Wer in vier Tagen beim Rennsteiglauf auf der Halbmarathonstrecke zwischen Oberhof und Schmiedefeld die Startnummer 14.330 sichtet, wird feststellen, dass der dazugehörige Läufer diese etwas regelwidrig auf dem Rücken trägt. In der Starterliste findet man zu der dazugehörigen Startnummer den Jenaer Studenten MarTin Schäf aus Eschbergen bei Gotha. Warum er die Startnummer auf dem Rücken trägt, wird leicht ersichtlich: MarTin läuft rückwärts und die Startnummer auf der Brust würde niemand sehen können.
MarTin startet damit einen Versuch als Rückwärtsläufer auf dem Rennsteig, um eventuell ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen zu werden. Auf jeden Fall würde es ein Rennsteigrekord, da der Versuch offiziell angemeldet wurde.
Die Idee des Rückwärtslaufens als Sport ist nicht neu. Rückwärtsläufer gibt und gab es schon vielfach. Sie haben sogar eigene Wettkämpfe und Meisterschaften. Bereits 1826 wurde dieser Kunstlauf zum ersten Mal erwähnt. Als Pionier in Sachen Retrorunning gelten der Franzose Christian Grollé, der sich seit 1978 mit dieser Laufart beschäftigt, und Roland Wegner, der seit dem Jahre 2001 die Sportart unter dem Namen „Retrorunning“ promotet. 1992 fand in Italien der erste Rückwärtswettkampf in Europa statt. Mittlerweile gibt es Rückwärtsläufe auch in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Neuseeland, Nord- und Südamerika, Indien und Südafrika, schreibt Wikipedia dazu. Allerdings handelt es sich hierbei meist um Bahn- oder Straßenläufe. Wie am 26. April, als Thomas Dold ein Weltrekord über 10 Kilometer-Rückwärtslaufen beim Oberelbe-Marathon aufstellte.
Unter den schwierigen Bedingungen des Rennsteiglaufs als größten Crosslauf Europas, ist der „Rückwärtsgang“ äußerst selten.
MarTin beschreitet mit dem Versuch kein Neuland. Bereits 2012 hatte er den Rennsteig-Halbmarathon und die 15 km-Kernbergstrecke rückwärts erfolgreich bestritten. MarTin hat in Jena Sportwissenschaft studiert und kommt eigentlich vom Karatesport. Mit dem Sportwissenschaftsstudium in Jena wurde er erst so richtig sportlich aktiv und betreibt nun schon zehn Jahre intensiv Gerätturnen. Crosstriathlon in Jena, Jedermanns-10-Kampf, 100 Kilometer-Saalehorizontalen-Wanderung, Napoleon-10-Kampf und andere „verrückte“ sportliche Herausforderungen hat er schon bestanden.