Die „Königsetappe“ des 13. Transalpine-Run von Landeck in Österreich nach Samnaun in der Schweiz wurde ihrem Namen vollauf gerecht. Nach 46,5 Kilometern und gewaltigen 2.930 Höhenmetern sicherten sich Florian Holzinger/Stefan Holzner (GER/GER) den Tagessieg in einer Zeit von 5:29.11,3 Stunden. 1.44,1 Minuten nach dem sensationell starken Master-Team liefen die beiden favorisierten Teams Stephan Hugenschmidt/Matthias Dippacher (GER/GER) und Benjamin Bublak/Christoph Lauterbach (GER/GER) erneut zeitgleich ins Ziel der 1.828 m hoch gelegenen zollfreien Zone Samnaun. Nach der vierten von insgesamt sieben Etappen – der Transalpine-Run endet am Samstag in Sulden/Ortler – führen damit weiter Bublak/Lauterbach die Kategorie Men mit 32.23 Minuten Vorsprung vor Hugenschmidt/Dippacher an. „Es sind noch drei Tage und 114 Kilometer bis ins Ziel. Das wird nicht leicht“, wollte Christoph Lauterbach aber noch nichts von einer Vorentscheidung wissen.
Mit der Präzision eines Uhrwerks gehen die beiden Bayern Holzinger und Holzner, 43 und 49 Jahre alt, den 13. Transalpine-Run an. Im Anstieg sind sie die derzeit Stärksten, im Downhill verlieren sie dagegen viel Zeit. „Das ist meine Schwäche“, so der Bad Reichenhaller Stefan Holzner. Auf der Etappe nach Samnaun lagen sie lange in Führung, büßten aber Zeit beim Abstieg von der Ochsenscharte ein und lagen fünf Kilometer vor dem Ziel 50 Sekunden hinter den beiden führenden Teams. Mit einer echten Energieleistung zogen sie noch vorbei und erreichten das Ziel mit 1:44 Minuten Vorsprung.
Auch für Hugenschmidt/Dippacher geht es nach dem schwachen Auftakt, als das Favoritenpaar mehr als 30 Minuten Rückstand kassierte, weiter bergauf. „Der Matthias hat heute alles gegeben und großartig gekämpft“, freute sich Stephan Hugenschmidt, der Gesamtsieger von 2014, über die physische Verbesserung seines Partners, der vom ersten Tag an mit einer schweren Bänderdehnung im Sprunggelenk gegen die Schmerzen kämpfte.
Damit war er Dienstag nicht allein. Wie will man solch eine Extrem-Etappe richtig nennen? Tag der Erschöpfung und Schmerzen würde es wohl richtig treffen. Denn das Teilstück von Landeck hinauf nach Samnaun gilt traditionell als härtestes Teilstück des Transalpine-Run. Und nach den Ausfällen vom dritten Tag machten sich weitere Ermüdungserscheinungen im Läufer-Tross bemerkbar.
Von den Favoriten erwischte es diesmal die jungen, auf Rang vier liegenden Matthias Baur/Lukas Sörgel (GER/GER). Bereits am ersten Aufstieg hatte Sörgel Probleme, kämpfte sich aber bis ins Ziel. Am Ende eines langen Tages kassierte das Duo einen Rückstand von 1:45.45 Stunden.
Aber auch die Führenden gingen ans Limit. „Das war schon ein hartes Stück Arbeit“, sagte der sichtlich erschöpfte Benjamin Bublak. Dessen Partner Christoph Lauterbach gestern den besseren Tag erwischte und sich daher ganz in den Dienst von Bublak stellte. „An der Verpflegung habe ich für ihn Wasser und Essen geholt. Aber das macht doch den Teamgedanken aus“, kommentierte der 26-jährige Thurnauer sein Engagement.
Weniger gut erging es den Spitzenreitern Carsten Drilling/Eva Sperger (GER/GER) in der Kategorie Master Mixed. Die Münchnerin erwischte einen rabenschwarzen Tag, kämpfte sich aber dennoch ins Ziel. „Heute geht's nicht“, hatte Sperger bereits an der ersten Verpflegungsstelle gesagt. Am Ende kam ein Rückstand von 1:17.37 Stunden auf die Tagessieger Eva Färberböck/Mathis Bode (AUT/GER) zusammen. Mit ihrem zweiten Etappensieg in Folge verbesserten sich die beiden auf Rang zwei hinter den nun führenden Kim Mulder/Willem Van'T Veer (NL/NL), die 20.28 Minuten Vorsprung aufweisen.
Zunächst galt es den langen Aufstieg von Landeck zum 2.432 m hohen Fisser Joch zu bewältigen, danach führte die Strecke 25 Kilometer lang auf einer Höhe von über 2000 m. Bei Kilometer 31,40 passierten die verbliebenen Zweier-Teams den höchsten Punkte des gesamten Rennens, die berüchtigte, 2.789 m hoch gelegene Ochsenscharte. Eine traumhafte Bergwelt, für welche die meisten Athleten wohl keinen Blick übrig hatten. Denn die Strecke forderte die absolut volle Konzentration. Tiefer Boden, Matsch und eine zehn Kilometer langes Schneefeld machten es den Athleten nicht gerade leicht.
Dem schwedischen Frauen-Duo scheint das alles nichts anzuhaben. Lina und Sanna El Kott Helander, eineiige Zwillinge aus Östersund in Mittelschweden und gerademal 23 Jahre alt, genießen jeden Meter des Transalpine-Run. Besonders die neun Kilometer lange Schneepassage zwischen Arrez Joch und Ochsenscharte hatte es den leichtgewichtigen Geschwistern („das war einfach perfekt“) angetan. In Samnaun feierten sie ihren vierten Tageserfolg, bauten ihren Vorsprung auf 2:02.42 Stunden aus, verbrachten noch lange im Start/Ziel-Bereich und gaben dabei ein kleines Geheimnis preis. Vielen Beobachtern war aufgefallen, dass die beiden Schwedinnen die Verpflegungsstellen strickt meiden. „Wir nehmen nur ein paar Gels und einige Energieriegel zu uns. Dafür essen wir aber im Ziel umso mehr“, lachte Lina. Die zum ersten Mal so etwas wie eine Schwäche zeigte. „Mein Oberschenkel zwickte in der zweite Hälfte etwas. Ich hoffe, morgen ist das wieder weg“.
Ganz anders läuft es in der Kategorie Senior Master Men, wo gleich fünf Teams ganz eng zusammen liegen und noch für den Gesamtsieg in Frage kommen. Nach einem verletzungsbedingt schwächeren Start kommen die beiden Deutschen Jörg Schreiber/Thomas Miksch immer besser in Fahrt, feierten in Samnaun ihren zweiten Tageserfolg und verbesserten sich auf Rang zwei in der Gesamtwertung hinter Wolfgang Freimoser/Holger Schulze (GER/GER). Besonders für Rekord-Starter Schulze war dies eine besondere Genugtuung. „Es war hart, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass Leader-Shirt zu verteidigen“, lachte Schulze, der in Samnaun seine 98. Etappe absolvierte.
Alle Ergebnisse der 4. Etappe gibt es hier
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