Stärker hätte das Comeback kaum ausfallen können. Vier Jahre nach der letzten Auflage im Sommer 2015 feierten die SALOMON 4 Trails eine von allen Seiten gelobte Rückkehr in die Trailrun-Szene. Und mit Matthias Baur (Salomon Running) fand der Alpen-Lauf von Seefeld nach Imst einen absolut würdigen Sieger.
Der 25-Jährige aus Aalen in Baden-Württemberg erreichte das Ziel nach 95 Kilometern und 5.800 HM in der Gesamtzeit von 8:48:17,0 Stunden. Mit einem Rückstand von nur 2:43 Minuten erkämpfte sich der Schweizer Simon Zahnd Rang zwei vor dem Österreicher Rene Mair (Rückstand 11:32 Minuten). Der Lokalmatador wurde in seinem Heimatort Imst frenetisch gefeiert. Bei den Frauen war die junge Ida-Sophie Hegemann nicht zu bremsen. Nach vier Etappensiegen feierte die 22-jährige Norddeutsche ihren bislang größten Erfolg in einem Trailrun-Etappenlauf.
Dabei war es spannend bis zum letzten Meter, denn die Konstellation vor der Schlussetappe von Nassereith nach Imst über 23,7 Kilometer und 1.333 Höhenmeter ließ durchaus noch eine Überraschung zu. Der Schweizer Simon Zahnd, mit einem Rückstand von 6:25 Minuten in die letzte Etappe gegangen, setzte wie angekündigt im Finale alles auf eine Karte, griff im Uphill hinauf zum fast 2.000 m hoch gelegenen Sinnesgatter sofort an und verringerte den Rückstand Minute um Minute. Baur schien angeschlagen, aber nicht geschlagen.
„Ich war am Limit, bin einfach nur gelaufen, was maximal ging. Simon hat wirklich alles von mir gefordert“, zollte Baur seinem Kontrahenten aus Bern höchsten Respekt. Der 36-jährige Eidgenosse („ich habe gedacht, jetzt oder nie und habe einfach alles riskiert“) feierte im Ziel in Imst in 2:00:05 Stunden seinen ersten Etappensieg bei den SALOMON 4 Trails, Baur lief als Zweiter in 2:03:59 Stunden über die Ziellinie, Rene Mair folgte auf Rang drei in 2:06:18 Stunden.
Auch die Plätze vier und fünf in der Gesamtwertung waren prominent besetzt. Nach einem harten Zweikampf setzte sich der Österreicher Martin Mattle (Salomon Running Austria, 9:05:29 Stunden) vor dem jungen Bayern Lukas Sörgel (Salomon Running, 9:08:06 Stunden) durch. Für Sörgel ein Erfolg, mit dem er so nicht mehr gerechnet hatte. Der 23-jährige litt unter starken Leistenschmerzen, kämpfte sich aber bis ins Ziel durch. „Damit habe ich nicht mehr gerechnet, deshalb freue ich mich umso mehr darüber“, so Sörgel.
Ebenso wie Informatik-Student Matthias Baur feierte bei den Frauen die Göttingerin Ida-Sophie Hegemann ihren größten Erfolg bei einem Trailrun-Etappenrennen. In Imst zeigte sie bei ihrem vierten Etappensieg erneut ihre große Klasse. „Im Finale wurde es noch mal richtig emotional. Die Zuschauer haben meinen Namen gerufen, da habe ich erst gespürt, dass mich niemand mehr einholen kann“, freute sich die Jura-Studentin im Ziel nach 10:25:07 Stunden über ihre dominierende Vorstellung. In knapp sechs Wochen geht das wohl größte deutsche Trailrun-Talent beim Transalpine Run in Oberstdorf an den Start. Sandra Schmid (Orthomol Sport Team, 11:02:47 Stunden) erkämpfte sich Rang zwei, die Österreicherin Anita Eckerstorfer (11:20:04 Stunden) Rang drei.
Auf Anhieb und ohne Anlaufschwierigkeiten hat sich das Trailrun-Event seinen festen Platz im internationalen Wettkampfkalender zurückerobert. Und dabei auf ein Konzept setzte, dass mit kürzeren und weniger harten Etappen und späteren Startzeiten genau den Geschmack der Trailrun-Community traf. Dazu gingen zum ersten Mal in der Geschichte des Events auch Hiker an den Start. „Wir hatten über
500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach der vierjährigen Pause, das war sensationell gut“, kommentierte Silvia Felt, Sports Marketing Manager Salomon Suunto, die Comeback-Veranstaltung. Das Besondere dieser SALOMON 4 Trails war wohl die besondere Mischung aus Spitzen- und Breitensport.
„Ganz vorne haben wir echten und dabei sehr fairen Spitzensport gesehen. Vier Tage lang war es ein Kampf um die Plätze. In der Mitte waren viele dabei, die auch schon mal beim Transalpine Run gestartet sind. Und dann hatten wir eine richtig große Menge von Anfängern, Familien und Paaren dabei“, so Silvia Felt, die die Qualität der Strecken hervorhob: „Immerhin musste man jeden Tag einen Halbmarathon mit 1.450 HM laufen. An drei Tagen waren wir über der 2.000 m-Grenze. Das war schon anspruchsvoll.“
Eigentlich konnte man das Comeback der SALOMON 4 Trails mit nur einem Wort beschreiben: Perfekt. Denn es passte so gut wie alles. Das Konzept, das mit den kürzeren Etappen (von 22 bis 25 Kilometer) von Streckenchef Martin Hafenmair passend als „idealer Einstieg in die Welt der Etappenläufe“ beschrieben wurde, ging voll auf. Die Spitzenläufer*innen als auch die weniger routinierten Teilnehmer*innen kamen voll auf ihre Kosten kamen und schwärmten dabei von einem schönen Spirit, von der Solidarität und von der gegenseitigen Unterstützung.
508 Athleten und Athletinnen aus 24 Nationen waren in Seefeld/Tirol an den Start gegangen. 465 erreichten den Zielort Imst. Und selbst das in diesem Jahr wechselhafte Wetter spielte zumindest bis zur Halbzeit mit. Die 3. Etappe von Wildermieming nach Nassereith musste wegen einer Schlechtwetterfront verändert werden. Es wurde kalt, nass und windig. Für viele Teilnehmer echtes „Trailrun-Wetter“.
Zum ersten Mal gingen beim SALOMON 4 Trails auch Hiker an den Start. Eine echte Erfolgsgeschichte. Der Münchner Torben Meyer holte sich im Imst erneut den Tagessieg als „Fastet Hiker“ mit einer Zeit von 03:11:03 Stunden. Bei den Frauen schaffte Elisabeth Bräumann (Salzburg) ebenfalls den heutigen Tagessieg mit 3:30:56 Stunden.
Nicht weniger spannend verliefen die vier Etappen in den Altersklassen. Einen echten Vierkampf erlebte die Kategorie Master Men. Zwischen dem Norweger Robert Sørlie, dem Österreicher Bruno Lemberger, dem Österreicher Franz Straßer und dem Deutschen Marcus Biehl ging es mehr als knapp zu. Lemberger gewann die erste Etappe, Sørlie das zweite, dritte und vierte Teilstück und holte damit auch den Gesamtsieg in 9:46:45,0 Stunden. Rang zwei ging an Lemberger (9:57:57 Stunden), Rang drei an Straßer in 10:01:43 Stunden.
Bei den Master Women wurde es von Tag zu Tag spannender. Nach ihrem Auftaktsieg in Leutasch verteidigte die Lokalmatadorin Nina Koch ihren Vorsprung mit drei zweiten Plätzen bis ins Ziel in Imst, das sie nach 12:05:42 Stunden erreichte. Als härteste Konkurrentin erwies sich die Russin Elena Likhacheva, die die Etappen nach Wildermieming und Nassereith gewann, aber in 12:13:49 Stunden nicht an Koch herankam. Sigrid Lindlacher (SC Anger) wurde Gesamtdritte in 12:16:24 Stunden.
Bei den Senior Master Men stand der viertägige Alpenlauf ganz im Zeichen des Bayers Stefan Holzner, der trotz starker internationaler Konkurrenz durch den Engländer Stewart Whitlie und dem Österreicher Jürgen Schatz alle vier Etappen gewann. Aber bis zum Schluss nicht wirklich sicher war, ob das auch zum Gesamtsieg reichen würde. Es sollte reichen. „Ich war bis zum Schluss nervös, die Konkurrenz war stark“, zeigte der der 51-jährige Ex-Triathlet höchsten Respekt vor der Konkurrenz. Mit einer Gesamtzeit von 9:24:48 Stunden wäre Holzner auf Rang 6 in der Kategorie Men gelaufen. Erstaunlich, ist Holzner doch mehr als 25 Jahre älter als Gesamtsieger Matthias Baur. Rang zwei ging an Whitlie (9:50:53 Stunden), Rang drei an Schatz (9:57:12 Stunden).
Eine relativ klare Angelegenheit war indes die Kategorie Senior Master Women. Gleich drei deutsche Läuferin dominierten. Tatjana Appelhans (TV Georgsmarienhütte) gewann alle vier Etappen und verwies in 12:32:48 Stunden Gabriele Pauli (WSV Otterskirchen, 13:07:14 Stunden) und Viola von Glasenapp (13:25:49 Stunden) auf die Plätze.
Alle Ergebnisse der SALOMON 4 Trails 2019 gibt es hier:
www.planb-registration.de/4trails2019/ergebnisse