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08.08.21 - Allgäu Panorama Marathon

Endlich wieder im Wettkampf-Modus

Nach der Absage von 2020 darf Bayerns beliebtester Marathon in seine 14. Auflage gehen. Bereits fünf Mal und seit vier Jahren durchgängig, wurde der Titel bei den Wahlen zum Marathon des Jahres auf M4Y an den Allgäu Panorama Marathon verliehen. Das Hygiene-Konzept der Veranstaltung passt, das Gesundheitsamt Oberallgäu hat die Genehmigung erteilt. Startrecht gibt es aber nur für alle GGGler (getestet, geimpft oder genesen), das wird auch bei Startnummernabholung überprüft. Verpflichtend ist dazu die Mitnahme eines Mobiltelefons mit installierter Corona Warn App.

Gestartet wird innerhalb der einzelnen Bewerbe in Gruppen á 150 Teilnehmern, im Zeitabstand von 5 Minuten. Somit entzerrt sich der komplette Startbereich, in dem auch Maskenpflicht herrscht. Diese muss auf den ersten 500 Metern getragen werden und darf erst dann abgenommen werden. Während des Laufs besteht keine weitere Maskenpflicht mehr.

Angeboten werden beim APM neben dem Marathon mit über 1400 Höhenmetern natürlich noch andere Distanzen, wie immer wäre da der Ultra mit 69,7 km und über 3000 hm. Relativ neu im Programm ist der Hörnerlauf mit 18,3 km/1100 hm, er ist identisch mit der Marathonstrecke von Sonthofen bis Grasgehren. Der HM ist eher eine flache Sache, meist am Illerufer entlang mit einem Anstieg von 200 hm, dazu noch der AOK-5 km-Lauf und zwei Kid-Runs in unterschiedlichen Altersklassen.

Zum 7. Mal, entweder Ultra oder Marathon, bin ich heuer am Start. Das Handy im Rucksack stört mich dabei nicht im Geringsten, hat man ja im Prinzip in den Bergen eh immer dabei. Hauptsache wieder einmal ein Start im Wettkampf-Modus. Nur ein einziges Mal war mir das in den vergangenen anderthalb Jahren vergönnt, zuletzt im Oktober 2020, umso mehr freue ich mich und bin hochmotiviert. Mit knapp eineinhalb Stunden Fahrtzeit wähle die morgendliche Anreise nach Sonthofen. Der erste Weg führt mich zur Tiefgarage des Allgäu Outlet Center, hier können am Morgen noch die Startunterlagen empfangen werden. Vorher muss ich aber noch mein Corona-Impfzertifikat und die Corona Warn App vorzeigen, um überhaupt die Startnummer zu bekommen. Dafür bekomme ich dann ein grünes Bändchen ums Handgelenk gebunden, sozusagen als Bestätigung. Das Ganze geht ruckzuck vonstatten, es ist aber auch nicht viel los bei der Abholung.

Der Startbereich liegt direkt vor dem Allgäu Outlet Center. Beim Marathon wird in zwei Wellen gestartet, 310 Teilnehmer*innen sind am Start. Als erstes dürfen diejenigen ran, die meinen, es unter 4:45 Stunden zu schaffen. Ich zähle mich nicht dazu und lasse erstmal den Schnelleren den Vortritt, so kann ich auch ein paar schöne Startfotos schießen. Ganz locker geht es zu im Startbereich, die Abstände sind problemlos einzuhalten. Ganz ungewöhnlich, ich treffe heute keinen einzigen Bekannten. Um Punkt 8.05 Uhr geht es dann endlich auch für mich wieder los mit einem echten Rennstart.

 

 
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Besonders prickelnd ist es natürlich nicht, die ersten Meter mit Maske zu laufen, aber nach ein paar hundert Metern kommt auch schon das Schild, das Ding abzunehmen zu dürfen. Eine Brücke führt uns über die Iller und an ihr entlang zum Sonthofer See. Nach fast genau zwei Kilometern ist die flache Einrollphase beendet, am Ortsende Illersiedlung geht’s links weg und aufwärts. Anfangs auf einer Teerstraße aber noch gemäßigt, das ist noch problemlos im Laufschritt machbar.

In Hüttenberg erwartet uns nach 3 km die erste Getränkestation, im Anschluss wird es spürbar steiler. So gewinnen wir schnell an Höhe, was uns aber an Aussicht relativ wenig einbringt. Ganz anders als sonst ist nämlich heute das Wetter. Normalerweise haben ja die Veranstalter Axel Reusch und Christian Feger am APM-Wochenende immer Hochsommer gebucht. Bei allen meinen Starts herrschte jeweils Prügelhitze mit oft über 30 Grad am Nachmittig, drückender Schwüle und dazu eine wunderbare Weitsicht über die sattgrüne Allgäuer Voralpenlandschaft, was uns heute aber weitestgehend versagt bleibt. Verschämt verhüllt sich sogar der Grünten, betitelt als der Wächter des Allgäus, überwiegend in Wolken. Zum Laufen sind die Temperaturen mit 13 Grad aber optimal. Zumal es zwar dicht bewölkt ist, aber von Regen sollen wir vorerst einmal verschont bleiben, meinen die Wetterfritzen. Höchstens am Nachmittag kann mal ein Schauer runterkommen.

Optisch besonders schön finde ich immer den weglosen Abschnitt mitten durch eine Wiese (km 4,5). Wie auf einer Perlenschnur aufgezogen reihen sich Läufer an Läufer. Frisch gemäht ist sie, aber auch vollgesaugt mit Wasser. Heute sind hier wasserresistente Schuhe von großem Vorteil oder wie in meinem Fall, die Schlappen mit den dicken Sohlen. Nach der Wiesenquerung folgt ein ausgetrampelter Pfad durch den Wald, die vielen Vorläufer haben ihn matschig und extrem rutschig werden lassen. Ich muss mehrmals Bodenkontakt aufnehmen und so geht es einigen anderen auch. Viele haben heutzutage Stöcke dabei, das ist hier von großem Vorteil. Dabei kann ich mich erinnern, dass sie in den ersten Jahren beim Marathon gar nicht erlaubt waren. Wie das halt bei klassischen Bergmarathons oftmals so gehandhabt wird. Aber auch hier hat man sich vermutlich dem Trend Trailrunning angepasst. Was ja nicht unbedingt schlecht ist, wie man heute sieht. Bei trockenem Sommerwetter ist die Marathonstrecke auch problemlos in Straßenlaufschuhen zu bewältigen.

Einen großen Fan haben wohl Julia & Markus, die Teerstraße ist mit Kreidespray vollgepflastert mit Sprüchen und Anfeuerungen für die beiden. Kurz darauf erreichen wir die Bergstation der Ofterschwanger Weltcup-Express-Bahn auf 1300 Meter Höhe. Skifahrer können hier im Winter auf der Weltcup-Piste runterwedeln. Seit 1999 wurden 17 Rennen im Slalom und Riesenslalom durchgeführt, zuletzt 2018. Für uns ist eine Getränkestation aufgebaut. Knapp 8 km liegen hinter uns.

 

 
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Auf der digitalen Anzeigentafel der Ossi-Reichert-Bahn werden 10,3 Grad angezeigt. Ich hab meine Ärmel hochgezogen, es zieht spürbar. Ein flacherer Abschnitt führt uns durch eine Alpe. Die berühmten Allgäuer Kühe dürfen natürlich nicht fehlen. Alle sind ganz friedlich und lassen uns anstandslos durch ihr Revier ziehen. Sieht manchmal fast so aus, als würden sie für uns Spalier stehen. Vermutlich sind sie aber an Wanderer und heute eben an eine Horde verrückte Runner gewöhnt.

Für mich eine der schönsten Passagen des APM folgt im Anschluss. Etwas unterhalb des Gipfels des Ofterschwanger Horns ziehen wir an seiner Flanke auf einem herrlichen Single Trail durch den Wald nach oben. Im weiteren Verlauf thronen noch das Sigiswanger und Rangiswanger Horn über uns. Immer wieder sind matschige Segmente zu durchqueren. Die meisten suchen sich kleine Umwege um die Schlammlöcher.

Der finale Aufstieg zum höchsten Punkt der Strecke auf den Weiherkopf hat es nochmal deftig in sich. Bis zu 25 % Steigung und Modder vom Feinsten. Ein Abdriften von der Ideallinie ist von Vorteil, ganz rechts am Waldrand kann ich etwas griffigeren Untergrund vorfinden. Auf 1665 m Höhe steht das Gipfelkreuz (km 12,5), im Übrigen das einzige, das wir passieren und normalerweise ein Punkt, wo es sich lohnt eine kurze Verschnaufpause einzulegen und die wunderbare Aussicht zu genießen. Heute ist das für mich mit einem kurzen Selfie erledigt, mehr lohnt sich nicht.

 

 
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Genauso steil wie rauf geht’s auch wieder runter vom Gipfel. Dazu kommt wieder ein äußerst schmieriger Untergrund. Ich bin heilfroh, sturzfrei unten anzukommen. Nur mehr mäßig abwärts führt uns der Sommerweg weiter Richtung Berghaus Schwaben, wo aber wieder ein schöner Anstieg wartet und wenig später auch eine Getränkestelle.

Ein letzter längerer Aufstieg führt uns erneut auf über 1600 m zu einem Sattel, etwas unterhalb des Riedberger Horns, mit Übergang nach Grasgehren. Nicht allzu steil, dafür aber wieder mit schönen Schlammabschnitten. In gut einem Kilometer Entfernung ist am Übergang bereits der Sprecher in Grasgehren zu hören. Im Winter ist das Skigebiet Grasgehren ein richtiges Schneeloch. Die schneesichere Lage sorgt oft für eine lange Ski-Saison. Auf Teer und Schotter geht es abwärts zum Zieleinlauf der Hörnerlauf-Teilnehmer.

Für uns Marathonis gilt es hier einen Cut-Off von 3:15 Stunden einzuhalten. Wer darüber ist, darf in einem der bereitstehenden Busse Platz nehmen, die in erster Linie aber dazu gedacht sind, die Hörnerlaufer*innen zurück nach Sonthofen zu bringen. Ich bin heute bereits eine halbe Stunde vorher da, kann mich gar nicht erinnern, ob ich schon mal so schnell hier durchgegangen bin?

Normalerweise wartet hier immer ein üppiges Buffet auf uns, das musste leider wegen der Corona-Vorgaben deutlich reduziert werden. Aber immerhin kann ich Käse- und Apfelkuchen entdecken und hab jetzt auch Appetit auf ein Stückchen.

 

 
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Die meisten Aufstiegsmeter liegen hinter uns, es geht weiter abwärts. Wir überqueren die Passstraße, gut gesichert von Sicherheitsposten. Wenig später kommt auch die 21 km-Markierung, die Hälfte ist praktisch geschafft. Ein schöner Single Trail führt uns ins Lochbachtal. An der Marathonweiche (km 22) geht es für uns nach links ins Tal, während die Strecke des Ultra Trail nach rechts, Richtung Hörnlepass und kurz durch Österreich führt. Bis hier sind beide Distanzen identisch.

Verabschieden dürfen wir uns an der Weiche für viele Kilometer von natürlichem Untergrund. Ausschließlich auf Asphalt führt uns eine schmale Straße die nächsten 8 km durch’s Lochbachtal. Anfangs erstmal noch sachte bergauf,  was ich mittlerweile deutlich in den Beinen spüre. Mir läuft es aber heute wirklich gut und ich kann fast komplett durchlaufen. Nach zwei Kilometer kommt aber die Erleichterung. Durchgehend bergab mit gut zu laufendem Gefälle führt der Downhill bis ins Tal, wo die nächste VP auf uns wartet.

Am Hirschsprung beenden wir unsere Asphaltkilometer. Der schmale Durchlass zwischen zwei mächtigen Felswänden verdankt seinen Namen einer Sage: Es soll einmal ein Hirsch auf der Flucht vor einem Luchs über diesen Spalt gesprungen sein. Das Motiv eines über eine Schlucht springenden Hirschs ist daher auch das Wappen der Gemeinde Obermaiselstein.

Uns bleibt ein Sprung erspart, dafür wird das Gelände wieder hügeliger. Nach links führt unser Weg auf den Sagenweg, wo an mehreren Stationen auf Tafeln eine Sage erzählt wird. Aus dem Hang des Schwarzenbergs bricht der Fallenbach herunter, der sich rauschend über das Gestein ergießt. Hier finden sich Figuren der drei Wilden Fräulein, die einst in einer Höhle gehaust haben sollen.

Dann erwischt es uns doch, ein viertelstündiger Duscher prasselt heftig auf uns herab. Etwa 10 km vor dem Ziel verzichte ich aber auf meine Regenjacke, die Schildmütze als Brillenschutz muss reichen. Der letzte Anstieg des Tages führt uns auf den Herrenberg, auf 977 m Höhe. Wir sind mit etwa 100 Aufstiegsmetern dabei, allerdings, relativ steil. Über den etwas tiefer liegenden Kleinen Herrenberg erreichen wir Obermaiselstein (km 33,5). Ein längerer Ortsdurchlauf bleibt uns aber erspart.

An der Weiler Ach entlang geht‘s zur Iller, die wir nach 38 km erreichen. Auftanken ist wieder angesagt, mittlerweile führen die Stationen auch Cola, was ich zu schätzen weiß. Bei mir läuft’s immer noch gut, so halte ich mich nicht lange auf. Die finalen 4 Kilometer führen immer direkt an der Iller entlang. Bereits in einiger Entfernung ist der Zielbereich am Wonnemar und auch der Moderator auszumachen. Ich gebe nochmal alles und kann sogar in neuer PB auf dieser Strecke das Ziel erreichen.

 

 
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Vor dem Zieleinlauf empfangen uns sogar einige Zuschauer und feuern mich nochmal kräftig an. „Servus Axel“, wie immer klatscht hier der Chef alle Finisher persönlich ab. Ganz neu designte Medaillen und Bänder bekommen wir heuer umgehängt. Richtig fette Teile, wirklich gut gelungen. Der Erdinger Stand kredenzt mir unmittelbar danach auch sein weltbekanntes Alkoholfreies. Ansonsten ist es coronamäßig im Zielbereich natürlich etwas ruhiger als gewöhnlich.

Leider gibt es heuer nicht die Möglichkeit eines Besuches im Wonnemar nach dem Lauf. Das Freizeitbad hat wegen der Pandemie noch nicht geöffnet.

 

 
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Trotz aller Corona-Beschränkungen, der Allgäu Panorama Marathon war mal wieder perfekt organisiert und ein Fest für alle Teilnehmer*innen. Für mich bleibt es dabei: der schönste Marathon in Bayern findet in Sonthofen statt. Nächstes Jahr am 14. August steigt das Jubiläum zum 15.

 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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