Das hat es in der Geschichte des Zugspitz Ultratrail noch nicht gegeben. Seit der Premiere des größten deutschen Trailrun-Events im Jahr 2011 hat noch kein Sieger versucht, seinen Titel zu verteidigen. Weder der Spanier Miguel Heras (2011), der Franzose Julien Chorier (2012) oder die Deutschen Philipp Reiter (2013), Stephan Hugenschmidt (2014) und Michael Arend (2016).
Jetzt will der Österreicher Thomas Farbmacher diesen Plan umsetzen. Der Vorjahressieger aus Tirol tritt am 17. Juni 2017 zum zweiten Mal in Grainau an, um die 100 Kilometer mit der Startnummer 1 zu laufen. Doch unter Druck setzen will sich der Tiroler nicht. „Ich will ins Ziel kommen und dabei mein Bestes geben. Bei einem 100 Kilometer-Lauf kann viel passieren.“ Sein Tipp für die Teilnehmer: „Startet ausgeruht in den ZUT, geht den Lauf nicht zu schnell an und teilt eure Kräfte gut ein.“
Deutschlands größtes Trailrun-Event setzt bei der 7. Auflage vom 16. bis 18. Juni neue Maßstäbe. Insgesamt haben 2347 Athleten aus 49 Nationen ihre Meldung für den legendären Trail rund um das Zugspitzmassiv und das Wettersteingebirge abgegeben. Das gab's noch nie in der noch kurzen Historie des Zugspitz Ultratrail, der 2011 mit 700 Athleten aus 25 Nationen startete und seitdem eine eindrucksvolle Performance hingelegt hat. Auffällig: der „ZUT“ wird weiblicher. Zwar haben die Männer mit 1789 Meldungen klar die Nase vorn, doch die 557 Frauen stellen mittlerweile einen Anteil von knapp 24 Prozent. Und noch etwas fällt auf: zwar kommt der Hauptteil der Meldungen (1618) wie bislang aus Deutschland, doch die Niederlande nehmen in diesem Jahr mit 162 Meldungen Rang 2 vor Österreich (78) ein.
Wie im Vorjahr starten die Teilnehmer auf den unterschiedlichen Distanzen an fünf verschiedenen Orten, aber haben mit dem Zugspitzort Grainau alle ein gemeinsames Ziel. Das sportliche Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem knapp 100 Kilometer langen Ultratrail (5.412 Hm, Start 7:15 Uhr in Grainau) mit Thomas Farbmacher als Titelverteidiger in der Kategorie Men.
Bislang wollen 509 Athleten diese ultimative Herausforderung angehen. 188 Trailrunner haben sich für den Supertrail XL über 81,4 Kilometer und 4.131 Hm entschieden. Los geht’s um 8:00 Uhr in Ehrwald in Österreich. In diesem Jahr finden auf dieser Distanz auch die Deutschen Meisterschaften der DUV in der Kategorie Trail statt.
Der Supertrail über 62,8 Kilometer und 2.923 Hm wird immer beliebter. 433 Athleten gehen in Leutasch-Weidach um 9:00 Uhr an den Start. Absoluter Liebling der Athleten aus aller Welt ist der 39,3 Kilometer lange (1.896 Hm) Basetrail XL mit 595 Meldungen. Gestartet wird um 10:00 Uhr in Mittenwald. Auf Platz 2 der Beliebtheitsskala rangiert der Basetrail. 557 Athleten lieben es kurz und knackig – 24,9 km und 1.595 Hm. Start ist um 10.30 Uhr in Garmisch-Partenkirchen. 65 Meldungen kann die sogenannte Flex-Rate verzeichnen, die Teilnehmer entscheiden sich erst vor Ort, welches der fünf Rennen sie bestreiten werden.
Am 17. Juni startet der ZUT zum siebten Mal. Und dennoch gibt’s eine Premiere. Der Vorjahressieger tritt zum ersten Mal an, um seinen Titel über die 100 km zu verteidigen. Das hat vor dir noch kein Läufer versucht.
Was ist deine Motivation, etwas zu schaffen, was vor dir noch niemand geschafft hat?
Thomas Farbmacher: „Die Titelverteidigung ist nicht der Grund, warum ich beim ZUT wieder an den Start gehe. Vielmehr reizt es mich, wieder an den Ort zurückzukehren, an dem ich so viele schöne Momente erleben durfte. Natürlich freut es mich sehr, die Startnummer 1 zu tragen. 2017 habe ich das gleiche Ziel wie 2016, nämlich ins Ziel zu kommen und dabei mein Bestes zu geben. Welche Platzierung am Ende dabei rauskommt, spielt für mich keine Rolle, denn ich weiß, dass bei einem 100km-Lauf so viel passieren kann und an diesem Tag alles stimmen muss, um gewinnen zu können.“
Im Vorjahr kam dein Sieg durchaus überraschend. 2017 wirst du natürlich im Mittelpunkt stehen am Start in Grainau. Wie ist das. Kannst du damit umgehen, dich freimachen von der Nervosität?
„Ja natürlich, ich kann sehr gut mit diesem Druck umgehen, da ich mir selber gar keinen mache. Aber warum eigentlich Druck? Man braucht ja nur das zu machen, was man ohnehin das ganze Jahr macht: einfach laufen!“
Zurück zum ZUT. Was ist eigentlich das Besondere an diesem Lauf? Ist es die grandiose Landschaft, die Strecke, oder einfach die Mischung aus beiden Teilen?
„Ich finde den ZUT aus dem Grund so genial, weil einfach alles dabei ist: die traumhafte Landschaft, technische Up- sowie Downhills, flache Passagen, viele nette Leute, die tolle Atmosphäre und vor allem die hervorragende Organisation durch PLAN B.“
Wie geht man den ZUT am besten an, ohne sich zu übernehmen. Versuchst du, sofort in der Spitze dabei zu sein oder bist du eher der abwartende Typ?
„Normalerweise bin ich eher der „abwartende Typ“ und der, der eher langsam startet, um sich die Kräfte gut einzuteilen, aber 2017 werde ich sicher etwas mehr riskieren.“
Wo liegen deine Stärken und deine Schwächen? In den technischen Abschnitten, im Downhill oder auf den rein läuferischen, weniger anspruchsvollen Abschnitten?
„Meine Stärken liegen sicher mehr bei den Downhills und den läuferischen Passagen, aber ich gestalte mein Training so, dass ich bei den steilen Anstiegen noch stärker werde.“
Wie hast du dich vorbereitet im Winter? Wo warst du, was hat du für Ausgleichssport gemacht? Wie sieht dein Training bis zum Start aus?
„Von November bis Januar bin ich ausschließlich nur mit den Tourenskiern unterwegs gewesen (ca. 150.000 Höhenmeter). Das Laufen bleibt in diesen Monaten eher „auf der Strecke“, da ich bei mir daheim in Hopfgarten, aufgrund der Schneelage, nicht die Möglichkeit habe zu trainieren.
In der Vorbereitung zum ZUT bin ich ca. 80-100 Kilometer mit ca. 5000 Hm in der Woche gelaufen. 4 Wochen vorher habe ich noch einen „Trainingswettkampf“, den Schwarzachtrail mit 47 km und 2700 Hm, absolviert. Die Woche vor dem ZUT wird pausiert, damit ich fit und ausgeruht am Start in Grainau stehe.
Wann begann die Trailrun-Saison für dich?
„Die Trailrun-Saison beginnt für mich, sobald der Schnee weg ist und die Trails frei liegen. Den ersten Wettkampf habe ich normalerweise im Mai, dieses Jahr war es anders. Ich startete schon am 24. Februar beim „Transgrancanaria“ (125 km, 8000 Hm). Das erwies sich für mich aber sehr schwierig, da ich fast keine Trainingskilometer in den Beinen hatte. Mein Kopf war jedoch stärker als meine Beine und ich schaffte es mit einer Zeit von 15.51 Std. als 28. von 900 Startern ins Ziel.“
Jetzt noch ein Tipp für alle Teilnehmer für das Rennen?
„Startet nicht zu schnell und teilt euch eure Kräfte gut ein!“