Premiere der „SaaleHorizontale-Staffel“ rundherum erfolgreich
Die Zuschauer und Kampfrichter glaubten ihren Augen nicht trauen zu können, als an der sechsten Wechselstelle in der Nähe von Zwätzen eine Läuferin in Strümpfen auf ihren Wechsel wartete. Sie hatte doch tatsächlich die Laufschuhe vergessen. Sie ließ sich von dem ankommenden Läufer die Schuhe geben, zog sie an und entschwand eiligen Schrittes Richtung Papiermühle, wo sie erfolgreich und ohne Blasen ankam. So wie diese Staffel, gingen die meisten der 64 gestarteten Teams nicht ganz so verbissen an die insgesamt 82 Kilometer lange und ausgesprochen anspruchsvolle Strecke heran. Die Freude am Laufen, die fantastische Landschaft mit vielen herrlichen Ausblicken und die Teamidee - etwas gemeinsam zu meistern - überwog.
Mit fast 2000 Höhenmetern Anstiegen ist die „SaaleHorizontale-Staffel“ der dritte Ultrastaffellauf in Thüringen als gleichwertig mit dem Rennsteig- und zum Schiller-Staffellauf anzusehen, was die läuferischen Anforderungen betrifft. Mit den 70 zugelassenen Staffeln a sieben Läuferinnen und Läufern hat er sich gleich bei der ersten Auflage gut in der Mitteldeutschen Laufszene platziert.
Die Idee zum 12 Jahre älteren Rennsteig-Staffellauf, der inzwischen bei 200 Teams limitierte ist, stammte übrigens auch aus Jena. 1995 zum 20. Geburtstag der Laufgruppe des USV Jena, hatte diese einen Staffellauf auf dem Rennsteig organisiert, an dem fast 50 Läuferinnen und Läufer teilnahmen. In diesem Jahr zum 35. Geburtstag gingen zwar nur 18 Läuferinnen und Läufer in der Traditionsstaffel bei der „SaaleHorizontale-Staffel“ auf die Strecke, aber sie erfüllten gleichzeitig die wichtige Aufgabe einer Schlussstaffel. Mindestens fünf weitere Teams aus Mitgliedern des USV-Lauftreffs ließen es sich nicht nehmen, in der Zeitwertung zu laufen.
Die Mittwochslaufgruppe des USV kam dabei sogar auf einem hervorragenden vierten Platz bei den Männern. Die beiden Studentenlaufgruppen des USV sorgten mit einem zweiten und einen vierten Platz in der Sonderwertung „ADH-Trophy“ für weitere gute Ergebnisse des Veranstaltervereins. In der Traditionsstaffel, die die Staffelabschnitte als Grupp lief, waren drei Gründungsmitglieder des 35jährigen Lauftreffes vertreten, Friedrich-Wilhelm-Gebhardt, Dr. Hans-Georg Kremer und Irmlind Fuchs. Letztere war mit über 70 Jahren auch noch die älteste Frau beim Staffellauf. Der älteste männliche Teilnehmer, Eugen Hainlein mit 83, kam ebenfalls aus der USV-Traditionsstaffel. Doreen Löbel und Sabine Geiß ließen es sich nicht nehmen, sogar den Start- und Schlussabschnitt mitzulaufen.
Da die Ergebnisliste weder Vereins- noch Familiennamen ausweist, kann hier nur auf die frei gewählten Staffelnamen verweisen werden, was aber zu den Besonderheiten solcher Staffelläufe gehört. Hinter den Namen verbirgt sich oft eine Idee, ein Sponsor oder eine „nichtvereinstypische“ Freizeitgruppe, wie Stammtische, Arbeitsteams usw.
Mit 05:29:18 blieb die Männermannschaft vom Laufladen Jena zwar deutlich, fast über eine Stunde, über der vorausberechneten Siegerzeit, was für die Schwere der Strecke spricht. Sie distanzierten die Zweiten (X-Runners 05:43:30) um fast 14 Minuten und die Dritten (Laufteam Holzland 05:51:46) um mehr als 22 Minuten. Schon auf Platz Vier folgte die erste Mixstaffel, die aus Halle angereist war (LAV Halensia Halle 06:11:07). In der Gesamtwertung auf Platz sieben kamen sieben Jenaer Studenten unter dem Namen Laufburschen in 06:58:59.
Schnellstes Frauenstaffel waren die „Flotten Schnecken“ mit 07:50:15, die in der Gesamtwertung Platz 32 belegten. Die USV-Schlussstaffel lag mit 9:01:00 fast genau im geplanten Zeitrahmen des Gesamtleiters Timo Jahn, der als kenntnisreicher Moderator am Start, beim Zieleinlauf und bei der Siegerehrung dafür sorgte, dass die ca. 500 Aktiven und die mehreren hundert Zuschauer immer gut informiert waren. Es erwiese als ein Glücksgriff für das Organisationsteams um Tino Jahn, Ralf Janke, Olaf Schubert, Thomas Ecke und Dr. Andrea Altmann, dass sie den Zieleinlauf der „SaaleHorizontale-Staffel“ genau zum Zeitpunkt der Eröffnung des 2. USV-Sommerfestes gelegt hatten. Dadurch waren durchgängig Zuschauer beim Zieleinlauf anwesend.
Durchgängig großes Lob kam von den Läufern für die bestens markierte Strecke. Genutzt wurde der fest ausgeschilderte Qualitätswanderweg Saalehorizontale, der vom Jenaer Stadtförster Olaf Schubert mit seinen Mitarbeitern von der UAG Jena entwickelt worden war. Außer der landschaftlichen Schönheit zeichnet ihn besonders aus, dass viele Passagen auf den schmalen Horizontalwegen in Jenas Kalkbergen entlang führen. Schmale Wege mit vielen Abzweigungen und Richtungsänderungen sind typisch für den Wanderweg.
Thomas Ecke und Ralf Janke benötigten mit den Rädern ganze zwei Tage, um überall mit umweltfreundlicher Sprühkreide Pfeile auf den Wegen anzubringen. Zusätzlich waren mehr als 50 Helfer der Jenaer Berg- und Burggesellschaften, wie der Fuchsturm-Gesellschaft e.V., der Jenzig-Gesellschaft e.V., Berggesellschaft Forsthaus e.V., der Berggemeinschaft Landgrafen e.V., der Lobdeburg-Gemeinde e.V. 1912, dem Freundeskreis Kunitzburg e.V. und dem Thüringer Tourismusverbandes Jena-Saale-Holzland e.V., der Friedrich-Schiller-Universität, dem USV Jena e. V. an schwierigen Passagen und Straßenkreuzungen über viele Stunden im Einsatz. Auch die Polizei half an Stellen, wo Bundesstraßen überquert wurden, ohne dass ihnen vorher bekannt war, dass der Jenaer Polizeichef persönlich mitlief.
Bei der Durchquerung der vielen kleinen Orte durch die Staffelläufer fiel Tautenburg besonders positiv auf. Die Bevölkerung klatschte an vielen Stellen Beifall und stellte auch einige Streckenposten.
Sehr gut kamen auch die Siegerehrung und die große Tombola bei den fast 500 Besuchern des Festzeltes an. Entsprechend der regionaltypischen und umweltorientierten Organisation gab es schön gestaltete Siegermedaillen aus heimischen Nadelhölzern. 78 Flaschen exquisiter Obstweine aus Röttelmisch im Rheinstädter Grund wurden an die Läuferinnen und Läufer der Platz 1-3 in vier Wertungsklassen ausgegeben. Zusätzlich bekam jedes Mitglied einer Siegerstaffel eine „Rennsemmel“ eines einheimischen Bäckers.
Einen Tag nach der rundherum erfolgreichen Premiere begannen bereits die Vorbereitungsarbeiten für die zweite Auflage 2011.