Mit einer sehr starken Vorstellung hatte man gerechnet. Das was die 35-jährige Ärztin Dr. Andrea Mayr (SVS Schwechat) beim 16. Schafberglauf in St. Wolfgang bot, war nicht von diesem Planeten: Die 5,83 km lange und steile Strecke mit einer Höhendifferenz von 1.190 m bewältigte sie in sage und schreibe 44:40 Minuten. Damit verbesserte die fünffache Berglauf-Weltmeisterin den erst ein Jahr alten Streckenrekord der Kärntnerin Dr. Marlies Penker (53:43) um nicht weniger als 9:03 Minuten! Mehr noch: Mayr erreichte das Ziel bei der Bergstation der SchafbergBahn vor allen Männern. Eindeutig, wer an diesem Tag das „starke“ Geschlecht repräsentierte.
Dabei waren die schnellsten Männer beileibe keine „Fußmaroden“. Der 34-jährige Lukas Gärtner (Hurtigflink LTC) lag als erster Mann in 45:12 Minuten (die beste Männer-Siegerzeit seit acht Jahren!) am Ende 32 Sekunden hinter der weltbesten Bergläuferin aller Zeiten. Der Kärntner Andreas Tockner, der den Schafberglauf 2012 und 2013 als Gesamtsieger beendete, war in 45:32 Minuten so schnell wie noch nie – und doch lag er als zweitplatzierter Mann 52 Sekunden hinter Mayr. Der dritte Mann Emanuel Zeppetzauer (SV Dürrnberg) finishte in 46:57 Minuten. Dem Vorjahressieger Daniel Rohringer (Autohaus DeBettin – Sparkasse Salzkammergut), der am Ende in 47:29 Minuten auf dem 5. Männer-Rang ins Ziel kam, nahm Mayr gleich einmal 2:49 Minuten ab.
Ein weiterer Beweis der unglaublichen Leistung Mayrs ist die Tatsache, dass seit 1983 (1. Schafberglauf) nur zwei Männer – die beiden Weltklasse-Bergläufer Helmut Schmuck (43:03/2007) und Helmut Stuhlpfarrer (43:04/1986) schneller waren als die 35-jährige Ärztin. Zurecht beurteilten Berglauf-Insider die Leistung Mayrs, als das beste, was sportlich jemals beim Schafberglauf abgeliefert wurde.
Mayr, die als Unfallchirurgin im Krankenhaus Vöcklabruck arbeitet, im Zielinterview: „Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden – auch da ich gerade von einer 26-Stunden-Schicht im Krankenhaus komme. Aber vielleicht gibt gerade das einen gewissen Extra-Kick.“ Vom Moderator zu ihren Zukunftsplänen befragt: „Nachdem es heuer so gut läuft, möchte ich zuerst am 4. Juli die Berglauf-Europameisterschaften in Madeira bestreiten und mich dann für den Frankfurt-Marathon am 25. Oktober vorbereiten. Ich habe zwar aufgrund meines Fulltimejobs nicht mehr damit gerechnet – sehe nun aber doch Chancen, mich für den Olympia-Marathon 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren.“ (Anm.: Das Olympia-Limit 2:34:00 ist sicher in Reichweite. In 2:30:43 Stunden hält sie den Öst. Rekord – schon beim Olympia-Marathon 2012 in London war sie am Start.)
Für Marlies Penker, die diesmal exakt eine Sekunde schneller als im Vorjahr war, blieb als „Beste dieses Planeten“ Rang 2 in 53:42 Minuten vor Sybille Schild (Sportalpen) in 58:16 Minuten.
Andrea Mayr war aber nicht die einzige Weltmeisterin am Start. Auch der 41-jährige Andi Goldberger (Skiflug-Weltmeister 1996 und dreifacher Gesamt-Weltcupsieger) von den Lauffreunden Mondsee machte in 56:34 Minuten eine sehr gute (Lauf-)Figur. Dies bedeutete am Ende den 53. Gesamtrang (14. Rang M40).
Freuen durften sich auch das Männerteam der LG Nußdorf (Manuel Desch, Alex Knoblechner, Florian Rausch) und das Frauenteam der veranstaltenden Laufgemeinschaft St. Wolfgang (Daniela Haas, Tamara Frisch, Elisabeth Frisch), die sich den Sieg in der erstmals ausgetragenen Teamwertung holten. Tamara Frisch (Jg. 2005, LG St. Wolfgang) war die jüngste, der 80-jährige „Berglaufpapst“ Franz Puckl (Jg. 1935, LSV 1990 Kitzbühel) der älteste Teilnehmer der Veranstaltung. Die 70 Jahre Altersunterschied verdeutlichen die Bandbreite des immer beliebter werdenden Schafberglaufes.
Für die Tagessieger Andrea Mayr und Lukas Gärtner gab es wieder eine besondere Schafberglauf-Siegertrophäe. Die St. Wolfganger Bäckerei Gandl spendete zudem jede Menge „süßer“ Preise für die Top-3 jeder Klasse. Das Kuchenbüffet kam bei den Läufern genauso gut an, wie unzählige Warenpreise, „Hochprozentiges“ der Schnapsbrennerei Primushäusl und die Finisher-Medaillen mit dem markanten Logo des Schafberglaufes. Die Witterung war mit 14 °C am Start und kühlen und nebeligen 4 °C im Ziel für die Läufer absolut in Ordnung. Die Zuseher hätten sich natürlich „Postkartenwetter“ gewünscht – aber das folgt ja vielleicht schon bei der 17. Auflage, die dann eine Woche später – am 22. Mai 2016 über die Wolfgangseer Freiluftbühne geht.
Der Schafberglauf war zugleich auch das Auftaktevent zum 1. Salzkammergut-Berglaufcup 2015, der mit dem Katrinberglauf (14. Juni), Dachstein-Krippenstein-Berglauf (20. Juni), Losergipfel-Berglauf (25. Juli) und dem Postalm-Berglauf (5. September) komplettiert wird. Details dazu: www.salzkammergut-berglaufcup.at
Die Organisatoren der LG St. Wolfgang rund um LG-Obmann Hannes Hillebrand, Maria Eisl und Josef Wimmer konnten nach der Siegerehrung im Hotel Schafbergspitze (Österreichs erstes, bereits 1862 gegründetes Berghotel) eine äußerst erfreuliche Bilanz legen. Mit 245 Meldungen, 236 Startern und 227 Meldungen konnte trotz der Terminkollision mit dem Hallstatt-Halbmarathon nach 2014 (263 Meldungen) das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten verzeichnet werden. Im Vorjahr profitierte man zudem von der Ausrichtung der OÖ. Landesmeisterschaften (diese finden heuer am 14. Juni im nahe gelegenen Bad Ischl statt). Viele Teilnehmer lobten sowohl den Lauf als auch das „Drumherum“. Eine Läuferin: „Bei euch im Salzkammergut, geht einem einfach das Herz auf.“
16. Schafberglauf in St. Wolfgang
Termin: 17. 5. 2015
Länge: 5.830 m (1.190 Höhenmeter)
Damen-Gesamtwertung:
1. Dr. Andrea Mayr (Rekord) 44:40
2. Dr. Marlies Penker 53:42
3. Sybille Schild 58:16
Herren-Gesamtwertung:
1. Lukas Gärtner 45:12
2. Andreas Tockner 45:32
3. Emanuel Zeppetzauer 46:57
26.05.19 | Mensch gegen Dampflok |
Wolfgang Bernath |