Der 35. Swissalpine in Davos hat den Coronatest und die Premiere des neuen Königslaufs K68 mit einem dramatischen Finale und dem Italiener Riccardo Montari als Überraschungssieger ausgezeichnet bestanden. Am Sonntag pulverisierte am K43 OL-Spezialist Matthias Kyburz mit einem sensationellen Sololauf den Streckenrekord, bei den Frauen siegte Natascha Baer.
Bergläufer sind Frühaufsteher. Bereits um 7 Uhr erfolgte am Sonntagmorgen der Start zum K43. Auffallend wach war Matthias Kyburz. Der Berner OL-Weltklasseläufer aus Bern setzte sich bereits nach wenigen Metern des 42,7 Kilometer langen Parcours mit insgesamt 1324 Höhenmetern an die Spitze und lief ein einsames Rennen. In 3:00:16,7 Stunden pulverisierte er den Streckenrekord geradezu. Der zweitplatzierte Franzose Kévin Vermeulen büßte mehr als 15 Minuten ein. Trotz des horrenden Tempos sprach Kyburz von einem ökonomisch eingeteilten Lauf, bei dem er sich selbst im Aufstieg zum Scalettapass defensiv verhalten konnte. Besonders gefielen ihm die kleinen Trailwege.
Bei den Frauen lieferten sich die amtierende Marathon-Schweizer-Meisterin Natascha Baer (Kandersteg) und die OL-Spezialistin Sabrina Jenzer (Bern) ein hartes Duell. Aufwärts lief Baer jeweils schneller, abwärts hingegen Jenzer. Zwölf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Baer entscheidend ab. Mit ihrer Siegerzeit (3:48:44,2) distanzierte sie Jenzer im Finale noch um gut vier Minuten.
Im K10 musste sich die Davoser Spitzenlangläuferin Laurien van der Graaf nach 9,3 Kilometern nur Nicole Egger aus Langenthal geschlagen geben. Die Schweizer Langstreckenspezialistin und amtierende Schweizer Meisterin verblüffte mit der horrenden Siegerzeit von 36:19,2 Minuten. Damit wäre sie im von Timo Trinidad (Teufen) in 34:57,3 Minuten gewonnenen Männerrennen Fünfte geworden.
Corona bedingt war am 35. Swissalpine vieles ein wenig anders. Alle Läuferinnen und Läufer starteten bis zum Verlassen des Stadions mit Masken, und im Start-/Zielbereich waren keine Zuschauer zugelassen. Der neu lancierte Königslauf K68 mit insgesamt 2606 Höhenmetern über vier Pässe, dem Panoramatrail zwischen dem Scaletta- und dem Sertigpass sowie der Passage von nicht weniger als acht Tälern wurde gleichwohl auf Anhieb zum Vollerfolg. Und er hätte nicht spannender verlaufen können. Erst auf dem letzten der 67 Kilometer fing der 27-jährige Italiener Riccardo Montani – Nomen est Omen für einen Bergläufer… – den lange Zeit führenden Schweizer Raphael Sprenger noch ab. Montani setzte mit seiner Siegerzeit von 6:12:28,2 eine erste Bestmarke. Sprenger lief gut 16 Sekunden nach dem Italiener im Ziel ein.
Tragisch endete die K68-Premiere für die siebenfache Swissalpine-Siegerin Jasmin Nunige. Die Davoserin gab wegen starker Hüftschmerzen noch vor Rennhälfte nach dem Abstieg von Sertigpass auf. Diese Verletzung plagt sie schon seit Wochen. Nach einer Therapie fühlte sie sich dennoch starkklar, doch dann wurde sie wieder von den Schmerzen besiegt. Keine Probleme bekundete hingegen Marcela Vasinova. Die 31-jährige Tschechin, die in Salzburg wohnhaft ist, hatte sich erst am Dienstag zum Start am K68 entschieden. Sie dominierte den Frauenwettkampf deutlich, lief nach 6:59:12,1 Stunden im Ziel ein und knüpfte der zweitplatzierten Katrin Götz (Bellach) gut 21 Minuten und der Dritten, Luzia Bühler Flims), eine halbe Stunde ab. Bei den Männern hätte ich Vasinova auf Platz 14 klassiert.
Einen Davoser Sieg gab es doch noch: Der einheimische Spitzenlangläufer Jason Rüesch gewann den K23 von Klosters nach Davos mit 634 Höhenmetern Steigung und 235 Metern Gefälle in 1:31:00,9 Stunden. Er führte die Entscheidung nach dem Kulimationspunkt im Abstieg Richtung Davosersee herbei und revanchierte sich gleichzeitig an Vorjahressieger Anrold Aemisegger. Der Liechtensteiner büsste bis hin Ziel noch fast zwei Minuten ein. Bei den Frauen siegte Shelly Schenk in 1:47:36,3 Stunden 45 Sekunden vor der Österreicherin Lena Laukner und gut zwei Minuten vor Marketa Maly (Walchwil).
Swissalpine-Chef Andrea Tuffli konnte sich zu Recht über eine ausgezeichnete Veranstaltung freuen. Sportlich sprach er von einem „grandiosen Anlass mit einer noch nie dagewesenen Zahl von Spitzenathleten.“ Und mit Genugtuung stellte Tuffli fest, dass sich das extra ausgearbeitete Corona-Schutzkonzept bewährte, „vor allem auch im Start-Ziel-Bereich. Aufgrund der Aufteilung der Startfelder in zwei Blöcke wurde die vom BAG erlassene 1000-Personen-Obergrenze nirgendwo auch nur gereizt.“