Fotos: Kay Spamer + Andrea Helmuth
Wegrennen ist keine gute Idee: Erstens weckt die Flucht den Jagdinstinkt des haarigen Gegenübers und zweitens bringt es der Bär auf gut und gerne 60 Sachen.
Wir sind weder in Lappland, noch im Schweizer Nationalpark und auch nicht unterwegs auf dem großen Bärentrail vom Yellowstone durch Kanada. Wir sind nur 30 Auto-Minuten von Saarbrücken, Kaiserslautern, Trier und Idar-Oberstein entfernt. Genauer genommen in Hoppstädten-Weiersbach, Ortsteil Neubrücke im Grenzgebiet zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Dort gibt es den Bären(fels)trail. Bärenkräfte braucht es nicht für diese Tour, auch wenn einige größere und kleinere Anstiege auf die Läufer warten, die sich von Runde zu Runde summieren. Dabei, ein Survival Guide für das deutsche Mittelgebirge. Nicht nur Bären lieben die Wildnis – sondern Pferdebremsen und Zecken auch.
Nach einem etwas verkürzten Arbeitstag und diversen Staus auf der Autobahn haben wir doch noch unser Zimmer im Tagungshotel im Umwelt-Campus Neubrücke gechartert (Anreise nur bis 19:00 Uhr möglich). Bequem kommen wir auch so zu unserer einzigartigen Startnummer. Die Startnummern sind von Hand bemalt und für 5,00 EURO Pfand kann man dann seine eigene Nummer immer wieder tragen. Auch die Ausschreibung zu diesem Lauf sowie die Streckenbeschreibung wurden von Andrea Feller handbemalt. Nur die Pasta ist nicht hausgemacht, die bekommen wir aus der Kantine des FH-Campus und sind lecker und reichlich vorhanden.
Den Start am darauffolgenden Tag erreicht man vom bequem vom Campus aus zu Fuß. Hier steppt nicht der Bär; es ist eher so eine gemütliche Bärenruhe. Bereits ab 6:00 Uhr kann man ein kostenloses Läuferfrühstück bei Bärenkälte zu sich nehmen. Robert Feller, der Veranstalter, teilt uns in aller Bärengemütlichkeit mit, dass wir noch 15 Minuten warten, bis auch die letzten Läufer den Weg zum Start gefunden haben. Gestartet wird am Nahe-Radweg auf einer noch feuchten Wiese. Wie BÄRserker begeben sich gegen 8:15 Uhr die Läufer alle gleichzeitig auf die unterschiedlichsten Strecken. Einige von ihnen sind richtige StreBÄR.
Nur die Schülerläufe finden eine Stunde später statt. Auch hier ist ein eindeutiger Trend erkennbar. Während die Teilnehmerzahlen für die Marathonläufe zurückgehen, steigen die Zahlen für die Halbmarathonstrecke und immer mehr Läufer nehmen das Angebot eines ultralangen-Laufes an. Der Ultralauf ist auch Teil der Lafuma Trail Serie mit Läufen in Luxemburg, Holland und Belgien.
Gestartet wird „gegen den Berg“, wir laufen in einen Wald und überholen gleich ein Paar Berliner Bären. Die federnden Waldboden tun den geschundenen Füssen so richtig gut . Nun geht es ein gutes Stück bergauf, so dass weniger trainierte Läufer schon mal durchpusten müssen. Von Beginn an geht es leicht aber stetig Bergauf mit einem Ausblick ins Nahetal. Die Nahe schlängelt sich unterhalb. Uns erwarten zwei Highlights: die Bärenhöhle und der Bärenfels. Ab dem Ortsrand Nohfelden führt die Strecke auf den Bärenpfad. Hier jagten einst die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken auch Elche und Bären. Der Bär heißt uns „Herzlich Willkommen“
Der Bär weist den Weg, er ist aus Holz und zeigt den Läufern, dass sie auf dem richtigen Weg sind: Den Bärenpfad. Der Saar-Hunsrück-Steig ist jüngst Mitglied der TopTrails of Germany geworden und hat das Zeug, einer der beliebtesten Weitwanderwege Deutschlands zu werden. Auch der hölzerne Kamerad hat die Qualität, um sich als Buddy Bär bei Germanys Next Top Bear zu bewerben.
Schon bald wendet sich der Weg nach links durch kühle Fichtenwälder. Der Aufstieg zum Bärenfelsen führt dann steil bergan und auf Stufen vorbei am Felsmassiv der "Bärenhöhle". Viele Läufer bleiben dort stehen und scheinen zu warten, dass ein Bär mal die Schnauze herausstreckt, um ihn zu fotografieren. Mir ist das Loch zu klein, um zu glauben, dass da ein Bär reinpassen sollte. Selbst für Joe wäre das Loch zu klein.
Weiter oben auf dem Berg, wird man mit einem herrlichen Blick über das Birkenfelder Land belohnt. Dahinter liegt der Hunsrück. „Dort ist der Erbeskopf“, erklärt ein Läufer und zeigt in Richtung der höchsten Erhebung in Rheinland-Pfalz. Den haben wir bereits bei dem von Bernhard veranstaltetem Lauf, dem SH-Supertrail „bestiegen“. Heute erleben wir jedoch eine ganz neue Facette des Saar-Hunsrück-Steigs. Oben angekommen haben wir dann den steilsten Anstieg dieses Laufes bereits bewältigt. Von einem Rastplatz aus könnte man die schöne Aussicht auf den Hochwald genießen. Kurz vor der Felskuppe des "Bärenfelsen" befindet sich erste Verpflegungsstelle.