Seit Juli 2013 wird der Extremberglauf entlang der Hufeisentour in den Sarntaler Alpen ausgetragen. Doch dass nach 121 Kilometern und 7554 Höhenmetern zwei Athleten das Zielband gleichzeitig durchtrennen, das hatte es in den vergangenen sechs Jahren noch nie gegeben. Bis zum heutigen Samstag, als sich der Ultner Josef Thaler und Gerald „Sancho“ Fister aus Finkenstein in Österreich den Triumph bei einem der anspruchsvollsten Trail-Läufe der Welt teilten.
Das Duo bewältigte die Hufeisentour in sagenhaften 17:43.00 Stunden und damit in der zweitschnellsten jemals gelaufenen Zeit beim Südtirol Ultra Skyrace. Auf den Streckenrekord des Naturnsers Daniel Jung (17:34.37) fehlten Josef Thaler und Gerald Fister rund achteinhalb Minuten. Doch auch ohne neue Bestmarke zeigten sich die beiden Extremsportler höchst zufrieden. „Ich bin überglücklich. Das Rennen hier ist extrem technisch. Wir sind mit einem sehr hohen Tempo gestartet und haben uns unterwegs wirklich einen tollen Fight geliefert. Fünf Kilometer vor dem Ziel haben Josef (Thaler,Anm. d. Red.) und ich dann beschlossen, gemeinsam anzukommen. Wir hätten uns auch weiterhin duellieren können, aber daraus hätte dann womöglich ein anderer Athlet Profit geschlagen“, sagte Gerald Fister im Ziel, der als erster Nicht-Südtiroler das renommierte Südtirol Ultra Skyrace gewinnen konnte.
Josef Thaler tritt hingegen in die Fußstapfen von Rekordsieger Alexander Rabensteiner aus Klausen (4 Siege) und Daniel Jung (2). „Ich habe überhaupt nicht mit dem Sieg gerechnet, obwohl ich mich schon sehr penibel auf diesen Wettkampf vorbereitet habe. Ich bin in den Bergen zu Hause und daher weiß ich, wie man sich im Gelände gut bewegt. Bei einem flachen Marathon hätte ich wahrscheinlich keine Chance ins Ziel zu kommen, denn das liegt mir einfach nicht. Vor der eigenen Familie und den Freunden zu laufen ist immer ganz speziell und macht es auch schwierig. Dieser Sieg ist sicherlich der bisher wichtigste in meiner Karriere“, diktierte Thaler, der in St. Walburg in Ulten zu Hause ist, in die Notizblöcke.
Lange sah es so aus, als könnte Oliviero Bosatelli beim diesjährigen Südtirol Ultra Skyrace triumphieren. Auf dem Abschnitt zwischen der Kesselberghütte und Jenesien stellten ihn seine beiden ärgsten Widersacher aber und so belegte der Bergamaske am Ende den dritten Rang. Ein Ergebnis, das den Feuerwehrmann sehr zufrieden stimmte: „Es ist sehr schade, dass man auf dem ersten Streckenabschnitt in der Nacht läuft und von diesem wunderbaren Panorama nichts mitbekommt. Natürlich wurmt es mich, dass ich den Anschluss an die beiden Sieger verpasst habe. Aber ein dritter Rang ist ein tolles Ergebnis bei diesem technischen Rennen. Ein Lob an die Veranstalter. Die Strecke ist perfekt markiert – es ist fast unmöglich sich zu verlaufen.“
Als bester deutscher Extremsportler landete Matthias Dippacher (Oy-Mittelberg) auf dem fünften Rang – zeitgleich mit dem Südtiroler Josef Blasbichler. Ein weiterer Topfavorit, der Südtiroler Peter Kienzl, musste von Magenproblemen geplagt aufgeben.
Bei den Frauen ging der Sieg an die in Landsberg am Lech lebende Ungarin Ildiko Wermescher, die sich in 22:02.52 Stunden durchsetzte. Die 54-Jährige ist damit die erste Nicht-Südtirolerin, die das Südtirol Ultra Skyrace gewinnen konnte. „Das war heute Schwerstarbeit, obwohl die Bedingungen wirklich gut waren. Die Strecke ist ohnehin einzigartig“, sagte Wermescher, die im vergangenen Jahr bereits den zweiten Platz belegt hatte und sich im Vergleich zum Vorjahr um über 27 Minuten verbessert hat. Hinter Wermescher belegten die Sarner Lokalmatadorin Regina Spieß und die Schweizerin Julia Fatton die Ehrenränge, die nur durch wenige Sekunden getrennt waren.
Auf der 69-Kilomter-Distanz mit 3930 Höhenmetern war der Trentiner Mattia Depaoli nicht zu schlagen. Bei seiner dritten Teilnahme setzte sich der Athlet vom Altopiano di Vigolana, der vor zwei Jahren schon einmal Dritter war, in 7:32.53 Minuten durch. Das Podium komplettierten der Grödner Christian Stuffer (7:43.22) und Oliver Helmboldt aus Deutschland (7:50.31).
Ein spannender Krimi war das Frauenrennen. Dass Julia Kessler den Tagessieg davontragen würde, deutete sich in Sarnthein als, als sie nach 42 Kilometern ohne bei der Verpflegungsstelle zu halten die restlichen 27 Kilometer in Angriff nahm. Am Ende gewann sie in 8:38.51 Minuten – verpasste den Streckenrekord der Deutschen Daniela Ömus aus dem Jahr 2017 aber um etwas mehr als 6 Minuten. Irene Senfter (Lana) und die Schweizerin Kerstin Dusch belegten die Endränge zwei und drei.
Auf der Marathon-Distanz mit 2863 Höhenmetern war alles angerichtet für einen epischen Dreikampf zwischen Zweifachsieger Daniel Rohringer aus Österreich, Streckenrekord-Halter Andreas Reiterer aus Hafling und dem Sarner Hannes Perkmann. Doch während Rohringer und Reiterer verletzungsbedingt aufgeben mussten, ratterte Perkmann wie auf Gleisen seinem Heimatdorf entgegen. Zwar plagten ihn unterhalb der Sarner Scharte starke Krämpfe. Der 26-Jährige erholte sich aber relativ schnell und blieb in 3:58.05 Stunden als erster Teilnehmer am Südtiroler Sky Marathon unter der 4-Stunden-Marke. Sensationell war sein Aufstieg vom Bozner Talkessel auf das Rittner Horn, den er in 2:00.02 Stunden zurücklegte. Platz zwei ging an den ehemaligen norwegischen Biathleten Kristian Aalerud (4:32.14), für Georg Widmann aus Tramin wurde es der dritte Rang (4:33.25).
Streckenrekord hieß es auch bei den Frauen: Edeltraud Thaler pulverisierte die alte Bestmarke in 5:08.38 regelrecht. Für die Grand Dame des Südtiroler Berglaufs war es bereits der zweite Sieg beim Südtirol Sky Marathon in Serie. Anna Clipet aus Karlsruhe und die Ultra-Skyrace-Siegerin von 2017 Maria Kemenater werden Thaler bei der Siegerehrung am Sonntag am Podium flankieren.
Wenn zwei sich streiten, dann freut sich in der Regel der dritte. Das war beim Südtirol Sky Trail nicht anders. Beim Aufstieg zu den Stoanernen Mandlen diktierten Thomas Holzmann (Jenesien) und Armin Gögele (Tisens) das Tempo. Dann begann die Aufholjagd des Hans Rudi Brugger, des ehemaligen Kapitäns des FC Südtirol. In Jenesien stellte er Gögele, wenige hundert Meter vor dem Ziel ging er an Holzmann vorbei, der dann das Tempo aber nochmal verschärfte und Brugger sogar zu einem Zielsprint zwang. Am Ende rettete der 38-Jährige in 2:16.53 Stunden drei Sekunden auf Holzmann ins Ziel, Gögele wurde dritter.
Den dritten Streckenrekord des Wochenendes stellte Anna Gräber auf. Die Athletin aus Percha bewältigte die 27 Kilometer und 1067 Höhenmeter von Sarnthein nach Bozen in 2:36.56 Stunden. Mit über 20 Minuten Rückstand wurde Elena Tomè aus dem Trentino zweite, während sich Sophie Beringer aus dem österreichischen Zeillern über den dritten Rang freuen durfte.
Über 850 eingeschriebene Athletinnen und Athleten hatten bereits im Vorfeld der 7. Ausgabe des Südtirol Ultra Skyrace für einen neuen Teilnehmerrekord gesorgt. Organisiert wird der Extremberglauf entlang der Hufeisentour in den Sarntaler Alpen vom gleichnamigen Amateursportverein. Das Organisationskomitee wird von den Partnern Sportler, Dynafit und Raiffeisen unterstützt.