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23.08.15 - Allgäu Panorama Marathon

Die Hörner gepackt!

Immer, wenn Axel Reusch ruft, kommen sie angelaufen, die Ultras, die Marathonis und die Halbmarathonis. Für die ist in der zweiten Augusthälfte der Allgäu Panorama Marathon ein Pflichttermin.

„Du kannst dich bei uns richtig hochdienen“ so Axel zu seinem Konzept. Für Anfänger, die aber schon ein wenig Lauferfahrung brauchen, wartet ein hügeliger Halbmarathon mit 210 positiven Höhenmetern. Der erfahrene Marathonläufer versucht sich in der Marathondistanz, die über die Hörnergruppe führt. Die knapp 1400 Höhenmeter sind auch von Bergmarathon-Neulingen bei entsprechender Krafteinteilung gut zu schaffen. Und der wahre Trailläufer mit viel Erfahrung geht auf die Ultrastrecke über rund 69 Kilometer. Die knapp 2900 Höhenmeter verteilen sich auf die Hörnergruppe, das Söllereck und den Sonnenkopf, da geht es hinauf und drüber. Muskelkater garantiert,  herrliche Ausblicke auch.

 

Startnummernausgabe, Stadtspaziergang in Sonthofen

 

Zum neunten Mal wird der Panorama Marathon veranstaltet und der Event hat sich längst etabliert. Rund 1050 Läuferinnen und Läufer stehen in der Meldeliste und Axel ist sich sicher, dass es  am Lauftag einen neuen Finisherrekord geben wird. Die Wettervorhersage meldet für den Renntag erst am späteren Nachmittag eine höhere Regenwahrscheinlichkeit. Aber bis dahin soll die Sonne vom makellos blauen Himmel strahlen.

 
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Die Anreise geht ohne Verzögerung trotz des Verkehrs in der Urlaubsregion vonstatten. In der BAUMIT-Arena an der Stadionstraße, unweit vom Wonnemar, werden die Startunterlagen ausgegeben. Alle Starter erhalten Rucksack (Halbmarathon) oder Umhängetasche als Dreingabe. Eine Getränkeflasche und einen Gutschein des Allgäu Outlet gibt es auch noch. Auf der Startnummer befindet sich auf der Rückseite der Chip (keine Kaution) von Abavent, dem Zeitnehmer.

Den Gutschein für die Nudelparty (zwei Sorten Nudeln, auch bei der Sauce kann gewählt werden) setzen wir gleich um. Wer noch Nachschlag braucht, dem wird hier geholfen. Bei der kleinen Laufmesse kann man sich für den morgigen Tag noch mit Riegel, Shirt und anderen Sachen eindecken.

Nicht vergessen sollte man die Wettkampfbesprechung, die um 17.30 Uhr stattfindet. Die Strecken werden vorgestellt und auf eventuelle Gefahrenstellen hingewiesen. „Ihr müsst einfach logisch laufen“, so Axel. „Wenn kein Pfeil kommt, dann bleibt ihr auf dem Weg und rennt gerade weiter. Und wenn Ihr längere Zeit keine Markierung gesehen habt, dann seid Ihr auf dem Irrweg und müsst umkehren!“ Die Markierung war bei meinen vergangenen Teilnahmen immer vorbildlich, es gab weder Probleme noch Kritik.

Drei Tage Festivalstimmung in Sonthofen, wo der Lauf ein fester Bestandteil ist: Lange Einkaufsnacht, Tanzparty, Modenschau, Open-Air-Konzert, italienischer Markt, Hamburger Fischmarkt, da dürfte für jeden was dabei sein. Und wie auch anderswo, so auch hier: Verhungern und Verdursten ist unmöglich. Das haben wir auf unseren kleinen Stadtspaziergang in die Altstadt gleich festgestellt.

Bei der Unterkunftssuche, am besten vorab von zuhause, braucht man ein wenig Ausdauer, denn es sind Ferien und viele Unterkünfte ausgebucht. Wir können in einer Pension in Fischen unterschlupfen, wo uns der Hinweis, wir sind Teilnehmer am APM, die Türe geöffnet hat. Wer es einfacher mag, kann in einer Turnhalle ein Dach finden, Schnarcherei inklusive. Zumindest sind dort die Ultras, die um 06.00 Uhr starten, von den Marathonis (Start um 08.00 Uhr) getrennt.

 

Vor dem Start

 

Die Nacht war mit zehn Grad dem einem oder anderen zu kühl, aber für die Ultras, die um diese Zeit schon auf der Hörnergruppe herumspringen, ist das grad recht. Und für uns passen die Temperaturen auch, denn die Sonne lugt gerade über die Berge und wärmt sofort. Nur einer kriegt schon kalte Füße aufgrund seines Beinkleides, der Axel. Die Läufer sind jedenfalls adäquat gekleidet: Kurze Hose, kurzes Hemd, vielleicht Käppi und Sonnenschutz .

 
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Viele Stammläufer haben sich gefunden, doch auch einige Neulinge sind gekommen, so wie Erwin Bittel. Einig sind wir uns, dass wir mit dem Trail im Pitztal noch eine Rechnung offen haben, denn auch hinter seinem Namen steht ein DNF. Zum ersten Mal wird auch Silvia Herbold hier laufen, ich habe ihr von dem Lauf geschwärmt und sie so zur Teilnahme motiviert.

Nicht benötigte Kleidung kann an einem Lkw abgegeben werden. Im Ziel erhalten wir die Kleidersäcke zurück. Erst kurz vor dem Start beginnt die Moderation, ein paar Musikstücke, Grußworte und schon werden wir an die Startlinie gebeten. 450 Läufer stehen bereit, die Schleife über die Hörnergruppe anzugehen.

 

Vom Allgäu Outlet an den Berg

 

Die letzten Sekunden werden heruntergezählt und dann beginnt unsere Tour um Sonthofen. So rund fünf Stunden sollen es wieder werden und wenn ich diese Vorgabe reiße, ist es egal. Meinen schnellen Marathon plane ich erst für den Oktober ein. Alles, was bis dahin „daherkommt“, dient meiner Ausdauer. Und außerdem will ich euch das Allgäu von seiner sportlichen Seite zeigen.

Ohne Hektik setzt sich das Feld in Bewegung, die schnellen Hirsche vorneweg, die Genießer im Anschluss. Die Straße ist breit, aber ich glaube, dass heute eine Rekordzahl auf der Panoramastrecke unterwegs ist. Auf dem anschließenden Radweg und auf dem Illersteg können nur zwei Leute nebeneinander laufen. Entsprechend eng ist es.

Mehr Platz ist auf dem Illerdamm, wir rennen nun in Richtung Norden. Einige Zuschauer haben sich trotz der frühen Uhrzeit versammelt, echte Fans. Nur einige Minuten dauert diese Passage, dann verlassen wir den Illerfluss nach links und tangieren den Sonthofer Baggersee. Badegäste sind noch keine da, nur einige Hundebesitzer sind zu sehen. Bei der Oberzollbrücke verlassen wir das bebaute Gebiet, es geht schon leicht bergan, grad richtig zum Anschwitzen.

 
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Wer seinen Blick in Richtung Osten schweifen lässt, sieht über dem Illertal letzten Dunst und darüber die Bergspitzen. Der markante Berg als „Ausguck“ nach Norden ist der Grünten (1739 Meter), der Wächter des Allgäus.

In Hüttenberg (wir sind nun schon ein wenig höher als Sonthofen) wartet die erste Trinkstelle nach gut 20 Minuten. Wasser und Iso werden angeboten, später kommen noch Bananen, Cola und teilweise Gel dazu. Und Vollpension wartet auf der Hauptverpflegungsstelle in Grasgehren unweit des Riedbergpasses. Ich schnappe mir einen Becher Iso und mache mich auf den Weiterweg. Einen Rucksack mit Fressalien braucht man auf der Marathonstrecke nicht mitführen, denn alle fünf Kilometer kann man sich versorgen. Zum Ende werden die Abstände zwischen den Tankstellen sogar noch geringer.

Gleich nach der ersten Versorgung überhole ich Kati Schramm, die hat wieder einen Schnellstart hingelegt. Doch sie ist erfahren genug, beizeiten das Tempo zurückzunehmen. Nach Hüttendorf ist bereits die erste Geheinlage fällig, denn der geteerte Weg steigt in zweistelligen Prozenten an. Keiner läuft mehr!

100 Höhenmeter weiter oben sind wir auf dem Höhenrücken der Salzhalde angekommen, der Blick kann jetzt rechterhand hinunter ins Gunzesrieder Tal erfolgen. Nicht mehr ganz so steil, doch für das Marschieren reicht es immer noch, führt ein Grasweg hinein in den Wald. Drei Beobachter sitzen auf einer Holzbank und „luaga“ uns zu. Nur ein paar Minuten steigen wir im Wald empor, dann überschreiten wir auf einer Lichtung die Höhe von 1000 Meter. Kurz vor dem Hüttenberger Eck (1015 Meter) haben wir einen schönen Ausblick auf den Grünten. Beim ersten Ultra bot sich uns hier ein unvergessliches Erlebnis. Wir kamen aus dem Nebel heraus, der Grünten im ersten Licht, die Sonne gerade über die Hochnebeldecke strahlend.

Immer weiter führt uns die Teerstraße hoch, steilere Stücke wechseln sich mit laufbaren Teilen ab, so kommt keine Langeweile auf. Kuckucksnest, Vorderer Hüttenberg, Birkenbichl-Hütte, da endet die Mautstraße, eine Weiterfahrt ist nur mit Genehmigung möglich. Wir sind jetzt bereits mittendrin in der Hörnergruppe, die zu dem Naturpark Nagelfluhkette gehört. Die höchsten Berge reichen bis auf knapp 1800 Meter hinauf und einige von denen werden wir tangieren oder überlaufen. Im Winter lässt es sich hier gut Sporteln, mit Ski oder Schneeschuh. Sommers natürlich auch, zu Fuß oder mit dem Bike.

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Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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