Der Weg hinauf zum Falkenhaus ist gegenüber den ersten Austragungen entschärft. An einigen feuchteren Wiesenstellen liegen Holzpfähle quer und auch Bretter, dazu sind an steileren Stellen Stufen mit Holzpfählen angelegt worden. Sie finden wir auch beim Aufstieg vom Falkenhaus hinauf zum Hochgrat wieder. In einem Steilstück sehe ich zwei Burschen die leere Getränkebecher aufsammeln. Vorbildlich, danke.
Am Falkenhaus lasse ich den Blick in die wunderschöne Landschaft schweifen und mir die Kekse und Getränke (Wasser, Iso und Cola) schmecken. Dazu gießt mir der „Bademeister“ herrlich kühles Wasser aus einer Gießkanne über Kopf und Arme.
Nach einem weiteren Aufstieg werden wir mit dem Höhepunkt des Laufes belohnt. Wir sind auf dem Hochgrat und laufen im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein über die Nagelfluhkette. Als Geograph erfreut mich das Konglomeratgestein der Nagelfluhkette, als Läufer muss ich hier sehr aufmerksam laufen. Auch die vielen Wurzeln erfreuen zwar das Auge des Läufers, fordern jedoch seine Aufmerksamkeit.
Vorbildlich die Einschätzung der Veranstalter zu diesem Streckenteil. Ich lasse hier Martin, den Streckenchef zu Wort kommen: „Auf den nächsten ca. 3 km bis zur Bergstation der Hochgratbahn "scheiden sich nun die Geister". Für mehr als 90 Prozent der Läufer ist diese "Gratwanderung" das absolute "Highlight" der Strecke, die restlichen Läufer sind leider zum Teil leicht "überfordert". Der Weg schlängelt sich am, beziehungsweise auf dem Grat entlang … Des weiteren geht es über ein paar kurze (10-20m lange) An- und Abstiege wo der Weg eigentlich kein Weg mehr ist und hin und wieder die Hände zu Hilfe genommen werden müssen“.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, das es pures Vergnügen ist. Anstrengend, aber schön. Besonders, wenn man wie heute einen herrlichen Weitblick in die Alpen hinein hat. Unzählige Gipfel sind zu sehen. Das Weiß der Schneeflächen leuchtet und die nächste Wurzel wartet. Also, Augen lieber nach vorn. Neu sind für mich einige Eisentritte. Sie sind eine spürbare Hilfe zur Bewältigung der verschiedenen felsigen Passagen. Alles ist jedoch machbar. Gleichwohl sollte jedem klar sein, dass es sich hier um einen Lauf im hochalpinen Gelände handelt.
Ungeübte und wenig Trainierte sollten die Teilnahme verschieben. Es ist kein Lauf für Anfänger. An Kondition und mentale Stärke werden hohe Anforderungen gestellt. Es gilt, sich die Kräfte gut einzuteilen.
Nach dem Ende des Hochgrats wartet ein kleiner, aber böser steiler Stich hinauf zur Bergstation der Hochgratbahn auf die Läufer. Aber dafür gibt’s wieder was zu Essen und zu Trinken und ein phantastisches Rund-um-Panorama. Ich genieße beides und erfreue mich besonders an der schon erwähnten Kühlung durch freundliche Helferinnen. Dies war auch bitter nötig, die Hitze war mir schon „zu Kopf gestiegen“.
Nach der Abkühlung und Energieaufnahme bin ich bereit für den sechs Kilometer langen Abstieg zur Talstation. Die ersten Meter hinab führen über Eisenroste. Die folgenden wenigen Meter auf dem Stich zurück bis zur breiten Schotterstrecke hinunter ins Weißachtal begegnen mir Läufer, die den Aufstieg zum Bergrestaurant noch vor sich haben.
Auf geht’s, der Schotter wartet. Wer meint, auf diesen sechs Kilometern hinab Zeit gut machen zu können irrt gewaltig. Laufen ist aufgrund des Gefälles kaum möglich. Die notwendige Bremsarbeit fordert die Muskeln derart, dass man die Tage nach dem Rennen Muskelkater verspürt an Stellen, von denen man bislang noch gar nicht wusste, dass dort Muskeln sind.