Nach dem Swissalpine in Davos (78 Kilometer) und dem Ultra-Trail du Mont-Blanc (166 Kilometer) wird mit dem Swiss Irontrail die 200er-Grenze überschritten. Die Premiere findet vom 10. bis 12. August 2012 statt, der Start erfolgt in Pontresina, das Ziel befindet sich in Chur.
Die facettenreiche Natur-, Kultur- und Berglandschaft Graubündens mit dem weltweit längsten, härtesten und höchst gelegenen Ein-Etappen-Trailrennen neu inszenieren – diese Absicht verfolgen die Organisatoren mit dem Swiss Irontrail. Gemäss Aussage von Initiant Andrea Tuffli ist der Anlass ein sport-touristisches Projekt. „Die Streckenführung ermöglicht es, die Einzigartigkeiten der verschiedenen Regionen zu verbinden. Sie verknüpft aber nicht nur die Vielfalt der Landschaft, sondern auch die Destinationen.“ Ebenso grosse Bedeutung wie der Wertschöpfung wird der Nachhaltigkeit beigemessen – und zwar hinsichtlich Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft.
Der Swiss Irontrail misst zirka 201 Kilometer und setzt somit einen neuen Massstab in der Trail-Running-Szene. Der bisherige „Rekordhalter“, der Ultra-Trail du Mont-Blanc (Frankreich), ist 166 Kilometer lang, der Grand Raid de La Réunion (Südafrika) führt über 162 Kilometer. Start- und Zielort des Swiss Irontrail ist Pontresina respektive Chur. Dies aus folgender Überlegung: Pontresina hat im Bergsport eine sehr grosse Tradition, Chur ist die älteste Stadt der Schweiz. Zwischen den beiden Orten gilt es 11 500 Steigungs- und 12 700 Gefällemeter zu meistern. Die Läufer befinden sich dabei auf den Spuren des Malers Giovanni Segantini und des Philosophen Friedrich Nitzsche.
Die landschaftlichen Höhepunkte bilden die Überschreitung des Morteratsch- und des Persgletschers (zwischen Bovalhütte und Diavolezza), der Höhen-/Steinbockweg Fuorcla Pischa über die Segantinihütte bis Muottas Muragl, Fuorcla Surlej über den Hahnensee nach St. Moritz, der Piz Nair – mit seinen 3022 Metern Meereshöhe gilt er als Kulminationspunkt der Veranstaltung –, Fuorcla Crap Alv bis Bergün am Palpuognasee vorbei über den Bahnlehrpfad, der Pass digls Orgels (durch die bündnerischen Dolomiten), das Teilstück mitten durch den Parc Ela mit der Albula-Bernina-Bahnlinie als Unesco-Welterbe sowie das Parpaner Rothorn, das Weisshorn und zum Schluss das Churer Joch.
Neben der Hauptstrecke auf der Transversale durch Graubünden, die von den Läufern alles abfordert (Tuffli: „Es geht um den Titel `König der Berge`, wie der – im ebenfalls im Logo enthaltene – Steinbock in der Wildtierwelt“), gibt es zwei kürzere Distanzen: Etwa 136 Kilometer (Pontresina–Chur, +8100/-9300) und 69 Kilometer (Chur–Lenzerheide–Arosa–Chur, +/- 5000). Eine Konkurrenz zum – ebenfalls von ihm organisierten – Swissalpine in Davos, der nur zwei Wochen davor stattfinden wird, sieht Tuffli nicht. „Das sind zwei unterschiedliche Welten. Beim Swiss Irontrail liegt der Kilometerschnitt bei den Schnellsten bei siebeneinhalb Minuten, beim Swissalpine beträgt er gerade einmal die Hälfte.“
Bei der Premiere werden 700 bis 800 Teilnehmer erwartet, in fünf Jahren wird das Überschreiten der 4000er-Grenze anvisiert. Angesprochen werden sollen erfahrene Ein-Etappen-Ultra-(Trail)-Läufer, im Speziellen Teilnehmer (auf Wartelisten) des Ultra-Trail du Mont-Blanc und La Réunion. Die potenziellen Sportler rekrutieren sich aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und Italien. „Der typische Ultra-Trail-Läufer ist ein erlebnisorientierter, naturverbundener Freak oder Amateursportler mit Profitouch, der Abenteuer, Grenzerfahrungen und authentische Erlebnisse sucht“, weiss Tuffli.
Der Swiss Irontrail lehnt sich an den Ultra-Trail du Mont-Blanc an, der einen Partneranlass des Swissalpine darstellt. Bei der Gründung im Jahre 2003 war er ebenso revolutionär wie 1986 der Lauf in Davos. Der Ultra-Trail du Mont-Blanc erfreut sich steigender Beliebtheit: Für die letztjährige Austragung hatten sich fast 10 000 Läufer eingeschrieben, zugelassen waren letztlich nur 5500. „Der Mont Blanc besitzt eine ungeheure Anziehungskraft“, sagt Tuffli. Seinem jüngsten Kind räumt er eine ebenso grosse Chance ein. „Erstens auf Grund der Distanz, zweitens findet er in einer weltberühmten Gegend statt und wird von einer grandiosen Berg- und Seenlandschaft getragen.“
Trail-Running, die ursprünglichste Art des Laufens, findet immer mehr Anhänger. Die natürlichste Fortbewegungsart fand schon seit jeher abseits von gewalzten Wegen und Asphalt statt. Sie führt Läufer über Stock und Stein, durch Wald und Wiesen. Im unwegsamen Gelände bestimmt die Natur den Kurs, der sich auf einer Höhe zwischen 1500 und 2300 Metern Meereshöhe befindet.
Mit dem abenteuerlichen Trail-Running, das die Athleten auf Abwege führt, öffnen sich in Kontakt mit der Natur und fernab des Lärms neue Horizonte. Zudem verbessern der grobe Untergrund und die vielen Hindernisse nicht nur die Ausdauer, sondern auch die Koordination und Konzentration. Und: Der ganze Körper muss stabilisiert werden, was mehr Muskeln als beim Laufen auf der Strasse beansprucht.
Die Übergänge von längeren Bergläufen mit Streckenlängen bis zur Halb- und Marathondistanz zum Landschaftslaufen sind fliessend. Beim Trail-Running überwiegen Passagen über schmale Pfade und offenem Gelände; Markierungen sind eher spärlich. Entsprechend der Topografie sind Fähigkeiten sowohl fürs Bergauf- als auch fürs Bergablaufen erforderlich. Da die Strecken beim Trail-Running ein Laufen über mehrere Stunden bedingen, ist neben der entsprechenden Trainings-Vorbereitung die Auswahl der Ausrüstung ein wichtiger Faktor. Sie reicht bis zu Stirnlampen mit Ersatzakkus, Verbandsmaterial und Wetterschutz.
Im Gegensatz dazu führt ein Berglauf zu einem markanten landschaftlichen Punkt, der zumeist ein Berggipfel oder die -station einer Seilbahn ist. Es kann allerdings auch ein Rundkurs wie zum Beispiel der Swissalpine in Davos sein. Die Strecke ist komplett markiert, Abkürzungen werden in der Regel mit einer Disqualifikation geahndet.