Gewinnt die Jugend die Oberhand – oder kann sich erneut die Routine durchsetzen? Das ist die entscheidende Frage beim größten deutschen Trailrun-Event, dem Zugspitz Ultratrail vom 14. bis 16. Juni 2019 in Grainau.
Der Spanier Tofol Castanyer, Titelverteidiger bei den Männern, will zum zweiten Mal die Ultra-Distanz über 102,5 Kilometer gewinnen und wäre dann mit seinen 47 Jahren der mit Abstand älteste Sieger des ZUT. Castanyer würde zudem mit Thomas Farbmacher, dem Sieger der Jahre 2016 und 2017, gleichziehen. Das ist natürlich eine echte Kampfansage an die teils nur halb so alte Konkurrenz.
Mit 2.500 Trailrunnerinnen und Trailrunnern aus über 50 Nationen ist die neunte Auflage des Mega-Events rund um den Zugspitz-Ort Grainau zum zweiten Mal nach 2018 ausverkauft – und das bereits seit Monaten. Gelaufen werden fünf Distanzen von 25 Kilometer bis zum Highlight, der Ultratrail-Distanz über 102,5 Kilometer und gewaltige 5.491 Höhenmeter. Der Startschuss zum Hauptlauf fällt am Samstag, 7.15 Uhr, in Grainau. Die weiteren Startorte sind Ehrwald, Leutasch-Weidach, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen. Auf den Trails rund um die Zugspitze und ums Wettersteingebirge warten einige der schönsten Trailrun-Abschnitte des gesamten Alpenraumes.
Blick zurück. Im Vorjahr hatte der Spanier Castanyer noch von einer kurzen Schwächephase seines Landsmanns Cristofer Clemente im finalen Downhill profitiert. Der mittlerweile 47 Jahre alte Majorquiner setzte alles auf eine Karte und siegte mit einem Vorsprung von 48 Sekunden. Castanyer konnte sein Glück kaum fassen. Die Siegerzeit von 10:59:03 Stunden war ausgezeichnet. Der eher ruhige Spanier aus Soller wird bei seinem zweiten Start beim Zugspitz Ultratrail natürlich alles daransetzen, die Bestzeit zu knacken und seinen zweiten Sieg in Grainau zu feiern.
Auf wen muss Routinier Castanyer bei seiner anvisierten Titelverteidigung am meisten aufpassen? Ganz oben auf der Liste der Konkurrenten rangiert definitiv Dylan Bowman. Der 33-Jährige aus Reno in Nevada gehört zum exklusiven Kreis der von Red Bull unterstützten Athleten. 2018 gewann Bowman zwei wichtige Läufe – den Ultra-Trail Mount Fuji in Japan und den UTWT Tarawera in Rotorua in Neuseeland. Auch wenn der Amerikaner etwas angeschlagen ist, dürften die Topläufer gewarnt sein.
„Ich bin sehr dankbar, am ZUT teilnehmen zu können. Meine Entscheidung mit dabei zu sein, kam sehr spontan, da mein Saisonanfang von einer Knöchelverletzung im April getrübt wurde. Ich musste meinen Renn-Kalender überarbeiten und auf einmal war die Möglichkeit gegeben beim ZUT dabei zu sein. Seit 2011 möchte ich bei diesem Rennen dabei sein. Da die Verletzung erst 9 Wochen zurückliegt, bin ich nicht wie sonst im Training, aber ich fühle mich frisch und motiviert. “, so Bowman.
Aus Deutschland kommt Matthias Baur. Er gewann 2016 den Supertrail des ZUT und dürfte drei Jahre später auch auf der Ultra-Strecke ein Wörtchen um den Sieg mitsprechen. Sein Bruder Marcus bevorzugt in diesem Jahr die kürzere Distanz und startet beim Basetrail. Der härteste Konkurrent des Spaniers Castanyer neben Bowman dürfte aber der Göttinger Florian Reichert sein. Die Erfolgsliste des 37-Jährigen zeigt seit Jahren stetig nach oben. Der Dauer-Sieger der Brocken-Challenge präsentierte sich bereits zu Beginn des Jahres in einer erstaunlich guten Form.
Reichert gewann im Januar in Irland, im Februar die 73 Kilometer lange Brocken-Challenge zum sechsten Mal seit 2014. Und im März lief der Niedersachse unter die Top Ten des legendären Transvulcania auf der Kanareninsel La Palma. Reichert erreichte nach 73 Kilometern als Neunter das Ziel vor Hannes Namberger und war damit bester Deutscher. Zwar ist Reichert eigentlich eher auf der Marathon-Distanz zu Hause, will aber dennoch bei seiner ZUT-Premiere auch auf der Ultra-Distanz glänzen. Die Form sei gut, so Reichert, der ein offensives Rennen verspricht: „Wenn alles normal läuft, will ich unter die Top Five laufen. Wenn aber alles optimal läuft, dann peile ich auch das Podium an.”
Wie Reichert war auch die Schwedin Kristin Berglund beim Transvulcania auf La Palma am Start. Kristin Berglund wurde Fünfte in der Kategorie Women und unterstrich damit ihre gute Verfassung. Die in Tirol lebende Berglund musste aber vor wenigen Tagen ihren Start verletzungsbedingt absagen. „Ich bin wirklich traurig“, sagte die 35-jährige Berglund, die sich bei einem Sturz eine Rippe brach und eine Wettkampfpause einlegen muss. Berglund hatte 2016 in Grainau in 13:21:28 Stunden dominiert. Nach einer schweren Verletzung kehrte sie 2018 zurück und glänzte in 13:11:38 Stunden als Siegerin in der Kategorie Women.
Noch etwas schneller war indes die sensationell starke Französin Caroline Chaverot, die in 12:59:33 Stunden die Kategorie Master Women gewann. Nach dem Ausfall von Berglund dürfte die Favoritenrolle auf Simone Schwarz aus Freiburg fallen, die 2018 beim Transvulcania auf Rang 8 lief und vor zwölf Monaten Vierte beim ZUT wurde.
Als echter Topfavorit beim 82 Kilometer langen Supertrail XL ist ein junger Mann aus den USA gesetzt. Aus Boston kommt der erst 21 Jahre alte Patrick Caron, der bislang durch Erfolge in Nord-Amerika auffiel und dort als Mann der Zukunft gilt. Erste Erfahrungen auf den Trails rund um Zugspitze und Wettersteingebirge sammelte der junge Athlet bereits im Vorjahr. Davon dürfte er bei seinem zweiten Start in Grainau sicherlich profitieren.
Ähnlich wie Caron beim Supertrail XL dürfte auch der Saarländer Martin Schedler beim 39 Kilometer langen Basetrail XL ganz vorn erwartet werden.
Spannung ist auf jeden Fall angesagt beim 9. Zugspitz Ultratrail, der eine eindrucksvolle Entwicklung hinter sich hat. Von einem familiären Premieren-Lauf im Jahr 2011 mit rund 750 Teilnehmern und Teilnehmerinnen hin zu Deutschlands größtem Trailrun-Event im Jahr 2019. Vom 14. bis 16. Juni werden sich die Orte Grainau, Ehrwald, Leutasch-Weidach, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen wieder in ein Trailrun-Paradies verwandeln und 2.500 Teilnehmern aus über 50 Nationen ein Wochenende lang ein Zuhause bieten. Unter anderem wird die Zugspitze (mit 2.962 Metern Höhe Deutschlands höchster Berg) umrundet, zugleich aber auch das gesamte Wettersteingebirge umlaufen.
Aufgrund der aktuellen Verhältnisse auf der Zugspitz Ultratrail Strecke ist der Streckenchef Martin Hafenmair bereits seit einigen Tagen auf den kritischen Streckenabschnitten unterwegs und beobachtet täglich die Entwicklung der Lage. Um den Teilnehmern einen größtmöglichen Anteil der Originalroute ermöglichen zu können, werden die Beobachtungen bis Donnerstag den 13. Juni anhalten. Erst am Abend des 13. Juni im offiziellen gemeinsamen Sicherheitsmeeting mit den beteiligten Bereitschaften der Bergwachten und Bergrettungen, der Medical Crew, und der PLAN B event company entscheidet der Streckenchef den finalen Kurs anhand der aktuellen Schneesituation auf den kritischen Streckenabschnitten. Im Anschluss werden die möglichen Änderungen oder Bestätigungen der Originalrouten an die Teilnehmer kommuniziert.
Im offiziellen und für die Teilnehmer verpflichtenden Streckenbriefing am Freitag, 14.6. um 19:30 Uhr im Musikpavillon in Grainau werden die ganzen Details zur Strecke nochmals von Martin Hafenmair erläutert.
Alle Starts finden am Samstag, 15. Juni, statt.
Ultratrail: 102.5 Kilometer/5.491 Höhenmeter, Start 7.15 Uhr in Grainau
Supertrail XL: 82 Km/4.206 Hm, Start 8.00 Uhr in Ehrwald.
Supertrail: 64 Km/2.923 Hm, Start 10.00 Uhr in Leutasch-Weidach.
Basetrail XL: 39 Km/1.985 Hm, Start um 10.00 Uhr in Mittenwald
Basetrail: 25 Km/1.595 Hm, Start um 9.00 Uhr in Garmisch-Partenkirchen.