur Besichtigungstour waren (nachzulesen und Bilder dieses überwältigenden Panoramas in meinem Tagebuch).

Tom will nicht mit dem Bus fahren, seine Partnerin Sanne wird ihn mit dem Privatwagen rüberbringen und ihn auch an den drei Assistenz-Zonen betreuen. Billig ist das exklusive Vergnügen nicht. Während die Busse vom Veranstalter gestellt werden, sind für die einfache Fahrt durch den Tunnel fast 40 Euro hinzulegen. Kurzentschlossen steigen Jan und ich auch zu und gewinnen so eine dreiviertel Stunde Ruhe vor dem Sturm.

Streng sind die Regeln beim UTMB. In den Startunterlagen befand sich je ein Assistenz-Ticket für jede der drei vom Veranstalter erlaubten Betreuungsstellen in Champex, Trient und Vallorcine. Nur mit diesem Ticket hat man dort Zugang. Außerhalb dieser Zonen darf kein Teilnehmer Hilfe in Form von Trinken oder Essen erhalten, oder sonst etwas annehmen oder von der Ausrüstung ablegen. Sonst wird eine Strafstunde auferlegt, die man an Ort und Stelle absitzen muss.

Courmayeur


Die Zufahrt zum Place Brocherel im Zentrum von Courmayeur ist für uns mit dem Privat-PKW erstaunlicherweise bis auf 100 Meter möglich, nur Parkmöglichkeiten gibt es hier natürlich nicht, sonst würden wir auf der langen Startgerade stehen wo heute 1.900 Teilnehmer in das Rennen gehen werden. Weitere 1.100 konnten bei der Anmeldung nicht berücksichtigt werden und haben als Entschädigung einen garantierten Startplatz für die Austragung 2014 sicher.

Bei der Abholung der Startunterlagen wurden die wichtigsten Teile der Pflichtausrüstung kontrolliert, was dem Veranstalter natürlich nicht garantiert, dass jeder auch alles letztendlich auch beim Rennen dabei hat. Für den Fall werden an diversen Stellen vereinzelt Stichproben durchgeführt, auch hier ist man streng. Je nach Wichtigkeit werden Zeitstrafen von einer Stunde bis zum sofortigen Ausschluss aus dem Rennen verhängt. Die Kontrollen werden auch wirklich durchgeführt. 50 Meter vor der Startlinie z. B. darf ein Läufer sein komplettes Equipment auf einer Decke vor den Kontrolleuren ausbreiten.

 
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Um 8:30 Uhr wird es langsam ernst, die Startgerade füllt sich zusehends. Jan und Tom habe ich aus den Augen verloren. Ein letztes kurzes Briefing und Ansprachen. Ich verstehe nichts davon, kann weder italienisch noch französisch. Aber die Nationalhymnen von den ausrichtenden Ländern Italien, Schweiz und Frankreich erkenne ich. Es geht unter die Haut. Die Stimmung wird weiter angeheizt mit dramatischer Musik von Vangelis: Alexander – Across the Mountains. Das lässt keinen kalt, alle jubeln, Arme und Stöcke gehen in die Höhe. Die Spannung steigt. Ich habe Gänsehaut. Dann der Countdown: …cinq – quatre – trois – deux – une – Los geht’s, GPS starten und langsam aufrücken. Bis vor wenigen Monaten konnte ich mir im Traum nicht vorstellen, hier beim berühmtesten und bedeutendsten Trail Race der Welt teilzunehmen. Auch wenn es nur der „Bambinilauf“ ist, die 101 Kilometer und 6100 Höhenmeter müssen erst einmal bezwungen werden.

Nach 70 Meter ist alles vorbei, der Fluss der Läufer kommt zum Erliegen. Die Musik geht aus. Ich habe es verdrängt, aber ich stehe nur in der zweiten Startreihe. Um das Läuferfeld auf den engen Straßen, Wegen und Trails zu entzerren gibt es drei Startwellen in 15 Minuten Abständen.

Crazy Tom hat das schon zu Hause eingeplant, um ganz weit vorne starten zu können hat er bei der Registrierung bereits eine niedrige Zielankunftszeit angegeben. Heute hat ihn aber richtig der Teufel geritten, telegen stand er mit den Favoriten in der ersten Startreihe. Ist sich dessen aber voll bewusst und nimmt die Quittung dafür in Kauf: Einen ersten Kilometer im 4-er Schnitt durch die teilweise schon leicht ansteigenden Straßen von Courmayeur, um ja keinen zu behindern.

Endlos sind die weiteren 15 Minuten Wartezeit. Dann beginnt alles wieder von vorne. Ansprachen, Vangelis und der Countdown: …cinque – quattro – tre – due – uno – Forza! Diesmal in Italienisch. Ganz Courmayeur ist auf den Beinen und steht am Straßenrand. Langsam setzt sich das Feld in Bewegung. Man merkt, die Schnellen sind bereits unterwegs. Den Teilnehmern hier geht’s ums Durchkommen. So wie mir. Es geht ums Überleben und habe ich daher die Cut-Off-Zeiten genau im Auge.

Die ersten Kilometer beinhalten eine Ehrenrunde durch Courmayeur und einen Anstieg in das kleine Villair durch ein Spalier von begeisterten Zuschauern. Nach einer halben Stunde Laufzeit können wir uns von der Teerstraße verabschieden, es geht hinein in den bewaldeten Abschnitt der Ermitage und anschließend über die Almen von la Suche. Um zu Beginn des CCC Stau zu vermeiden und das Läuferfeld noch mehr zu entzerren, wurde noch kurzfristig ein 1,2 km Abschnitt mit 100 Höhenmetern eingefügt. Das bringt uns 10 Minuten Verlängerung der Sollzeit.

 
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