Großartiges Finale beim 11.TRANSALPINE-RUN. Nach 268 Kilometern und mehr als 14000 Höhenmetern endete eines der populärsten Trailrun-Events Europa am Samstag mit dem verdienten Erfolg von Oscar und Mark Casal aus Andorra, die damit die Nachfolge der Vorjahressieger Mirco Berner/Stephan Hugenschmidt antraten.
Das Brüder-Paar Casal wurde im Verlauf der acht Tage von Oberstdorf (Deutschland) nach Sulden/Ortler (Italien) nach einem schwächeren Beginn immer stärker und gewann schließlich verdient mit 17.14 Minuten Vorsprung vor Daniel Jung/Ivan Paulmichl (Italien) und dem deutschen Überraschungs-paar Benjamin Spörl/Lukas Nägele (1:18.19 Stunden zurück). Die Schlussetappe von St. Valentin nach Sulden/Ortler endete mit einer sportlich fairen und schönen Geste. Die drei führenden Teams liefen Arm in Arm und absolut zeitgleich nach 3:43.57 Std. ins Ziel in der großen Tennishalle in Sulden und wurden gemeinsam als Etappensieger gewertet.
Welch ein wunderbarer Zieleinlauf, zumal auch die Familienangehörigen der Athleten für einen lautstarken Empfang gesorgt hatten. „Das war unser bislang größter und wichtigster Sieg bei einem Ultra-Trailrun. Wir können es einfach noch nicht glauben, dass wir es wirklich geschafft haben“, zeigten sich die beiden Andorraner bei der Siegerehrung sichtlich gerührt.
Es war die Zeit für große Emotionen und der Freudentränen: Zusammen überquerten die sechs Topläufer des 11.TRANSALPINE-RUN die Ziellinie, nachdem sie sich acht Tage lang auf sportlich höchstem Niveau auseinandergesetzt hatten, bis zur Erschöpfung und darüber hinaus gefightet hatten. „Eine echt coole Show dieser tolle Zieleinlauf. Unser zweiter Rang ist für mich wertvoller als meine Erfolge auf dem Mountainbike“, freute sich der Südtiroler Daniel Jung, der zusammen mit Ivan Paulmichl eine eindrucksvolle Vorstellung abgeliefert hatte. „Ich bin jetzt wirklich froh, dass es vorbei ist. Ich habe zwei Tage lang kaum was gegessen und bin jetzt am Ende. Für mich ist dieser zweite Rang wie ein Sieg“, sagte der erschöpfte Paulmichl.
Vier Tage lang hatten sie die Konkurrenz angeführt, mussten schließlich aber die technische Überlegenheit der Casal-Brüder anerkennen. Die Iberer waren als Sky-Run-Spezialisten angereist, hatten aber im Laufe des 11. TRANSALPINE-RUN bewiesen, dass sie auch auf längeren Distanzen eine Klasse für sich sind.
Klug im Windschatten hielten sich die jungen Deutschen Benjamin Spörl und Lukas Nägele auf, spielten ihre Klasse auf den Flachstücken aus und gewannen schließlich das Prestigeduell um Platz drei gegen die beiden Schweizer Master-Läufer Urs Jenzer/Ruedi Börtschi, die die Kategorie Master Men dominierten.
Die finale Etappe über 39 km von St. Valentin nach Sulden/Ortler hatte es noch einmal in sich. Rainer Schlump, schickte die rund die 500 Athleten bei Dauerregen und empfindlich kühlen 10 Grad um Punkt 7 Uhr über den Vinschgauer Radweg Richtung Süden. Aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse musste das 2880 m hohe Bärenjoch ausgelassen und stattdessen eine Alternativroute gelaufen werden. Neuschnee hatte eine Überquerung des höchsten Punkts des 11. TRANSALPINE-RUN unmöglich gemacht. „Das ist einfach nur vernünftig, bei diesem Wetter kann man das Bärenjoch nicht passieren“, zeigte sich Paulmichl erleichtert über die Entscheidung des Veranstalters.
Auch wenn die Alternativroute mit 1590 Hm zumindest auf dem Papier nicht zu den härtesten gehörte, sie verlangte den Athleten noch einmal alles ab. Den gut 15 km langen Abstieg bis hinunter nach Glurns nutzten besonders die deutschen Straßenläufer Sperl und Nägele sowie die Gebrüder Matthias und Marcus Baur für eine Tempoverschärfung. Mithalten konnten da nur die Spitzenreiter aus Andorra und die Verfolger aus Südtirol. Die Vierergruppe stand, fiel aber im Zielanstieg auseinander. Zuerst mussten die Baur-Brüder (Aalen) abreißen lassen, dann Sperl/Nägele. Mit einer Energieleistung schlossen sie aber an der dritten Verpflegungsstelle wieder zur Spitze auf.
Die Kategorie Senior Master Men sah eine siebentägige Aufholjagd der Italiener Richard und Oswald Wenin, die am ersten Tag mehr als eine Stunde aus Krankheitsgründen verloren. Bis zur vorletzten Etappe nach St. Valentin verteidigten Jörg Schreiber und der an einer Sehnenentzündung laborierende Dr. Thomas Miksch den Vorsprung. Bei ihrem 6. Etappensieg hatten die Italiener einen Vorsprung von 23 Minuten auf Schreiber/Miksch und lagen damit in der Endabrechnung 12.57 Min. vor den beiden Deutschen.
In den weiteren Kategorien blieb alles bei den bestehenden Kräfteverhältnissen. Die Schottinnen Helen Bonsor/Claire Gordon gewannen mit Etappensieg Nummer sieben die Kategorie Women vor den Französinnen Caroline Freslon-Bette/Maud Gobert. Bei den Master Men waren die Schweizer Urs Jenzer/Ruedi Börtschi nicht zu schlagen, Rang zwei ging an die Ungarn Tamas Karlowits-Juhasz/Csaba Németh.
Keine Veränderungen gab es ebenfalls in den beiden Mixed-Klassen. Die niederländisch-spanische Kombination Ragna Debats/Pere Bove Aurell musste auf der 8. Etappe zwar hinter Landie Greyling/Christiaan Greyling (Südafrika) zurückstecken, feierte dennoch einen souveränen Gesamtsieg. Für eine echte Überraschung sorgte das Duo Eva Färberböck/Mathis Bode (Deutschland) mit ihrem Tageserfolg in der Kategorie Master Mixed vor den Gesamtsiegern Annemarie Gross/Franz Kröss (Italien).
Bester Individual Finisher war indes Anton Steiner, der vom 2. Tag an ohne Partner laufen musste. Der Italiener beendete die Alpenüberquerung mit einer Zeit von 32:55.15 Std. vor Gerhard Herbort (München, 34:21.12 Std.) und Jürgen Kurapkat, (Miesbach, 35:19.11 Std.).
Nicht nur sportlich stimmte es bei der 11. Austragung des TRANSALPINE-RUN. Die sogenannte Westroute von Oberstdorf nach Sulden/Ortler kam bei den Sportlern aus 33 Nationen bestens an. Auch Rallye-Star Andreas Mikkelsen, für Volkswagen Motorsport bei der WRC Rallye-Weltmeisterschaft im Einsatz, lief drei Tage lang erstaunlich ausdauernd mit.
Grandiose Landschaften, tolle Trails und spektakuläre Downhills sorgten trotz großer Anstrengungen für beste Stimmung im Feld. Die Etappenorte Oberstdorf, Lech am Arlberg, St. Anton am Arlberg, Landeck, Samnaun, Scuol, St. Valentin und Sulden/Ortler präsentierten sich als starke Gastgeber. Das Wetter zeigte sich etwas launisch. Die ersten vier Etappen waren geprägt von großer Hitze, der Bergsprint und die Schlussetappe zeigten sich kalt und verregnet. Dafür warteten auf den Etappen 6 und 7 mit Temperaturen um die 15 Grad beste Bedingungen auf die Athleten, die sich als äußerst zäh erwiesen. Von den rund gestarteten 300 Teams erreichten knapp 250 das Ziel in Sulden/Ortler.
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