Letzte Woche las ich in der Zeitung, dass Moskitos magisch von getragenen Socken angezogen werden. Man will nun getragene Socken um die Kraals in Afrika anbringen, damit die Viecher sich auf die Socken, und nicht auf die Menschen stürzen. Jetzt frage ich mich, wo die Schwarzfüsse getragene Socken herbekommen. Von mir jedenfalls nicht, denn ich brauch meine für den Bärenfelslauf im nächsten Jahr.
Unterhalb der Eiche ist ein römisches Quellheiligtum. Die Quelle fliesst noch, die römische Einfassung ist auch noch da, allerdings überwuchert und ich tanze schon Schuhplattler wegen den Dingern mit den großen Augen. Der Brunnen heisst Messerbrunnen, wurde schon ursprünglich von den Kelten eingefasst. „Messer“ kommt von lat. Messis, und bedeutet „Ernte“. Demnach ist ein Messi ein Ernteeinbringer! Die Ernte liegt im Heimatmuseum von Birkenfeld: Hunderte von Münzen (100 n. Chr. bis zur Neuzeit).
Herzliche Durchhalteparolen auf großen Bannern und Wäscheleinen. Das hat was! Rechts die großen Stauden des Riesenbärenklaus. Vorsicht! Nicht berühren, denn die Blätter hinterlassen starke Verbrennungen in Verbindung mit Sonneneinstrahlung (phototoxisch). Und Sonne haben wir jetzt reichlich. Und Bremsen - die bremsen nicht, die peitschen mich die Steigung hoch, und davon haben wir auch reichlich. Ich stelle fest, dass Pferdebremsen Zeckenrepellent mögen, und nehme meine klatschnasse Mütze, um mir die Blutsauger vom Leib zu halten.
Jetzt kommt die Lieblingsstelle der Fellers: Über vermoderte Baumstämme, durch Horden von Mörderameisen, kein Weg erkennbar, die Äste der Hainbuchen klatschen dir ins Gesicht. Einfach klasse, ist auch meine Lieblingsstelle, sie wird auch gerne beim 50er Bärenfelslauf am 01. Mai genommen.
Km 18 - die Verpflegungsstation, die von den Enkeln betrieben wird. Du denkst, es sind nur noch 3 km bis zum Ende der Runde, aber es tut alles weh, und jetzt geht es erst richtig los. Traillaufen der feinsten Art. Der Sabber hängt dir in den Mundwinkeln und du kannst einfach nicht mehr, die Zehennägel sind eingedellt, die Hände blutig, das Gesicht zerkratzt und dann hat da so ein Riesendrache mit seinen Krallen die Erde metertief zerfurcht und du musst durch diese Randale durch: Hoch, runter, hoch runter, Treppen und Fallgruben, ich fass es nicht.
Als ich aus dem Dickicht hinausfalle, notiert ein Enkel meine Startnummer. Ich bin fix und fertig und beende das Rennen. 2:45 Stunden für nen Halbmarathon, das ist zuviel, solange habe ich den Tag nicht geplant, ich höre auf!
Ach, Quatsch. Mir tut wirklich alles weh, aber alles Quatsch, ich kann mich ja auf der zweiten Runde ausruhen. Zwei Becher Cola, ein Käsebrezel und ich mache mich auf den Weg. Diese Runde wird einsam, die Halbmarathonläufer kämpfen nun mit den Kuchen, die wirklich köstlich aussehen und ich kämpfe auch. Aber mir doch egal, sollen die doch kämpfen mit wem sie wollen. Ich kämpf mich wieder hoch auf den Bärenfelsen (km 6 der Runde). Mann, bin ich fertig! 900 Höhenmeter pro Runde wollen erarbeitet werden. Pause. Ich kann nicht mehr.
Bei km 9 oder so entdecke ich drei keltische Hügelgräber (750 v Chr.) Sie wurden schon frühzeitig geplündert, doch Ausgrabungen von 1844 brachten noch Hals-und Fingerringe aus Bronze und Gold, blaues Glas, Urnen und Bronzefibeln ans Tageslicht. Zu sehen im Heimatmuseum Birkenfeld.
Dann wieder Verpflegungsstelle „Alte Eiche“. Warum nimmt die Merkel eigentlich gebrauchte Panzer und nicht gebrauchte Socken auf ihrer Afrikareise mit? Die Barfußläufer da unten brauchen doch getragene Socken! Das bleibt aber unter uns: Die Merkel wird nächstes Jahr hier mitlaufen! Pssst! Das Zeitlimit von 16 Std wird wohl drastisch erhöht!
Viele Leute fragen mich, was man so denkt, wenn man so lange läuft. Nun, ich denke mir eine Drahtkonstruktion aus, die während meines Laufes ca. 20 getragene Socken in einer Art Maginot Linie um meinen Astralkörper halten kann. Und ich zähle die fetten Bremsen, die ich mit meiner klatschnassen Mütze erschlage.
Weiterhin überlege ich mir, dass die Merkel vielleicht die UNO-Resolution bezüglich chemischer Waffenlieferungen ausgesetzt hat, und ich nun meine getragenen m4y-Shirts nach Afrika verkaufen könnte. Dann würde ich durchs Laufen zum Millionär! Stellt Euch vor, der afrikanische Feind zieht mein Hemd an und wird von der Biene Malaria oder der Zezefliege gekillt!
Mir jedenfalls sticht so ein Monster genau ins Kreuz und ich fetze wie von der Tarantel gestochen duch das vom Drachen verrandalierte Gebiet ins Ziel. 3 Std für die zweite Runde, ich kann nicht mehr!
Das war´s ich habe fertig. Ich nehme meine Marathonwertung und fahre nach hause. Stefan nimmt mir die Startnummer ab (Technikmuseum). Ach, Quatsch! Der Stefan denkt mit und tauscht das Pfand gegen zwei Bier ein und ich nehme die dritte Runde in Angriff. Hab doch Spaß am Laufen!
Jiiip! Der Ultraläufer in mir wird wach. Der Körper gibt auf und ich kann frei laufen. Die dritte Runde macht mir richtig Gaudi. Ich habe so viel Spaß und fetze den Bärenfels hinauf. Ich freue mich, dass die Familie Feller liebevoll 17 bis 100 Baumstämme bei km 10 über den Trail gelegt hat, springe hinüber und klatsche 17 bis 300 Bremsen tot.
Bei der alten Eiche dann dringend benötigter Aufklärungsunterricht von Andrea. Haltet Euch fest: Der Start/Zielbereich wird Kampf-Fesplatz genannt. Grund ist, dass dort eine Raubritterburg stand und die Jungs sich auf dem Platz duelliert hatten. Ganz klasse die Recherche! Danke Andrea! Die letzten Kilometer werden mir jetzt leicht gemacht, denn nicht ein Riesendrache hat mit seinen Krallen dort randaliert, es sind die alten Burgmauern, die wir hoch und runter müssen. Ich mache Fotos von dem mächtigen Schuttberg, erkenne alte Schanzen, die die Eroberer angelegt haben, sehe den Start/Zielbereich, muss aber noch durch die alten Befestigungen. Die Treppen runter, hoch, runter, hoch. Ich weiß jetzt, dass dies ein historischer Ort ist.
Ganz große Klasse! Super Organisation! Danke der Familie Feller. Der Lauf ist verdammt hart und die Fellers super! Es lebe der Traillauf und das Bärenfell!
Die Fellers und ich träumen von dem 100 km-Lauf auf dem Sirona-Weg. Und der wird kommen. Ein knall-harter Lauf mit super historischem Hintergrund, organisiert von der herzlichen Familie Feller.