Jung/Schiessl feiern in Sarnthein 3. Etappensieg und haben die besten Chancen auf den Gesamtsieg
Aus dem Dreikampf um den Sieg beim 12. Transalpine-Run ist ein Zweikampf geworden. Während das Führungsduo Daniel Jung/Helmut Schiessl (Italien/Deutschland) auf der 6. Etappe von St. Leonhard in Passeier nach Sarnthein über 33,6 Kilometer seinen dritten Tageserfolg erkämpfte und vom Publikum im Ziel gefeiert wurde, musste sich eine Konkurrenzmannschaft verabschieden. Die Österreicher Florian Heinzle/Mario Weiß verloren 23.55 Minuten auf Jung/Schiessl und kommen damit nicht mehr für den Sieg in Frage. Ihren zweiten Rang in der Gesamtwertung behaupteten dagegen Ivan Paulmichl/Michael Kabicher (Italien/Österreich) mit Rang 2 im Tagesergebnis. Vor der heutigen letzten Etappe, die über 36,40 Kilometer von Sarnthein zum Finalort Brixen führt, liegt der Vorjahreszweite Paulmichl mit seinem Partner 14.19 Minuten hinter der Spitze.
Die Etappe, welche rund 500 Athleten aus 34 Nationen bis auf 2648 m hoch führte, hatte es in sich. Die 33,6 Kilometer führten durch Südtiroler Bilderbuchlandschaften mit Blick ins Vinschgau, auf die Texel-Gruppe, die Sarner Alpen und auf die Dolomiten im Osten. Doch für die Schönheiten Südtirols hatten die Läufer und Läuferinnen nur bedingt Zeit. Die 2440 Höhenmeter forderten einen Tag vor dem Finale nochmals alle Kraft und Konzentration. „Wir haben beide Etappen im Vorfeld abgelaufen, wussten also, wo wir angreifen mussten“, schmunzelte Daniel Jung nach dem 3. Etappensieg. Wie in den Vortagen sorgten Jung und sein Deutscher Partner Helmut Schiessl, der Berglaufweltmeister von 2005, wieder für eine frühe Entscheidung. Sie waren es, die das Tempo im ersten Anstieg bei Kilometer 6 verschärften. Paulmichl/Kabicher ließen abreißen („wir laufen unseren Rhythmus“), Heinzle/Weiß blieben dran. Doch den Preis für die Tempoarbeit musste Florian Heinzle 7 Kilometer vor dem Ziel bezahlen. Der linke Oberschenkel verhärtete sich derart, dass sich Heinzle nur noch humpelnd und gestützt vom Partner mühsam ins Ziel rettete. Im Downhill hinunter nach Sarnthein sparten Jung/Schiessl dann Kraft und ließen Paulmichl/Kabicher bis auf 1:02 Minuten herankommen.
Spannung pur gab es wieder in der Kategorie Mixed. 30:36 Minuten Vorsprung hatten die Führenden Melanie Albrecht/Timo Zeiler vor der 6. Etappe. Davon übrig blieben noch 9.28 Minuten. Härteste Konkurrenten um den Gesamtsieg sind Kristin Berglund/Gerald Fister (Schweden/Österreich). Sie gewannen die 6. Etappe vor der deutschen Paarung Markus Mingo/Tina Fischl. „Auf diesen wunderbaren Trails habe ich mich wohl gefühlt. Mal schauen, was die Finaletappe bringt. Sie soll ja wieder technisch anspruchsvoll sein, was mir liegt“, zeigte sich Kristin Berglund durchaus zuversichtlich in Sachen Gesamtsieg. Auf jeden Fall wird das Finale hochspannend. Denn Melanie Albrecht und Timo Zeiler zeigten zum ersten Mal Schwächen. Zudem stürzte die erst 20-jährige Albrecht im Downhill. „Ich habe ja immer gesagt, abgerechnet wird erst in Brixen“, kommentierte Timo Zeiler die spannende Situation.
Dagegen gibt es in den restlichen Kategorien kaum noch Veränderungen. Bei den Frauen ist der Gesamtsieg für das Duo Manishe Sina/Lisa Mehl zum Greifen nah. Trotz einer schmerzhaften Fußverletzung zeigte sich Manishe Sina wieder fit. Das Duo aus Frankfurt und Esslingen feierte in Sarnthein Etappensieg Nr. 4. „Damit habe ich niemals gerechnet“, gestand Manishe, die mittlerweile auch die gewaltige Distanz von 220 Kilometern in den Beinen spürt. „Ich muss mich bei Lisa bedanken, sie ist die Stärkere von uns beiden, sie zieht mich mit“, lobte die Frankfurterin ihre Partnerin. Ungewöhnlich ist die Karriere der 34-Jährigen allemal. Erst vor drei Jahren begann sie mit dem Laufen, mittlerweile schafft sie über die 10 km-Distanz gute 37.40 Minuten, im Marathon hält sie eine Bestzeit von 2:57 Stunden. Im Frühjahr wurde sie in Kassel Deutsche Meisterin im Ultratrail über 65 Kilometer. Und seitdem fiebern auch ihre Arbeitskollegen mit ihr mit. Auch der Job von Manishe Sina ist nicht alltäglich. Sie ist Wertpapierhändlerin an der Frankfurter Börse.
Das Besondere am Transalpine-Run sei für sie neben der sportlichen Herausforderung auch die Stimmung im Camp. „Ich liebe es, diese Atmosphäre, dieses Herzblut, was die Athleten aufbringen, die oft erst abends ins Ziel kommen“, erklärt Manishe Sina. Der legendäre Esprit des Transalpine-Run hat offensichtlich nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Ob in Sölden bei der großartigen Siegerehrung mit dem Extrem-Bergathleten Greg Hill, oder in St. Leonhard in Passeier, wo mitten im Ort der Tross des 12. Transalpine-Run Station machte. Oder im wunderschön gelegenen Sarnthein, wo die Zuschauer besonders die Südtiroler Athleten wie Daniel Jung, Ivan Paulmichl und noch ein bisschen intensiver die Sarntaler Martin Josef Blasinger/Martin Mair (Tagessieger bei den Senior-Master) sowie Maria Kemenater/Franz Kröss (Rang 2 bis in der Kat. Master Mixed) feierte. Es stimmt einfach alles. Die Stimmung großartig, die Zielverpflegung bestens.
Andererseits. Tag 5 und 6 sind seit eh und je gefürchtet. Die körperliche Verfassung der einzelnen Athleten ist nicht mehr die Beste, die Müdigkeit förmlich spürbar. Die physischen Anstrengungen und Temperturen um die 30 Grad im Tal zeigen Wirkung. Die Wartereihe vor dem Zelt der Medical Crew noch ein paar Meter länger als an den vorangegangenen Tagen. Wundgelaufene Füße, Zerrungen, muskuläre Probleme, Magenprobleme. Und Brixen ist noch 36,50 Kilometer entfernt.
Ergebnisse 6. Etappe: St. Leonhard in Passeier - Sarnthein
Men:
1. Daniel Jung/Helmut Schiessl (ITA/GER) 4:13.14,4
2. Ivan Paulmichl/Michael Kabicher (ITA/AUT) 4:14.16,4
3. Bublak/Lauterbach (GER/GER) 4:27.18,4
Women:
1. Manishe Sina/Lisa Mehl (GER/GER) 6:15.09,7
2. Rene Unser/Sarah Macleod (CAN/CAN) 6:21.44,7
3. Nina Koch/Johanna Erhart (GER/AUT) 6:25.11,8
Master Men:
1. Florian Holzinger/Stefan Holzner (GER/GER) 4:37.47,3
2. Seppi Neuhauser/Anton Philipp (AUT/GER) 4:43.05,0
3. Clemens Keller/Armin Friesinger (GER/GER) 4:47.11,9
Senior Master Men:
1. Josef Blasinger/Martin Mair (ITA/ITA) 5:13.47,9
2. Jörg Schreiber/Thomas Miksch (GER/GER) 5:14.47,3
3. Falk Hübner/Andreas Panthen (GER/GER) 5:38.33,9
Mixed:
1. Kristin Berglund/Gerald Fister (SWE/AUT) 4:47.42,5
2. Markus Mingo/Tina Fischl (GER/GER) 4:49.54,7
3. Magdalena Laczak/Pawel Dybek (POL/POL) 4:51.59,5
Master Mixed:
1. Lord Jens Kramer/Irene Senfter (ITA/ITA) 5:11.54,9
2. Marie Kemenater/Franz Kröss (ITA/ITA) 5:22.51,3
3. Eva Färberböck/Mathis Bode (GER/GER) 5:24.12,1
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