Part eins der adidas INFINITE TRAILS World Championships ist bereits Geschichte. Nach dem Prolog, der wegen des schlechten Wetters auf 15,5km verkürzt wurde, nutzen die Athleten den Samstag zur Regeneration und um sich auf den Höhepunkt der Trailrunning-Team-Weltmeisterschaften vorzubereiten: den Staffellauf über insgesamt 124km mit 7.400 Höhenmetern.
„Ich brauche den Samstag auf jeden Fall, um mich zu erholen“, sagte stellvertretend Deutschlands Top-WM-Starter Christoph Lauterbach aus Ulm, nachdem er auf der so genannten „Mittelstation“ des Stubnerkogels das kurzfristig arrangierte Ziel erreicht hatte. Denn wie alle anderen WM-Teilnehmer möchte er am Sonntag sein Team bestmöglich unterstützen. „Ich finde die Team-Idee grandios. Formate wie dieses gibt es definitiv zu wenig. Wenn man als Staffel läuft, ist es nochmal eine größere Herausforderung, einfach Gas zu geben, weil man weiß, da sind noch zwei andere, für die man sich mitverantwortlich fühlt und die man nicht enttäuschen will.“ Als Drittplatzierte des Prologs geht sein adidas INFINITE TRAILS Germany-Team mit Benjamin Bublak (Kufstein) und dem Oberstdorfer Johannes Klein in die Entscheidung.
2:56 Minuten vor dem deutschen Trio starten die Top-Favoriten vom Team adidas INFINITE TRAILS, das von Trailrun-Weltmeister Luis Alberto Hernando aus Spanien angeführt wird. „Der Prolog war ein sehr intensives Rennen, und das Level der Starter war wirklich stark. Ich denke, das hat uns allen auch noch einmal gezeigt, welche Herausforderungen am Sonntag auf uns warten.“ Somit wissen auch seine Teamkollegen Dmitry Mityaev (RUS) und US-Boy Timothy Olson, auf was sie sich vorbereiten müssen. Der Amerikaner war, wie einige seiner Landsleute, ein wenig überrascht, wie steil der Anstieg gen Stubnerkogel war. „Solche Streckenabschnitte gibt es in den USA nicht so viele."
Als zweitplatziertes Herren-Team darf dazwischen 1:39 Minuten nach den Führenden das adidas INIFINITE TRAILS Multi Mix-Team in den Wettkampf gehen. Werner Mati (SUI) und die zwei Amerikaner Cordis Hall und Gavin Coombs überraschten ein wenig mit ihrer guten Performance am ersten Renntag.
Auch bei den Damen haben sich die Favoriten an die Spitze gesetzt. Prolog-Siegerin Michelle Maier (Rosenheim) und die Zweitplatzierte Österreicherin Alexandra Hauser starten mit der Russin Ekaterina Mityaeva 7:33 Minuten vor dem amerikanisch-schweizerischen Trio Abby Mitchell, Abby Levene und Lena Kropf. Auf die Drittplatzierten Norwegerinnen Hilde Aders, Hanna Sæverås Breivold und Ina Isabella Høiland beträgt der Vorsprung gar 21:33 Minuten. „Der Sonntag wird ein langer Tag“, weiß Maier, „und der Team-Wettbewerb ist natürlich was ganz Besonderes. Geteilte Freude ist doppelte Freude“, hofft sie darauf, am zweiten Wochenende in Folge einen Titel zu erringen, nachdem sie zuletzt den LGT Alpin Marathon in Liechtenstein gewinnen konnte. Diesmal wäre es die Krone der Team-Weltmeisterinnen.
Das hohe Level der Teilnehmer, von dem Weltmeister Hernando sprach, hat auch die deutsche Skilanglauf-Nationalmannschaft mitbestimmt, die am Freitag fast vollständig mit an der Startlinie stand, da der Prolog als Vertical Open auch für Einzelstarter geöffnet war. Im Gasteiner Tal feilt aktuell der neue Bundestrainer Peter Schlickenrieder im Trainingslager schon an der Form für die kommende Wintersaison. Lucas Bögl (Gaißach) war im Ziel nur gute zwei Minuten langsamer als der Tagessieger Martin Dematteis aus Italien und wurde Gesamtdritter. Speziell bergauf konnte Bögl überzeugen. In die Top Ten schafften es zudem Jonas Dobler (Traunstein) als Siebter und Thomas Bing (Rhön) als Achter.
Nicht ganz so weit vorne konnten sich die DSV-Damen platzieren, zeigten aber ebenfalls starke Leistungen. Denise Herrmann (Ruhpolding) wurde 15., Sofie Krehl lief als 19. und Laura Gimmler (beide Oberstdorf) als 21. über die Ziellinie.
„Ein Wettkampf ist halt ein Wettkampf“ kommentierte der ehemalige Skilanglauf-Weltcup-Gesamtsieger Tobias Angerer aus Traunstein die starken Leistungen des DSV-Teams. „Wenn man an der Startlinie steht, will man auch das beste Ergebnis erzielen.“ Angerer hatte ebenso wie der ehemalige Biathlon-Olympiasieger und -Weltmeister Sven Fischer (Schmalkhalden) die 15,5km zur Mittelstation absolviert. „Wir haben ein schönes Erlebnis gehabt, aber ich muss sagen, dass es ganz schön hart vom Rhythmus her war“, beschrieb Fischer am Tag nach dem Rennen den Lauf, bevor die beiden mit Hobbyläufern zum Frühsport, einem lockeren Lauf durch das Gasteiner Tal, aufbrachen.
Eine spezielle Geschichte hatte auch Tagessieger Dematteis zu erzählen. Eigentlich war er zusammen mit seinem Bruder Bernard für die Team-Wertung der adidas INFINITE TRAILS World Championships gemeldet, aber Bernard musste wegen einer Verletzung leider passen. So meldete Martin Dematteis für die Vertical Open als Einzelstarter und nutzte seine Chance durch einen von Beginn aggressiv und dominant geführten Lauf: Die Schonung für den Sonntag konnte er sich getrost sparen.
Trotz dieses Erfolgs dürfte er mit Wehmut auf den morgigen Sonntag schauen, wenn die Teams auf die drei Streckenabschnitte gehen und jeder der Läufer einen Teilabschnitt absolvieren muss. Nach den Runden über 25,4km (1900hm), 58,1km (3400hm) und 40,5km (2100hm) dürfen die Teams noch weitere 700 Meter gemeinsam durch den Zielort Bad Hofgastein laufen und können sich ihre verdiente Gänsehaut im Ziel in der Alpen Arena abholen. Nebenbei erhöhen die WM-Starter dabei übrigens auch noch ihre absolvierten Höhenmeter um zusätzliche vier Höhenmeter.
09.09.23 | Trailrunning Party im Gasteiner Tal |
Klaus Sobirey |