Bei der trotz wechselhaftem Wetter stimmungsvollen Premiere der Davos X-Trails schrieb jede der vier Strecken seine eigene Geschichte. Die Königsdistanz gewannen Stephan Wenk und Heidi Annemarie Schwartz.
Stephan Wenk überquerte die Ziellinie. Blieb eine Weile stehen. Keine Spur von Müdigkeit. Dafür eine riesengrosse Freude. «Mit diesem Sieg erfüllte sich ein Kindheitstraum», sagte der Zürcher nach den 67,6 Kilometern, die ihn und die anderen Teilnehmenden des Diamond Run von Davos über den Scaletta- und den Sertigpass – mit 2739 Metern bildete dieser den Kulminationspunkt der Davos X-Trails – zurück an den Ausgangspunkt führten. Von Anfang an lief er ein einsames Rennen an der Spitze, am Ende wies er mit den 5:49:22 Stunden einen Vorsprung von 19:42 Minuten auf.
Ursprünglich hatte Stephan Wenk geplant, «nur» den Gold Run zu absolvieren. Wenige Tage vor den ersten Davos X-Trails meldete er sich dann aber auf die mit je 2644 Steigungs- und Gefällemetern gespickte Königsdistanz um. Trotz teils erschwerten Bedingungen mit Nebel, Regen, Hagel, Kälte und Wind bereute Stephan Wenk den Entscheid keine Sekunde. «Glücklicherweise war die Mehrheit der Läuferinnen und Läufer gut ausgerüstet», stellte die achtfache Swissalpine-Gewinnerin Jasmin Nunige, die als OK-Mitglied den Grossteil der Strecke in den Laufschuhen zurücklegte, fest.
François Leboeuf, der auf den zweiten Platz lief, zeigte sich begeistert von den Davos X-Trails. Nicht nur, was die sportliche Herausforderung anbelangte. «Die Stimmung entlang der gesamten Strecke war hervorragend», so der Waadtländer stellvertretend für viele der 1638 Teilnehmenden aus 32 Ländern. Wesentlich dazu bei trugen zweifelsfrei die Alphornbläser, Handorgelspieler und Treichler, die sich an verschiedenen Orten postierten. Begeistert von der musikalischen Unterhaltung zeigte sich auch die in Innsbruck lebende Deutsche Heidi Annemarie Schwartz, welche bei den Frauen in 7:48:56 Stunden gewann.
Auf der Startliste des Diamond Run figurierte auch Vajin Armstrong. Der Neuseeländer, am Swissalpine mehrfacher Podestläufer, machte – wie zahlreiche andere auf der Königsdistanz Gestarteten – von der Möglichkeit Gebrauch, im Sertig talauswärts statt über Monstein zu laufen und so den Gold Run zu beenden. Auf den 42,7 Kilometern musste er lediglich einem Läufer den Vortritt lassen: dem in Zürich lebenden Spanier Sergi Jansa, der nach 3:41:42 Stunden ins Ziel lief. Den dritten Rang erreichte der laufende Journalist Markus Mingo aus Deutschland.
Einen einheimischen Triumph gab es dank Alexandra Wallimann bei den Frauen. Nach zwei vierten Plätzen habe sie insgeheim vom Sieg geträumt, sagte sie nach den drei Stunden, 51 Minuten und 57 Sekunden. Ihre Beine waren gezeichnet. Eine Schürfwunde wegen eines Sturzes auf der teils rutschigen Unterlage hatte auch die an zweiter Stelle klassierte Deutsche Lena Laukner, die wie Heidi Schwarz in Innsbruck lebt, und zahlreiche andere Teilnehmende. Verschont von einer Blessur blieb Karin Hofer (Bäretswil), welche das Podium komplettierte.
Im Silver Run und Bronze Run liefen die Langlauf-Spezialistinnen und -Spezialisten weit vorne mit. Der Schweizer A-Kader Athlet Jason Rüesch schaffte es im Silver Run als Dritter gar aufs Podest. Etwa vier Minuten länger unterwegs war Dario Cologna; der im Frühling zurückgetretene vierfache Olympiasieger lief die sechstschnellste Zeit. Die Teilnahme am 23,6 Kilometer langen Silver Run, der von Klosters nach Davos führte, bedeutete für den in Davos wohnhaften Münstertaler der Start zur Vorbereitung auf den London Marathon von Anfang Oktober.
Zuoberst auf der Rangliste figurierte der Name Benedikt Hoffmann. Der Deutsche, vor Jahresfrist Gewinner des K68 der Vorgänger-Veranstaltung Swissalpine, hatte beabsichtigt, den Gold Run zu bestreiten. Eine vor sechs Wochen erlittene Bänderverletzung liess eine derart hohe Belastung indes nicht zu, und statt eines Verzichts auf die Davos X-Trails entschied sich Benedikt Hoffmann zur Teilnahme am Silver Run. Bei den Frauen triumphierte auf dieser Distanz Simone Hegner aus Bern.
Im Bronze Run standen gleich zwei Näffs auf dem Podest: Noe als Sieger, Isai als Dritter. Einen Doppelsieg der Brüder aus Sent verhinderte Fabian Fux. Für den Walliser bildete der 9,3 Kilometer messende Lauf den Abschluss eines einwöchigen Trailrunning-Jugendcamps, welches er in Davos zusammen mit weiteren 17 jungen Laufbegeisterten aus acht Kantonen absolvierte. Übrigens: Die Familie Näff war noch mit einem dritten Familienmitglied in den Top-Ten vertreten: Papa Buolf wurde Achter und klassierte sich somit unmittelbar vor dem Davoser Weltcup-Sprinter Valerio Grond.
Von einer sportlich aktiven Seite zeigte sich Philipp Wilhelm. Der Davoser Landammann gesellte sich zu den nahezu 260 Teilnehmenden des Bronze Run, welchen bei den Frauen die Deutsche Simone Raatz vor der Schweizer C-Kaderlangläuferin Giuliana Werro und der einheimischen Sina Sprecher gewann, und klassierte sich im Männer-Overalklassement im ersten Drittel.
Sein Vorgänger in politischen Belangen, Tarzisius Caviezel, amtete als OK-Präsident der Davos X-Trails und zog ein positives Fazit. «Die Läuferinnen und Läufer wie auch die Helferinnen und Helfer zeigten eine unglaubliche Leistung. Hut ab!»