Die Wüstenstrecke beinhaltete alle Arten von Quälereien. Angefangen von knallharten Schotterstrecken, wo spitze Steine sich durch die Sohle der Laufschuhe in die Füße drückten, bis hin zu den kräftezehrenden, meterhohen Sanddünen. Kilometerlang liefen wir immer nur geradeaus an einer Pipelinepiste entlang – dieses Stück lief man nicht nur mit den Füssen, sondern vor allem mit dem Kopf!
Bei Km 30 stand ein Geländewagen, ein paar Journalisten machten Fotos, auch Wieland, der Fotograf und Reporter von der Zeitschrift Running schoss ein paar Bilder von uns - dies war eine willkommene Abwechslung.
Doch wir hatten unser Ziel fest im Auge. Wir liefen und liefen, spulten einen Kilometer nach dem anderen ab. Motivierend war das Gefühl, das Feld der 1. Startgruppe bis ans Ziel anzuführen und sich dabei wie ein Sieger zu fühlen, was natürlich im Gesamtergebnis Platz 94, mit einer Zeit von 4:41 Stunden, bedeutete. Der letzte Läufer kam nach 9:18 Stunden ins Ziel. An diesem Abend gab es eine Sektdusche für den Sieger des Marathons und für uns Sekt aus Plastikbechern - den hatten wir uns alle verdient.
Es ist unglaublich, keine Anzeichen von Muskelkater. Wir spürten noch viel Kraft in unseren Beinen und diese würden wir auch brauchen, denn dies war nicht nur die letzte, sondern auch die härteste Etappe. Der tiefe Sand zehrte an den Kräften. Man kam nie richtig voran, weil man immer mit den Füssen einsackte.
Das Ziel rückt unaufhaltsam näher. Das Feld hat sich längst in riesigen Abständen verteilt. Mein Herz raste - aber aus Freude, nicht aus Überanstrengung. Wir konnten unsere Hochstimmung nicht bremsen, wir liefen Hand in Hand ins Ziel. Dort bekamen wir unsere Medaillen und ein „Finisher-Shirt“ sowie frische, süße Orangen! Der Zieleinlauf war am Eingang zum Hof des 4 Sterne Hotels „Sahara Douz“ und einige Hotelgäste staunten nicht schlecht, als sie die humpelten Läufer sahen. Wir nahmen unsere Taschen und endlich die erste heiße Dusche nach Tagen. Die letzten Tage haben wir uns zwar ein weiches Bett gewünscht - geschlafen wurde aber im Schlafsack im Berberzelt. Nun endlich ging der Wunsch in Erfüllung und wie schön es ist, frisch geduscht in weißen Bettlaken einzuschlafen, das wissen wir nun ganz besonders zu genießen. Sogar das gute Mittagessen im Hotel haben wir verschlafen.
Gegen 20:00 Uhr steht ein Abschiedsabend in Form eines Saharafestival auf dem Programm. Der Festivalplatz war nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt. Eine halbe Stunde dauert das Spektakel, das von folkloristischen Darstellungen alle Aspekte des Wüstenlebens darstellte. Anschließend gab es ein typisches tunesisches Abendessen. Im Anschluss erfolgte, sehr groß aufgezogen, die Siegerehrung. Der Deutsche, Thomas Wittek, gewann in einer Gesamtzeit von 8:12:33 das Rennen. Die Italienerin Daniela Gilardi wurde mit einer Gesamtzeit von 8:38:33 erste Frau. Eine besonders schöne Idee war auch die Ehrung für verschiedene Leistungen. So wurde z.B. ein Walker, der ebenfalls wie die Läufer, die komplette Strecke zurücklegte, geehrt. Ein Ehepaar, welches seine Flitterwochen so verbrachte und der Teilnehmer mit der weitesten Anreise - er kam aus Australien! Als Pokal wurde eine große Sandrose auf einem graviertem Holzboden überreicht.
Wir belegten Rang 105 und ich Rang 8 der Frauen mit einer Gesamtzeit von 11:17:27 Stunden.
Am nächsten Tag hatten wir bis zur Abfahrt noch viel Zeit und wollten uns die Oasenstadt Douz anschauen, um vielleicht ein paar Andenken zu kaufen. Der Ort hat ca. 43 000 Einwohner. Das Zelt Nr. 28 nimmt sich gemeinsam ein Museumsbesuch vor. Das Sahara-Museum. Hier gibt es einiges zur Kultur der Sahara-Region.
Wir fahren mit dem Taxi ein paar Minuten zum zentralen Marktplatz. Dies ist ein großes, ruhiges Viereck mit Bäumen und Tamarisken, umschlossen von Arkaden mit ein paar Cafés, den Lädchen der lokalen Händler und Handwerkern. Es gibt ein Warenangebot vielfältigster Art, u.a. Alltagskram, Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Gewürze, Obst und Gemüse (Spezialität der lokalen Schuhmacher: farbig bestickte Saharaschuhe aus Ziegen- bzw. Kamelleder, die für Besucher auf Wunsch über Nacht nach Maß gefertigt werden). Ein langgezogener Innenhof an der Südseite des Platzes ist dem Verkauf von Datteln vorbehalten. Der Markt ist reine Männersache. Je nach Jahreszeit in weiße „Djellabahs“ oder eingehüllt in dicke, braune Kapuzenmäntel, den Kopf mit dem „Chech“ umwickelt, hocken die Männer debattierend am Boden und vor den Cafes.
Um 6:45 Uhr Abfahrt mit Jeeps zum Flughafen. Um 14:14 Weiterflug nach Mailand. Um 16:15 Ankunft in Frankfurt am Main bei Nieselregen und 5 Grad.
Resümee:
"Nicht Menschen machen Reisen, Reisen macht Menschen" sagte bereits der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck. Und er meinte damit ganz bestimmt nicht die Pauschal-Nummer "all inclusive". Man muss schon mal an seine Grenzen gehen, die Komfortzonen des Alltags verlassen und die Selbsterfahrung zulassen, um in Gegenden vorzustoßen, die man noch nicht kennt, weder an sich selbst, noch in der Welt.
Wettläufe enden am Ziel. Das Laufen nicht.
-Ein unbekannter Läufer-
Teilnehmer aus folgenden Nationen:
Australia 1, Austria 2, Denmark 1, Germany 2, Italy 128, Mexico 2, Spain 4, Switzerland 5, United Kingdom 8, United States 4
Auch diesmal möchten wir uns wieder bei interAir GmbH Sport- und Incentive-Reisen für die gute Betreuung und die Empfehlung des italienischen Reiseveranstalter ZITOWAY Sport & Adventure & Terramia Tour bedanken.
Ganz besonderen Dank gebührt Schuhmachermeister Ketzel aus Neu-Isenburg. Mit viel Mühe und Geduld hat er es geschafft, das Klettband für unsere Gamaschen an die Laufschuhe zu nähen. Sein handwerkliches Geschick hat den Sand aus unseren Schuhen fern gehalten.
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