Wie im letzten Beitrag ausgeführt, ist Thüringen von der Zahl der Laufveranstaltungen, die Streckenlängen von mehr als der Marathon (42,195 Kilometer) haben, nicht gerade eine Hochburg in Deutschland. Trotzdem findet man eine Vielzahl von Thüringer Daten in den Internet-Statistiken der Deutschen-Ultramarathon-Vereinigung (DUV), wozu vor allem der Rennsteiglauf beigetragen hat.
Mit großer Gründlichkeit haben sich die Statistiker um Jürgen Schoch, Carsten Rogge und Andreas Knop bemüht, möglichst viele Thüringer-Ultras mit den kompletten Ergebnislisten aufzunehmen. Obwohl selber nur gelegentliche Rennsteigläufer, haben sie zum Beispiel fast alle Ergebnisse der "Langen" Strecke, der bisher durchgeführten 42 GutsMuths-Rennsteigläufe, in mehrjähriger Arbeit bearbeitet. Damit verfügen sie auf ihrem Internetportal
über eine ausführliche Statistik zum größten Ultramarathon Deutschlands.
Die Rennsteiglaufergebnisse sind auch verantwortlich dafür, dass die Läufer vom USV-Jena mit 375 Datensätzen vertreten sind, wovon allein 232 vom Rennsteiglauf stammen. 45 verschiedene USV-Läuferinnen und Läufern haben bisher eine Aufnahme in die Ultra-Marathon-Listen gefunden. Gerd Hantsche steht mit 35 Läufen bei den Männern an der Spitze, gefolgt von Sven Glaser (26) und Dr. Peter Fuchs (23).
Bei den neun Frauen ist Heidrun Pecker mit 17 Einträgen an erster Stelle, gefolgt von Christine Schwab (7) und Doreen Ullrich (5). Eigentlich läge deren Trainingspartnerin Jana Fischer mit sechs Einträgen noch davor. Sie ist aber bei ihren Ultraläufen für ihren Heimatverein SG Adelsberg gestartet. Heidrun Pecker war die Erfolgreichste aus Jenas Laufszene, denkt man nur an ihre drei Gesamtsiege (2001, 2003 und 2005) beim GutsMuths-Rennsteiglauf. Dazu kommen noch zwei Siege bei der Harzquerung und sechs zweite und dritte Plätze auf dem Rennsteig, beim 100-Kilometer-Lauf von Biel und bei der Harzquerung.
Bei den Männern haben Sven Glaser (Harzquerung), Jörg Lauchstädt (6-Stunden-Lauf in Fröttstädt) und Gunnar Rethfeldt (Harzquerung) je einen Gesamtsieg auf ihrem Konto. Beim Rennsteiglauf rangiert Sven Glaser mit Platz 21 im Jahre 1992 auf dem besten Rang eines USV-Läufers in der ewigen Bestenliste.
Inzwischen wurden Dank Hinweisen von Gerd Hantsche, Jens Panse (Erfurt) und Jörg Schmid (Arnstadt) und Christian Hottas (Hamburg) noch fünf weitere Ultraläufe in Thüringen aufgefunden. Das ist der "Thüringen Ultra" von Fröttstädt, wo die lange Strecke über 100 Kilometer führt, man aber auch Teilstrecken ab 50 Kilometer absolvieren kann. Dazu kommt noch der "Sechs-Stundenlauf", ebenfalls in Fröttstädt. Mehrere Auflagen hatte der 51-Kilometer lange "Lauf der Deutschen Einheit", von Mühlhausen nach Treffurt und zurück, den es aber nicht mehr gibt.
Der von Christian Hottas vorgeschlagene Ottonenlauf mit 71,8 Kilometer gehört nicht zu Thüringen, da Start- und Zielort (Stiege/Quedlinburg) bekanntlich zu Sachsen-Anhalt gehören. Anders sieht es bei der Harzquerung (50 Kilometer) aus, wo der Start in Wernigerode zwar in Sachsen-Anhalt liegt, das Ziel Nordhausen aber in Thüringen. Außerdem stammen die Organisatoren aus Nordhausen.
Auch der "Jägerstein-Ultra", der bisher zwei Mal durchgeführt wurde, fand Aufnahme in die Statistik. Dieser Ultratrail über knapp 70 km mit ca. 2200 Höhenmetern führte im Dezember durch den winterlichen Thüringer Wald von Fröttstädt zur Gehlberger Hütte auf den Schneekopf. Anders als üblich, gab es hier keine markierte Wettkampfstrecke, sondern einen in Fröttstädt beginnenden GPS-Track, dem man folgen musste, um den zweithöchsten Gipfel des Thüringer Waldes zu erreichen.
Alle Gruppenläufe des USV Jena, wie die drei "Gesamtdeutschen-Rennsteigläufe" und die vier Rennsteigrekordläufe fanden keine Aufnahme in die Statistik, da sie keinen Wettkampfcharakter trugen. Ebenfalls keine Aufnahme fand die "Kleine" Strecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs, die bis Anfang der 1990er Jahre mehrfach die geforderten 45-Kilometer lang war.
Hier liegt das Problem in der Aufarbeitung der Ergebnislisten. Die damals elektronisch ermittelten Ergebnisse, die im VEB Robotron Zella Mehlis bearbeitet wurden, sind nach der Auflösung des Betriebes um 1991 gelöscht worden. Die damaligen Ergebnishefte haben teilweise so eine schlechte Qualität, dass ein Einscannen mit herkömmlichen Scannern fast unmöglich ist. Da pro Jahrgang bis zu 5000 Läuferinnen und Läufer zu erfassen wären, suchen die Statistiker Helfer, die die entsprechenden Zuarbeiten leisten würden. Mit der Aufnahme dieser Strecke würde der Rennsteiglauf seinen heimlichen Titel als "größter Cross Europas" noch den offiziellen als größter Ultra Europas hinzufügen können.