Wetterkapriolen zum Auftakt des 15. Transalpine Run. Temperaturen von knapp 30 Grad und Regenschauer sorgten auf der 1. Etappe über 39,40 Kilometer und harten 2.343 Höhenmeter von Oberstdorf im Allgäu (Deutschland) nach Lech am Arlberg (Österreich) für einen schweren Start in das Abenteuer Alpenüberquerung.
Am besten kamen damit die Trailrun-Athleten aus der Schweiz zurecht. Die Eidgenossen stellten die ersten vier Plätze, ein Novum in der Historie des Transalpine Run. Das Brüder-Paar Stefan und Martin Lustenberger setzte sich nach 4:27:05,8 Stunden vor Ramon Krebs/Gabriel Lombriser (4:42:05,8 Stunden) und Remo Betschart/Ivan Zumbühl (4:51:50,9 Stunden) souverän durch. Das schnellste deutsche Team hieß Stephan Schwarz/Andreas Thumm auf Rang fünf (5:07:07,2 Stunden). Das schnellste Frauen-Duo kam aus Deutschland. Suse Spanheimer/Ida-Sophie Hegemann (Salomon Running Deutschland) harmonierten bei ihrer Premiere ausgesprochen gut und erreichten nach 5:29:46,2 Stunden mit fast elf Minuten Vorsprung auf Marie-Luise Mühlhuber/Susi Lell (Salomon Running Team Deutschland) das Ziel in Lech am Arlberg. Die 2. Etappe des Transalpine Run führt am Sonntag von Lech nach St. Anton über 27,2 Kilometer und 1.920 Höhenmeter. Angesichts der Herausforderung der kommenden Tage und der Wetterprognosen mit Regen und Gewitter dürfte es spannend bleiben.
Was für ein verrückter Start der Jubiläumsausgabe der größten und wichtigsten Alpenüberquerung, die am kommenden Samstag, 7. September, in Sulden unterhalb des Ortlers endet. 300 Zweier-Teams und knapp 150 RUN2-Teams hatten morgens bei strahlendem Sonnenschein und schönster Bergkulisse in Oberstdorf in die Startzone eingecheckt. Noch nie waren mehr Athleten und Athletinnen als 2019 am Start, noch nie war das Feld aus über 40 Nationen ausgeglichener besetzt.
Am Vorababend hatten die rund 900 Starter*innen zusammen ausgiebig das Jubiläum des TAR gefeiert. Jürgen Kurapkat und Heini Albrecht, beide hatten 2005 dieses Event zum ersten Mal auf die Beine gestellten, erinnerten an die bescheidenen Anfänge mit 74 Teilnehmern*innen. Daraus ist längst eine hochprofessionelle Sportveranstaltung geworden, die aber ihren einzigartigen Charakter behalten hat: familiär, persönlich, emotional.
Das geriet natürlich alles etwas in den Hintergrund, als sich der große Tross von Oberstdorf Richtung Süden über die 2.013 m hoch gelegene Mindelheimer Hütte und den technisch anspruchsvollen Schrofelpass zum Wintersportort Lech am Arlberg aufmachten. Besonders herausfordernd der erste lange Anstieg hinauf zur Roßgundscharte, 14,7 Kilometer lang mit einem Höhenunterschied von gut 1200 HM. Als äußerst hitzebeständig erwies sich dabei das Schweizer Brüderpaar Stefan und Martin Lustenberger.
„Natürlich hat auch uns die Hitze zu schaffen gemacht. Auf jeden Fall wollen wir unseren Vorsprung von über 15 Minuten nicht überbewerten“, meinte Martin Lustenberger, zweifacher Schweizer Trailrun-Meister der Jahre 2016 und 2018, trotz der souveränen Vorstellung zurückhaltend. Die Abstände waren in der Tat groß. Ramon Krebs und Gabriel Lombriser folgten mit 15:29 Minuten, Remo Betschart und Ivan Zumbühl mit 24.45 Minuten auf Rang drei. Stephan Schwarz und Andreas Thumm (#albtraum100), die schnellsten Deutschen, folgten auf Rang sechs mit 40:01 Minuten Rückstand.
Bei den Frauen haben sich mit Ida-Sophie Hegemann (Göttingen) und Suse Spanheimer (Würzburg) auf Anhieb zwei Athletinnen gefunden, bei denen offensichtlich alles passt. „Wir hatten vor dem Start in Oberstdorf noch keinen einzigen Meter zusammen trainiert. Aber zwischen uns hat alles gestimmt. In den Downhills haben wir ganz bewusst das Tempo rausgenommen. Es kommen ja noch einige Tage“, schmunzelte die erst 22-jährige Ida-Sophie Hegemann, die erst vor sieben Wochen den viertägigen Etappenlauf Salomon 4Trails gewonnen hat und als großes Trailrun-Talent gilt. Beide erreichten in 5:29:46,2 Stunden das Ziel vor der deutschen Paarung Susi Lell/Marie-Luise Mühlhuber (5:40:27,1 Stunden).
Enorm schnell unterwegs waren die beiden deutschen Routiniers Anton Philipp/Seppi Neuhauser, die als Gesamtfünfte in erstklassigen 5:02:18,4 Stunden das Ziel erreichten und schnellste Senior Master Men waren. Noch sechs Minuten schneller als die schnellsten Athleten der Kategorie Men. Hier setzten sich die beiden Deutschen Andreas Helfenberger/Wolfgang Sieder in 5:08:27,4 Stunden durch. „Es war wirklich heiß nach dem Schrofenpass, das letzte Stück war absolut harte Arbeit“, gestand Seppi Neuhauser. Partner Anton Philipp war angeschlagen ins Rennen gegangen: „Ich bin froh, dass es mir nach meiner Grippe in der Vorwoche wieder einigermaßen gut geht.“ Auf Rang sieben bei den Master Men lief die Rekordpaarung Jürgen Kurapkat/Holger Schulze ein, letzterer hat als einziger Läufer bislang alle Etappen gefinished, Kurapkat kommt auf rund 100 beendete Etappen. „Die Hitze und ich werden wohl keine Freunde mehr, aber es liegen ja noch sieben Tage vor uns. Da kann noch viel passieren“, zeigte sich der Münchner zuversichtlich für die kommenden Tage.
Dass man am ersten Tag schnell an sein Limit und darüber hinaus gehen kann, mussten andere favorisierte Paarungen erleben. Einen schwarzen Tag erwischten Anton Steiner/Oswald Wenin (Italien), die sich mit Rang 9 bei den Senior-Master Men und einem Rückstand von 56 Minuten auf die Sieger zufrieden geben musste. Mit Krämpfen kämpfte auch die favorisierten Armin Friesinger/Clemens Keller (Team Seeberger). Fazit: Die Hitze forderte bereits auf der Auftaktetappe des 15. Transalpine Run ihren Tribut und schüttelte das Gesamtergebnis durch.
Beim Run2 – hier starten die Teams über die ersten beiden Etappen – lieferten die beiden Österreicher Rene Mair/Lukas Kocher eine tolle Vorstellung. Sie erreichten das Ziel in 5:02:58,7 Stunden. Der Imster Mair hatte vor sieben Wochen Rang drei bei Salomon 4 Trails gelegt und seine Form offensichtlich konserviert. Denn Partner Lukas Kocher hatte eine schwarzen Tag erwischt und gestand: „Ich glaube, Rene hat mich 30 oder 35 Kilometer unterstützt, das war nicht mein Tag.“ Die Kategorie Mixed sicherte sich das Duo Kerstin Tossmann/David Wallmann, das in der guten Zeit von 5:17:41,8 Stunden ins Ziel kam und damit drittschnellstes Run2-Team war.
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