Der Herr Landrat kann die Pistole bedienen und im Gegensatz zu Fürth macht es einen Schepperer und wir werden auf die Strecke entlassen. An der Berufschule in Weißenburg laufen wir vorbei, dann lassen wir die Bundesstraße 2 hinter uns und die erstn langgezogene leichte Steigung wartet bis zum Aumühlweiher und Forellenweiher. Da etwa haben wir schon zwei Kilometer abgespult, und immerhin schon 50 der 400 Höhenmeter hinter uns gelassen. Wer möchte, könnte am Forellenweiher das Kneippbecken nutzen. Wer so eine Entspannung nicht kennt, dem empfehle ich eine Kneippkur. Nach einem harten Intervalltraining ist es eine Wohltat, mit den Haxen im kalten Wasser zu treten. Denkt an einen Storch, so müsst ihr da durch steigen.
Die Sonne hauptsächlich, die Steigung eher weniger, produziert schon erste Schweißtropfen an den Köpfen der Läufer. Wenigstens führt jetzt die Laufstrecke nach einem kurzen Stück direkt in den Wald. Schatten, eine Wohltat. Kurzzeitig unterhalte ich mich mit Daniela Ketzler, die auch eher lange und abenteuerliche Läufe mag.
Nach einem kurzen Wegstück im Wald, natürlich weiter ansteigend, finden wir am Römerbrunnen, wo im Schatten der Bäume ein kleines Bächlein entspringt, die erste Genussstation. Neben Wasser und Bananen stehen am zweiten Tisch leckere Marmeladenbrötchen zum Verzehr bereit. So wie es ausschaut, bin ich der erste verfressene Läufer, denn die Masse rennt vorbei. Nach einem Schluck selbstgemachten Apfelsaftes mache ich mich mit noch vollen Backen auf den weiteren Weg.
Der Weg verjüngt sich zunehmend und steigt weiter an. Es wird so steil, dann alle in den Gehschritt wechseln. Und wir müssen in Serpentinen die 20, 30 Höhenmeter hinauf. Am Ende der Steigung lasse ich einen Brüller los, um die Nachfolgenden zu motivieren. Aber außer einem lauten Geschnaufe höre ich nichts.
Oben wird der Weg noch schmaler. Das bisher dichte Feld ist nun komplett zerrissen, man kämpft mit sich, die Unterhaltung zwischen einzelnen kommt sehr verzögert wieder in Gang. Das ist jetzt Trail pur. Konzentrierter Blick auf die Strecke, um ja keinen Stein und keine Wurzel zu übersehen. Einmal hängen bleiben und du hebst ab – bis dich die Erdanziehung wieder hat und du auf der Schnauze landest.
Der Ludwigswald ist die grüne Lunge Weißenburgs, er dient den Städtern als Naherholungsgebiet. Viele ausgeschilderte Wanderwege durchziehen ihn. Und heute führt uns der Altmühltrail mittendurch.
Mittlerweile fällt die Strecke wieder, wir bekommen die Höhenmeter zurück. Sehr abwechslungsreich zwischen Wald und Heiden geht es immer weiter hinunter. Graspfade wechseln sich mit rustikalen Feldwegen ab.
Noch oberhalb des Talgrundes bei Suffersheim kann die nächste Degustation aufgesucht werden. Wasser und Bananen sehe ich angerichtet, aber eine Spezialität ist nicht zu sehen. Sind wir zu früh? Also weiter. Die Kerstin Schabenberger gibt sich als Fan von M4Y zu erkennen und ist schon gespannt auf Bilder und Bericht. Eine große Unterhaltung kommt bei mir nicht zustande, denn bei jedem Fotohalt eilt die schnelle Frau weiter und der Paparazzi hechelt hinterher. Ist schon ein hartes Los. Jedem so, wie er's braucht.
Waldhof heißt der Einsiedlerhof an der Ortsverbindungsstraße nach Haardt. Wir laufen durch das Gehöft und nach wenigen Metern wartet der nächste Singletrail, garniert mit Sträuchern und Brennnesseln.
Der Trail endet bei der Gunthildis Kapelle, die wegen der gewundenen Form auch Schneckenhaus Gottes genannt wird. Gunthildis von Suffersheim war eine fromme und mildtätige Magd, die hier im 11. Jahrhundert gestorben ist. Später wurde ihr zu Ehren eine Wallfahrskirche erbaut. Und in der Nähe der Überreste dieses Gotteshauses wurde vor rund 20 Jahren mithilfe eines Fördervereins die Gunthildis Kapelle neu erbaut. Ich mache für eine kurze geistige Einkehr halt. Als ich danach wieder ins Freie trete, schaut mich ein vorbeilaufender Sportler entgeistert an. Ein paar Meter weiter sehe ich gerade noch im Augenwinkel das St.-Gunthildis-Brünnlein.
Wir bleiben am Waldrand und rennen entlang des Schambaches bis zur Flemmühle. Dort geht es über das Gewässer, einem Zufluss der Altmühl, sowie unter der Aufsicht von Feuerwehrleuten über die Staatsstraße Richtung Geislohe, ansteigend. Zuerst noch kurz auf Asphalt, dann führt uns ein Grasweg wieder bergan.