Als ich vor 14 Jahren nach 70 km und mehr als 3100 Höhenmetern das Ziel in Sonthofen erreichte, war ich überglücklich. Damals hätte ich nicht gedacht, dass es so lange dauert, bis ich endlich hier wieder an der Startlinie stehe.
Erstmals haben sich mehr als 2300 Läufer für die verschiedenen Distanzen in Sonthofen angemeldet und über 2000 starten trotz der angekündigten Hitze. Den stärksten Zuwachs bei den Anmeldungen haben die kürzeren Distanzen, der Ultramarathon blieb ähnlich wie bisher.
Am Samstagmittag komme ich mit der Bahn in Sonthofen an und gehe gleich zur etwa 20 Minuten entfernten Baumit-Arena. Gerade erreichen dort die schnellen Teilnehmer des 5 km Lauf das Ziel.
Die Startnummernausgabe in der Halle funktioniert schnell und problemlos. Für alle gibt es einen leichten Rucksack, eine Mütze, eine Flasche und Gutscheine. Da man mehrere Stunden lang seine Pasta bekommt, ist die Warteschlange recht kurz. Draußen ist bei sehr warmem Wetter auf den Bierbänken die gewohnt entspannte Atmosphäre. Überraschend treffe ich Anton Lautner, der heute die 5 km gelaufen ist und morgen am Streckenrand fotografiert. Um 16 Uhr startet ein Kinderlauf.
Da es von der Baumit-Arena nicht weit zur Iller ist, setze ich mich dort eine Weile ans Ufer. Um 17:30 Uhr erzählt uns Veranstalter Axel Reusch im Restaurant einiges über die Strecken. Anstatt einer Leinwand sehen wir die Infos auf mehreren Großbildschirmen.
Am nächsten Morgen habe ich Glück und kann mit anderen Läufern vom Hotel die drei Kilometer zum Start fahren. Wir Ultramarathonis starten schon um 6 Uhr. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen. Unsere Taschen für das Ziel und bei Bedarf auch für zwei VPs entlang der Strecke legen wir in Lastwagen. Viele Teilnehmer holen erst jetzt in der Parkgarage ihre Startunterlagen ab.
Schon kurz nach dem Start überqueren wir die Iller und laufen eine Weile am Damm entlang. Dann folgt ein schönes Stück am Ufer des Sonthofer See.
Nach dem flachen Auftakt marschieren wir nun schnell in die Höhe. Da die Steigung am Anfang noch recht moderat ist und über leichte Wege führt, zieht sich das Läuferfeld schnell in die Länge. Dank klarer Fernsicht kann ich den ganzen Tag über das herrliche Bergpanorama bewundern. Gegen 6:20 Uhr beleuchtet die Sonne die höchsten Gipfel des Allgäuer Hauptkamm.
Schon bald erreiche ich die erste Verpflegungsstelle. Da es jetzt noch nicht zu warm ist, empfinde ich diesen Teil als reines Genusslaufen. Ich habe inzwischen mehr als hundert Marathons und Ultramarathons geschafft, aber heute fürchte ich, dass ich das Ziel nicht erreichen werde. Schon beim anstrengenden PIUT spürte ich, dass ich wohl zu viele Wettkämpfe mit zu wenig Regeneration gelaufen bin. Jetzt sind meine Batterien ziemlich leer. Aber egal! Auch wenn ich nur bis Oberstdorf kommen sollte, freue ich mich auf herrliche Stunden im schönen Allgäu.
Bald folgt der erste kurze Trailabschnitt auf wurzeligen, etwas steileren Pfaden. Insgesamt führt der APM aber meist über befestigte Wege und nur dazwischen über technisch unproblematische Trails. Bei km 7 unterhalb der Weltcup-Hütte habe ich bereits 570 Höhenmeter geschafft und fühle mich noch gut. Heute ist es wichtig, an den Verpflegungsstellen genug zu trinken und auch seine Flasche aufzufüllen. Auf meist breiten, oft asphaltierten Wegen marschiere ich weiter bergauf. Zwischendurch geht es nun auch ganz kurz abwärts.
Über herrliche Trails geht es weiter bergauf. Inzwischen überholen mich die schnellsten Läufer des um 7 Uhr gestarteten Hörnerlauf, dessen Strecke mit 18,3 km, 1111 hm Aufstieg und 409 hm Abstieg identisch ist mit der Route, auf der auch wir Ultramarathonis und ab 8 Uhr die Marathonis bis zum CutOff bei Grasgehren laufen.
Erstaunlich, mit welchem Tempo die Kurzstreckler Passagen bergauf rennen, wo ich nur langsam hinauf schleiche. Inzwischen bin ich über jeden Meter im Schatten froh. Beim Gipfelkreuz des 1665 m hohen Weiherkopf erreiche ich den höchsten Punkt der Marathonstrecke.
Dann renne ich in steilen Serpentinen etwa 140 Höhenmetern bergab. Eine Weile geht es nun auf bequemeren Wegen bergab, dann etwas knackiger hinauf zum Berghaus Schwaben. Ein recht leichter Streckenabschnitt bietet Gelegenheit zum Verschnaufen.
Als ich an der nächsten Verpflegungsstelle Melone esse, bemerke ich nicht, dass ich am Objektiv meiner Kamera einen Fleck hinterlasse, der mir den Rest des Tages über die Bilder versaut. Sehr ärgerlich! Zwischendurch wird der Aufstieg nun noch einmal etwas steiler. Dann kann ich 200 Höhenmeter schnell bergab sprinten.
Ich muss mich wirklich beeilen, denn sowohl beim Marathon als auch beim Ultramarathon hat man für die ersten 18 km nur 3:15 Stunden Zeit. Mit einigen Minuten „Reserve“ komme ich in Grasgehren an und kann an der Verpflegungsstelle in Ruhe essen und trinken. Ich freue mich, dass ich hier Biggi treffe, die mit ihrem Partner Sascha selbst Läufe veranstaltet und heute an der VP hilft.
Nach kurzer Pause geht es nun zuerst ein Stück bergab, dann nach einer gut gesicherten Straßenüberquerung wieder leicht aufwärts. Da die Hörnerläufer jetzt fertig sind und die Marathonis erst später hier ankommen, wird die Strecke für mich am Ende des Feldes nun deutlich einsamer. Ich genieße die Stille, das schöne Panorama und das nun bereits sehr warme Sommerwetter ohne großen Zeitdruck. Denn innerlich habe ich mich auf ein vorzeitiges Finish in Oberstdorf eingestellt. Nach einem herrlichen Trail bergab erreiche ich die Stelle, an der sich Marathon- und Ultramarathon-Strecke trennen.
Für mich geht es nun wieder eine Weile bergauf, teils auf breiten Wegen, teils auf Trails. Ein wunderschöner Abstieg bringt mich zur nächsten VP. Gleich danach führt der Weg nach rechts leicht bergauf, danach auf der anderen Talseite stärker aufsteigend. Mich wundert es, dass ich unten einige Leute bergab laufen sehe. Fast eine halbe Stunde marschiere ich auf einem Asphaltweg im Wald ohne Aussicht immer bergauf, bis mich die Besen-Radlerin einholt. Sie meint, die Leute, die ich gesehen habe, hätten die Strecke verlassen. Eine Weile begleitet sie mich. Dann erfährt sie von einem anderen Radfahrer, dass die anderen nun doch wieder auf der richtigen Route sind und fährt zu ihnen zurück.
Noch ein kurzes Stück bergauf, dann darf ich hinab zur nächsten Verpflegungsstelle beim Gasthof Hörnlepass rennen. Hier esse ich genügend und trinke sehr viel. Ich finde es sehr gut, dass es an den VPs auch Salz gibt. Sicherheitshalber habe ich aber auch selbst welches dabei. Die Hitze ist jetzt bereits ziemlich heftig, und noch liegen 18 km bis Oberstdorf vor mir.
7 km weit führt die Strecke nun durch Österreich. Auf Asphalt renne ich 220 Höhenmeter hinab ins Kleinwalsertal. Von der großen Straßenbrücke blicke ich zur Breisach, dann geht es teils mit moderater Steigung, manchmal aber auch auf anstrengend steilen Trails hinauf zum Gasthof Bergstüble und danach zum Alpkreuz Oberwestegg.
Danach marschiere ich auf breiten, von vielen Wanderern und Mountainbikern frequentierten Wegen drei Kilometer leichter bergauf. Bei der Bergbahnstation am Söllereck ist eine kleine Verpflegungsstelle, an der es jetzt nur noch Wasser gibt. Wegen der Hitze raste ich kurz im Schatten. Nun folgt ein kurzer Aufstieg durch den Wald und auf einem schönen Steg durch das Hühnermoos. Dann darf ich 600 Höhenmeter bergab laufen. Auf teilweise breiten Wegen, herrlichen Trails und rustikalen Treppen macht das richtig Spaß.
Schon früh sehe ich weit unter mir den Freibergsee. Auf dem Schotterweg zwischen Freibergsee und Oberkirch sind heute sehr viele Leute unterwegs, um im See zu schwimmen. Nun folgen 2,5 fast ebene Kilometer über Wiesen und vorbei an Josefskapelle, der Kapelle Maria Loretto und der kleinen Appachkapelle.
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Einen weiteren Laufbericht mit vielen Bildern
gibt es auf Marathon4you.de
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In Oberstdorf laufe ich an der Talstation der Nebelhornbahn vorbei, am Faltenbach geht es dann hoch zur Skisprung-Arena. Die Verpflegungsstelle für die Ultramarathon-Läufer ist bereits geschlossen, ich habe mich zu sehr verspätet. Doch vor der Arena gibt es nun eine kleine VP, an der ich eine Medaille, Getränke und etwas zu Essen bekomme.
Ich sitze mit einigen anderen Läufern im Schatten und warte auf den Shuttle-Bus zurück zum Ziel. In der nächsten halben Stunde kommen noch weitere Teilnehmer an. Im Zielbereich in Sonthofen treffe ich Bernie, der den Marathon geschafft hat.
Herrlich ist beim APM nicht nur die Strecke, auch das ganze Drumherum kann sich sehen lassen. Die kostenlose Nutzung des Badezentrums Wonnemar ist erfrischend, erholsam und entspannend.
Das DNF enttäuscht mich nicht. Das muss man beim Trailrunning immer einkalkulieren. Ich werde künftig längere Laufpausen machen und öfters mal kürzere Distanzen einplanen. Dann klappt es auch wieder mit einem stimmungsvollen Zieleinlauf.
Der Tag im Allgäu war auf jeden Fall ein Genuß.
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