Am 30. Januar 2013 bricht Nicole Dörr aus dem Chiemgau zu einem extremen Abenteuer auf: sie nimmt am „Yukon Arctic Ultra“ teil. Der YAU findet im Yukon Territory (Nord-Kanada) statt und gilt wegen seiner Länge und Temperaturen bis unter –40°C als härtester Ultralauf der Welt. Die 44-jährige startet über eine Strecke von 300 Meilen, fast 500 Kilometer, und hat dafür acht Tage nonstop Zeit.
Die knapp 80 Teilnehmer können die Fortbewegungsart wählen: Langlaufski, Mountain Bike oder „zu Fuß“ laufen, bzw. mit Schneeschuhen bei Neuschnee. Nicole Dörr läuft. Sie sagt von sich: „Ich bin einfach eine Läuferin. Das mag ich am liebsten und das kann ich auch am besten.“ Auch bei der Streckenlänge können die Extremsportler wählen: Marathon, 100, 300 oder 430 Meilen. Die Chiemgauerin hat sich für die 300 Meilen entschieden. Die 100 Meilen oder gar der Marathon sind ihr zu kurz, „dafür so weit zu reisen, finde ich unpassend. Die 430 Meilen sind mir zu lang, also 300 Meilen.“
Erstaunlicherweise fürchtet Nicole Dörr die enorme Distanz und die Eiseskälte nicht so sehr: „Auch wenn die Strecke unvorstellbar lang ist, so kann man das schaffen. Man muss halt langsam genug laufen. Und vor der Kälte kann ich mich schützen. Ich verfüge von Wintertouren nach Grönland und Nordskandinavien über eine solide Erfahrung, habe exzellente Ausrüstung und ich kann auch damit umgehen. Viel mehr Sorgen bereitet mir der Schlafmangel. Ich brauche viel Schlaf!“ Der Begegnung mit wilden Tieren sieht sie zwiespältig entgegen: „Bären sollten Winterschlaf halten. Und mal einen Wolf zu sehen, davon träume ich schon seit langem. Nur bitte nicht gleich ein ganzes Rudel in der Nacht…“
Die Route des YAU folgt dem Yukon Quest. Dieses legendäre Schlittenhunderennen durch die eisige Kälte und Einsamkeit Nordkanadas startet ebenfalls in Whitehorse – genau einen Tag vor dem YAU. Wegen der Hunde und der Motorschlitten entsteht ein relativ fester Trail im Schnee – wenn dieser nicht von Neuschnee oder Schneeverwehungen wieder zugdecket wird. Im Abstand von 30 bis 70 Meilen müssen die Extremsportler Checkpoints anlaufen. Dort gibt es heißes Wasser und meistens auch eine Mahlzeit.
Dennoch muss jeder seine komplette Ausrüstung – einschließlich Essen für mindestens 48 Stunden – selbst mitnehmen. 20 bis 25 kg wird Nicole Dörr in einem Pulka, einem wannenförmigen Zugschlitten, hinter sich herziehen. Zur Pflichtausrüstung gehört auch ein kleiner Sender, der alle zehn Minuten via Satellit die GPS-Position des Athleten sendet. Für den Veranstalter bedeutet dies ein großes Plus an Sicherheit, für alle, die daheim mit einem leichter Schauer vor dem PC sitzen, ermöglicht es ein Live Tracking
Der Start findet am 3. Februar 2013 um 10:30 Uhr im kanadischen Whitehorse statt, bei uns also um 19.30 Uhr, nach acht Tagen spätestens müssen die Athleten das Ziel erreicht haben.
Nicole Dörr reist voller Vorfreude und gut trainiert nach Kanada: „Ich liebe die Natur, ich liebe Ausdauersport und ich finde es faszinierend, mich an etwas zu messen, von dem ich nicht weiß, ob ich es überhaupt schaffen kann.“ Dafür bringt sie gute Voraussetzungen mit: sie erreichte beim Transalpine Run – in acht Tagen über die Alpen – viermal das Ziel und schaffte auch schon 100 km nonstop im Gebirge. Auch beruflich steht sie den Sport nah: sie arbeitet bei der deutschen Niederlassung der schwedischen Sportbekleidungsmarke Craft. Eine bestimmte Platzierung strebt sie dennoch nicht an: „Das große Ziel heißt: gesund und gut gelaunt ankommen!“