Mit seinen 201 Kilometern bildet der neue Swiss Irontrail das Nonplus-Ultra in der Trail-Running-Szene. Der von Pontresina nach Chur führende Lauf stellt ab Freitag, 6. Juli, nicht nur an die Teilnehmenden höchste Anforderungen.
Ist die Rede vom Swiss Irontrail, so reiht sich ein Superlativ an den anderen. Er ist nicht nur der längste (201,1 Kilometer), sondern auch der härteste (10 750 Steigungs- und 11 975 Gefällemeter) und höchst gelegene (durchschnittlich 2100 Meter Meereshöhe) Ein-Etappen-Traillauf der Alpen. Ausserdem ist er hochalpin sowie technisch, physisch und psychisch ausserordentlich anforderungsreich. „Zur Bewältigung des Irontrail sind Lauferfahrung im alpinen Gelände, ein ausgeprägtes Orientierungsvermögen, Anpassungsfähigkeit, persönliche Autonomie im Gebirge sowie ein exzellenter Trainingsstand erforderlich“, sagt OK-Präsident Andrea Tuffli, der schon 1981 die Kesch-Stafette, 1986 den Swissalpine und 2008 den Alpinathlon ins Leben gerufen hat.
Auf dem beschwerlichen, aber überaus abwechslungsreichen Weg von Pontresina nach Chur kommen die Läuferinnen und Läufer in den Genuss eines unvergleichlichen Naturerlebnisses. Sie passieren 22 Bergseen, überschreiten sieben Berggipfel – mit der Diavolezza (3004 m ü. M.) und dem Piz Nair (3022 m ü. M.) sogar zwei Dreitausender – sowie fünf Pässe (Fuorcla Pischa, Fuorcla Surlej, Pass Suvretta, Fuorcla Crap Alv und Pass digls Orgels). Die einzigartige Strecke führt durch sieben Tourismusorte (Pontresina, St. Moritz, Bergün, Savognin, Lenzerheide, Arosa und Chur) und 20 Gemeinden.
Die Teilnahme verlangt von den Athletinnen und Athleten bezüglich Vorbereitung und Bewältigung eine extrem hohe Verantwortung sich selbst, den Mitläufern (Erste Hilfe Leistung) sowie der Umwelt (Respekt vor der einzigartigen und sensiblen Berglandschaft) gegenüber. Ein eingehendes Studium der Streckenkarten 1:50 000 – die auf der Irontrail-Homepage heruntergeladen werden können – ist unabdingbar. „Die Sportlerinnen und Sportler haben sich in die Lage zu versetzen, die Laufstrecke anhand der Karte zu finden“, so Tuffli. Dies sei vor allem dann wichtig, wenn die Streckenmarkierung – sie beschränkt sich primär auf Abzweigungen und Stellen, wo kein durchgehender Weg besteht – infolge Wind oder Fremdeinwirkung fehle.
Aus Sicherheitsgründen sind die Teilnehmenden zudem verpflichtet, eine vorgeschriebene Ausrüstung mitzuführen. Neben den erwähnten Streckenkarten umfasst sie unter anderem ein Mobiltelefon (mit gespeicherter Notfallnummer), eine funktionstüchtige Stirnlampe mit Ersatzbatterien sowie eine Notfallausrüstung (elastische Binde für einen Notverband, Rettungsdecke, Tapeband, Notrufpfeife). Empfohlen wird das Mitführen eines GPS-Gerätes.
Bei der Premiere darf der Organisationschef ungefähr 700 Teilnehmer aus 33 Nationen begrüssen. 270 wohnen in der Schweiz und haben mit Adrian Brennwald einen überaus erfahrenen und ausgewiesenen Ultra-Spezialisten in ihren Reihen. Der Weltrekordhalter über die zweifache Ironman-Distanz (19:50:12 Stunden) sowie mehrfache Weltmeister im Double- und Triple-Ironman aus Aeugst am Albis überzeugte heuer bereits mit zwei Podestplätzen an Ultraläufen: als Erster am Trail de Côte d`Or in Frankreich (106 Kilometer/3600 Höhenmeter) und als Dritter an der Serra de Tramuntana in Mallorca (107/4600).
Ebenfalls berechtigte Hoffnungen auf eine Spitzenklassierung ausrechnen dürfen sich Bernhard Hug (Homberg bei Thun), Nina Brenn (Flims) und Denise Zimmermann (Mels). Hug und Brenn zählen ebenfalls zu den hierzulande besten Multisportlern im extremen Ultrabereich – und sind an diesem Wochenende bereits am über total 460 Kilometer und 7500 Höhenmeter führenden Gigathlon in der Umgebung von Olten engagiert.
Die Ausrichter des Swiss Irontrail sind nicht nur organisatorisch, sondern auch hinsichtlich allfälliger Notfälle bestens gerüstet. Rennarzt Walter Kistler (Chefarzt Innere Medizin/Sportmedizin am Spital Davos) hat ein umfassendes sanitätsdienstliches Konzept erarbeitet. Darin involviert sind die Rettungen der Spitäler Chur, Savognin, Oberengadin und Davos. Total stehen permanent – je nach Ort in drei Schichten – rund zwei Dutzend Personen im Einsatz und zusätzlich etwa 20 Personen der Rettungskolonne des Schweizerischen Alpenclubs (SAC) in Standby-Bereitschaft.
„Wir haben das Recht, Läufer mit ungenügender Ausrüstung oder solche die Gefahr laufen, sich gesundheitlich zu schädigen, für eine bestimmte Zeit oder endgültig aus dem Rennen zu nehmen“, sagt Kistler. Ebenfalls vorbereitet sind die Veranstalter auf Wetterextreme und höhere Gewalt. „Sofern es eine Situation erfordert, ändern wir die Streckenführung“, sagt Tuffli.