26. Bergmarathon „rund um den Traunsee“: Während Kurgäste und Erholungssuchende das Salzkammergut für seine idyllischen Seen und Städte als Ruheoasen nutzen, machen sich einmal jährlich im Juli 500 „verrückte“, begeisterte Bergsportler um 3.00 Uhr morgens auf, um die Bergwelt rund um den Traunsee zu bezwingen. Die circa 70 Kilometer lange Strecke, bei der 4500 Höhenmeter zurückgelegt werden, lässt die Teilnehmer an ihre Grenzen stoßen.
Im Jahre 1989 gab W. Buchinger nach vielen Vorbereitungen, Begehungen, Zeitmessungen und Unterstützung seiner Familie und Bergfreunden mit der ersten persönlichen Ausschreibung den offiziellen Start zu diesem Bergabenteuer. Von den 42 damals gestarteten Läufern warf über die Hälfte vor dem Ziel das Handtuch.
Die Route ging damals von Gmunden (425 üM) aus über den Grünberg (984m) auf den Traunstein (1575m) nach Karbach (426m), über den Spitzlstein (1080m) nach Ebensee. Im Anschluss über den großen Sonnstein(1037m) hinunter in die „Kreh“ (647m) über die Hochsteinalm (920m) ins Mühlbachtal. Von dort aus auf den Grasberg (748m) über den Gmundnerberg (830m) hinab zum Zieleinlauf wieder in Gmunden.
Seit 1990 wurde die Strecke sogar noch erschwert, indem anstatt des Sonnsteins der Feuerkogel mit 1530 Höhenmetern hinzukam. Der Initiator Willi Buchinger rechnete damit, dass beim Premierenlauf die ersten Zieleinläufer nach 16 Stunden die Traunseestadt erreichen würden. Nach unglaublichen 8 Stunden 55 passierten zeitgleich Wolfgang Köblinger und Alois Leitner das ersehnte Ziel.
Seit nunmehr 26 Jahren begeben sich Bergsportler aus aller Welt an den Traunsee um bei diesem außergewöhnlichen Alpinlauf dabei sein zu können. Die stetig steigende Teilnehmerzahl bestätigt den Erfolg dieses Bergabenteuers, mittlerweile sind die 500 limitierten Startplätze bereits innerhalb der ersten zwei Anmeldetage vergeben.
Um den großen See - über steile Berge: Europas schönster Erlebnislauf
Gmunden, die Keramikstadt im Salzkammergut liefert gelegen am schönen Traunseeostufer den Ausgangspunkt für den anspruchsvollen Bewerb. Die Bergwelt rund um den See ist für die Teilnehmer einerseits Herausforderung pur – die Königsetappe auf den Traunstein mit seinen 1575 Höhenmetern fordert auch von erfahrenen Bergsteigern Schwindelfreiheit und Trittsicherheit – andererseits ein Eintauchen in die unberührte Bergwelt des Salzkammerguts.
Seit 1999 haben Bergsportbegeistert auch die Möglichkeit den Bergmarathon in Halbdistanz von Gmunden nach Ebensee oder Ebensee nach Gmunden zu absolvieren.
Einer perfekten Organisation und viele unzähligen freiwilligen Helfern ist es zu verdanken, dass trotz schwieriger topografischer Verhältnisse und Wetterkapriolen die Bergsportler auf allen Wegstrecken an insgesamt 12 Labstationen mit ausreichend Flüssigkeit und Snacks versorgt werden. So sind allein im Vorjahr 2200 Magnesiumsticks, 1500 Müsliriegel, 100kg Bananen und 1000 Liter isotonische Getränke an die Teilnehmer verteilt worden.
Seit der ersten Durchführung des Bergmarathons im Jahre 1989, steht der Bewerb nicht nur für außergewöhnliche sportliche Leistungen, sondern ist auch immer wieder geprägt von ungewöhnlichen Extrembedingungen. In den letzten Jahren mussten Teilnehmer immer wieder auch mit heftigen Temperaturschwankungen kämpfen. So gab es ein Jahr in dem die Sportler bereits um 3 Uhr früh mit einer Temperatur von 26 Grad starten mussten und tagsüber zu den normalen Strapazen auch noch einer Hitze von 38 Grad ausgesetzt waren. Aber nicht nur die Hitze forderte die Sportler der letzten Jahre, auch ein überraschender Wintereinbruch im Juli mit minus 2 Grad und Schneefall auf den Bergen erschwerte den Bewerb.
Sportliche Höchstleistungen wurden allemal geboten, so war eine der jüngsten Teilnehmerinnen erst acht Jahre, der älteste 72, die den Halbbewerb absolvierten. Mit am längsten dabei ist ein Sportler, der den Bergmarathon bereits 22mal bestritten hat. Die absolute Höchstleistung jedoch erfüllte der dreimalige Gewinner 2009 , der nach 8 Stunden 11 im Ziel um 12 Uhr Mittag noch einmal zu seinem eigenen Benefizlauf zugunsten der Kinderkrebshilfe startete und um 1.30 Uhr zum zweiten Mal das Ziel erreichte. Derselbe Sportler lieferte bereits 2008 die bisherige Streckenbestzeit mit 7 Stunden 26 Minuten.
Zu all den Rekorden, Extrembedingungen und Höchstleistungen steht jedoch eine wichtige Tatsache aller Sportler an vorderster Stelle, dass sich in den 25 Jahren Bergmarathon noch kein einziger Teilnehmer gröbere Blessuren zuzog und jeder der das Abenteuer Bergmarathon absolviert sich als Sieger fühlen kann.
Spaß an der Bewegung und am Sport ist die Devise des seit 2008 ins Leben gerufenen Kinderbergmarathons. Unter der Aufsicht von Österreichs bekannten Langstreckenläufer Christian Pflügl können Kinder zwischen 3 und 16 auf altersgerechten Strecken ihr Lauftalent unter Beweis stellen.
Für alle die der gesamte Bergmarathon oder einer der Halbbewerbe zu viel Anstrengung ist, die aber trotzdem Bergmarathonluft schnuppern wollen können dies beim Benefizmarathon zu Gunsten einer karitativen Einrichtung tun. Für ein Startgeld von 20 Euro, dass zur Gänze für einen guten Zweck verwendet wird, geht’s per Schiff vom Gmundner Rathausplatz nach Altmünster und von dort spaziert man den Wanderweg bis zur Original Labstation am Gmundnerberg entlang der Bergmarathonstrecke zurück nach Gmunden zum Zieleinlauf.
Wenn man manchmal etwas „verrücktes“ tut, fällt einem das „Normalsein“ wieder leichter.
Vor 25 Jahren hatte ein einziger eine Vision, alle Berge rund um den Traunsee innerhalb von 24 Stunden zu besteigen. Mit der Idee und dem Engagement von Willi Buchinger ist eine herausragende Veranstaltung ins Leben gerufen worden. Nach dessen Tod 1997 übernahm der Ohlsdorfer Manfred Spitzbart die Organisationsleitung, heuer übergab dieser seine Agenden an Willis Sohn Harald Buchinger, der Kreis schließt sich.
Bis heute hat sich der Bergmarathon um dutzende Teilnehmer mehr und unzählige freiwillige Helfer und Helferinnen als jährlicher Fixpunkt der Bersportbegeisterten im Salzkammergut etabliert. Der Erfolg basiert nicht zuletzt auf den Einsatz vieler Freiwilligen, die sich jedes Jahr in Sachen Engagement und Herzlichkeit Bestnoten verdienen. Der Bergmarathon ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung, jeder der dabei ist ob Teilnehmer oder Helfer darf sich als Sieger fühlen.
06.07.19 | Steiler geht nicht |
Frank Albrecht |