Thomas Farbmacher, der Titelverteidiger aus Hopfgarten bei Kitzbühel, hat das geschafft, was vor ihm noch kein Athlet beim Zugspitz Ultratrail realisiert hat. Der 30-jährige Österreicher setzte sich am Samstag, 17. Juni, im Zugspitzdorf Grainau nach 101,5 Kilometer und 5412 Höhenmeter in der Zeit von 11:22.09,6 Stunden durch und verteidigte damit als erster Athlet überhaupt seinen Sieg aus dem Vorjahr.
„Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben, dass ich das geschafft habe, was sonst noch niemandem beim ZUT gelungen ist. Mal schauen, ob nächstes Jahr das Triple möglich ist“, jubelte Farbmacher. Der Hopfgartener lief trotz Magenprobleme rund 20 Minuten schneller als bei seinem Sieg 2016. Rang zwei ging an den starken Schweizer Walter Manser (11:55.23,7 Stunden), der lange Zeit führte, im Mittelteil aber dem Tempo von Farbmacher nicht mehr folgen konnte. Dritter wurde der Franzose Thery Jonathan in 12:55.31,3 Stunden.
Schnellste Frau über die Ultratrail-Distanz rund um die Zugspitze war Lisa Mehl aus Esslingen in 13:54.22,1 Stunden souverän vor Basilia Förster (Neuried, 15:39.40,8) und der Ungarin Tünde Papp (17:21.49,8). Zweitschnellste Frau auf der Ultratrail-Strecke war Denise Zimmermann, Siegerin in der Master Women Kategorie, mit einer Zeit von 15:15.02,1.
Neben dem Ultratrail war die Deutsche Meisterschaft im Trail das zweite Hauptereignis. Über die Distanz 81,4 Kilometer setzte sich der 35-jährige Markus Mingo (9:02,17,2 Stunden) aus Kötzting ganz souverän vor Alexander Dautel (9:16.37 Stunden, Kronach) und Max Kirschbaum (9:16.54,1 Stunden, Otterbach) durch. Während Mingo mit 14 Minuten Vorsprung ins Ziel kam, trennten Dautel und Kirschbaum nur 17 Sekunden nach mehr als 81 Kilometer. Beim Titelrennen der Frauen setzte sich die Münchnerin Eva Sperger (10:46.18,6 Stunden) durch.
Das Zugspitzdorf Grainau, seit 2011 Zielort des Zugspitz Ultratrail, platzte am Wochenende aus allen Nähten. Knapp 2.400 Teilnehmer aus 48 Nationen gingen bei der siebten Auflage des größten Trailrun-Events Deutschlands an den Start. Und sorgten natürlich auch für eine tolle Stimmung am Vorabend. Als die Jungen und Mädels mit ihren riesigen Fahnen in alphabetischer Reihenfolge von Australien bis Zypern in den Grainauer Musikpavillon einmarschierten, da gab's kein Halten mehr. Die Athleten und Athletinnen feierten wie eine große Familie, die sich immer im Juni in Grainau trifft. „Einmal ZUT, immer ZUT“, hieß es immer wieder.
Und diesmal spielten auch die äußeren Umstände mit. Nachdem 2015 die Strecke wegen heftigen Schneefalls verkürzt werden musste und vor einem Jahr Dauerregen besonders die Downhills gefährlich glatt werden ließ, zeigten sich am Samstagmorgen die Zugspitzregion und das Wettersteingebirge von ihrer besten Seite. Doch die 25 Grad im Tal und 15 Grad auf einer Höhe von 2000m waren vielleicht einen Tick zu warm. Die leicht drückende Hitze machte den Athleten doch manchmal zu schaffen. Und diejenigen, die in der Nacht auf den Passagen zwischen den Verpflegungsstationen 9 und 10 unterwegs waren, kämpften mit Sichtbehinderungen durch dichten Nebel.
Bevor es am Samstagmorgen losging, führte der Blick auf die Startliste. „Ich denke Andreas Tockner und Walter Manser dürften die größten Konkurrenten sein“, so Thomas Farbmacher. Doch Tockner, der Sieger des Hochkönigstrails, hielt nur bis zur V2 bei Kilometer 19,5 mit. Als sehr schnell erwies sich der Appenzeller Manser, der auch im Vorjahr klar geführt hatte, sich dann aber verlaufen und als Vierter sogar noch das Podest verpasst hatte. „Der Walter war superstark, besonders im Anstieg“, zeigte sich Farbmacher beeindruckt. Und der Eidgenosse machte weiter Druck. Sollte in diesem Jahr schon frühzeitig so etwas wie eine Vorentscheidung fallen? Alles sah zumindest danach aus. An der V3 nach 27,20 Kilometer bei der sogenannten Pestkapelle auf einer Höhe von 1617 m, hatte sich der 40-jährige Manser bereits um 1:35 Minuten von dem zehn Jahre jüngeren Farbmacher abgesetzt.
Auf dem Weg über das 2048 m hohe Scharnitzjoch – der höchste Punkt des Zugspitz Ultratrails - zur V5 Hubertushof machte Thomas Farbmacher Boden gut, holte eine Minute auf und befand sich plötzlich wieder in Schlagweite. Am Ferchensee bei Kilometer 67,80 waren aus den drei Minuten Rückstand vier Minuten Vorsprung geworden. Und obwohl Farbmacher unter erheblichen Magenproblemen litt („Ich habe während des ganzen Laufs nur ein Gel und ein paar Stückchen Orange essen können“) wuchs der Vorsprung von Zwischenzeit zu Zwischenzeit an. „Ich bin dennoch absolut zufrieden mit Platz zwei. Ich habe gespürt, dass Thomas immer näher kommt, konnte aber nicht mitgehen“, so Manser.
Der Supertrail XL über 81,4 Kilometer und 4379 HM mit Start in Ehrwald wurde gleichzeitig als Deutsche Meisterschaft im Trail ausgetragen. Für den erfahrenen Oberpfälzer Markus Mingo eine klare Angelegenheit. Bereits bei Kilometer 26 hinauf zum Scharnitzjoch lag der 35-jährige Nationalmannschaftsläufer allein vorn. „Ich habe mich gut verpflegt und lag super im Zeitplan. Über diesen Titel freue ich mich riesig“, erklärte der souveräne Sieger Mingo (9:02.17,2). Quasi am Ortseingang von Grainau sollte die Entscheidung um Platz zwei und drei fallen. Bis dahin hatte Max Kirschbaum lange auf Rang 2 gelegen, kämpfte aber schon frühzeitig mit heftigen Magenschmerzen. Erst am Ortseingang überholte Alexander Dautel den Konkurrenten und sicherte sich Rang 2 mit einer Zeit von 9:16.37,0 Stunden, knappe 17 Sekunden vor Dautel.
Ebenso stark wie Markus Mingo trat auch die Münchnerin Eva Sperger bei den Frauen auf, die ab der Hämmermoosalm konstant die Führung übernahm, nachdem die, zu Beginn führende, Melanie Albrecht verletzungsbedingt nach der V4 ausscheiden musste. Am Ende sicherte sich Sperger leicht und locker in 10:46.18,6 Stunden den Titel bei den Frauen. „Nach dem ersten Anstieg habe ich gedacht, dass es heute klappen kann“, so die 38-Jährige.
Auch beim Supertrail über 62,8 Kilometer und 3285 HM mit dem Start in Leutasch entwickelte sich lange Zeit ein Zweikampf zwischen dem späteren Sieger Hannes Namberger (Ruhpolding) und dem Weißenburger Lucas Sörgel. Doch Sörgel litt unter Krämpfen und war froh, überhaupt ins Ziel zu kommen. Namberger, ein Ex-Skirennläufer, siegte in 6:42.43,9 Stunden vor Sörgel (7:06.45,4 Stunden) und Tobias Henkel (Kahla, 7:26.51,3 Stunden).
Bei den Frauen wurde es am Ende richtig spannend. Zwar gewann Daniela Oemus (Kahla, 7:41.52,6 Stunden) vor Elisabeth Fladerer (Stadtbergen, 7:46.09,3 Stunden). Doch hätte Fladerer nicht bereits ganz zu Beginn beim Aufstieg zum Scharnitzjoch geschlagene 18 Minuten eingebüßt, hätte das Rennen auch anders ausgehen können. So fehlten Fladerer bei ihrer Aufholjagd aber noch gute vier Minuten zum Sieg. Rang drei ging an die Schweizerin Andrea Vlasakova in 7:59.28,8 Stunden.
Lukas Nägele aus Freiburg war der Sieg beim Basetrail XL über 39,3 Kilometer und 2063 HM mit Start in Mittenwald nicht zu nehmen. „Ich habe von Anfang an Tempo gemacht“, erklärte der Breisgauer nach seinem Sieg in 3:29.22,1 Stunden, der als Empfehlung für die Berglauf-Weltmeisterschaft im August am Comer See gelten darf. Tim Dally aus Netphen bei Siegen holt sich trotz einiger Probleme im Downhill in 3:38.49,9 Stunden Rang zwei vor dem Münchner Moritz auf der Heide (3:40.35,5 Stunden). Bei den Frauen ging kein Weg an Favoritin Maria Koller (Lam, 4:05.23 Stunden) vorbei. „Ich habe einfach versucht meine Tempo zu halten“, so Koller. Was auch gelang. Die Zweitplatzierte Caroline Gredler (Breitenbach) lag in 4:49,28,1 Stunden fast 45 Minuten zurück. Simone Herzog (Goldbach) wurde Dritte in 4:51.41,7 Stunden.
Weitaus schneller als in der Zeitplanung vorgesehen, ging's über den kurzen Basetrail (24,9 Kilometer, 1548 HM, Start in Garmisch-Partenkirchen) zur Sache. In 2:16.14,3 Stunden war Stefan Knopf (Bischofswiesen) im Ziel, knapp gefolgt von Thomas Kühlmann (Wernigerode, 2:17.03,3 Stunden), aber schon mit großem Abstand vor dem Österreicher Daniel Rohringer (2:28.38 Stunden). Die Siegerin bei den Frauen kam aus San Francisco (USA). Die 25-Jährige setzte sich in 2:55.10,2 Stunden vor der Zweitplatzierten Regine Schlump (2:29.12,4 Stunden) und der Dritten Anika Fels (2:59.37,6 Stunden) durch. „Am Ende war es verdammt zäh. Aber bergab bin ich halt nicht so schnell“, kommentierte die Immenstädterin den Ausgang.
Thomas Farbmacher (1. Ultratrail): „Als ich Walter Manser eingeholt habe, folgte das Flachstück zum Ferchensee. Das liegt mir einfach. Aber meine Magenprobleme waren echt heftig. Unendlich viel Cola war meine Rettung.“
Walter Manser (2. Ultratrail): „Ich stehe als Zweiter auf dem Treppchen und bin glücklich. Im Vorjahr habe ich lange geführt und bin nur Vierter geworden.“
Hannes Namberger (1. Supertrail): „Ich bin bis zur Hälfte mit Lukas unterwegs gewesen und hatte dabei ein hohes Tempo angeschlagen. Wenn man bedenkt, dass ich im Vorjahr noch den Basetrail gelaufen bin, ist das natürlich Wahnsinn. Und eigentlich habe ich ja mit dem Trailrunning nur begonnen, weil ich nach dem Ende meiner Skilaufbahn Gewicht verlieren wollte.“
Lukas Sörgel (2. Supertrail): „Das ist natürlich sehr ärgerlich. Denn ich habe mich gut gefühlt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Krämpfe bekommen, aber nach der Partnachalm ging nichts mehr. Ich habe echt gelitten, wollte unbedingt ankommen. Deshalb freue ich mich auch über Platz zwei.“
Markus Mingo (Deutscher Meister Trail und Sieger Supertrail XL): „Ich bin wegen der DM über die 81,5 Kilometer gestartet, ansonsten wäre ich beim Ultratrail dabei gewesen. Ich freue mich unglaublich über den Titel, den mir niemand mehr nehmen kann. Das Rennen selbst habe ich mir gut eingeteilt, ich habe viel gegessen. Ich wollte mich nicht selbst abschießen. Ich wusste allerdings nie, wie viel Vorsprung ich hatte. Andererseits haben mit die Zuschauer auf den letzten fünf Kilometern schon zugejubelt. Das war echt emotional“
Alexander Dautel (2. Supertrail XL): „Ich habe nicht mit Platz 3 gerechnet, denn Max hatte ja schon mehr als sechs Minuten Vorsprung. Als ich dann in das Flachstück in Grainau eingebogen bin, habe ich ihn an seinem Laufstil erkannt. Ich konnte es einfach nicht glauben.“
Max Kirschbaum (3. Supertail XL): „Eigentlich war ich den ganz Tag tot, es ging mir ganz, ganz schlecht und ich bin den letzten Downhill zum Ziel nur noch herunter geschlichen. Dass ich jetzt DM-Dritter bin, macht mich wirklich zufrieden, dann bei Kilometer 20 hätte ich niemals daran geglaubt.“
Daniela Oemus (1. Supertrail): „Vor dem letzten Berg habe ich gedacht, jetzt geht es wirklich nicht mehr. Dass ich es dennoch durchgestanden habe, hätte ich niemals gedacht.“