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17.04.16 - Bilstein-Marathon

Deutsche Ultratrail-Meisterschaft

 

Beim BiMa verzichtet man noch auf digitale Zeitkontrollen. Es muss nicht immer teuere und aufwändige Technik mit Transponder und elektronischen Messmatten sein. Bei 300 Startern reicht es, wenn an einigen Punkten entlang der Strecke unsere Startnummer mit jeweils einer weiteren Filzstiftmarkierung versehen wird. Umweltfreundlich ist das obendrein.

Ich überhole die ersten Marathon-Wanderer. Nach Verlassen des Waldes geht es wieder einige Zeit über Hügel mit Obstwiesen. Die Strecke ist nach wie vor recht leicht laufbar. Für manche kurze Abschnitte empfehle ich Trailschuhe, aber insgesamt werden hier auch Landschaftsläufer ohne Trailerfahrung nicht überfordert.

Eine Weile laufe ich entlang eines stark mäandernden Baches. Dann führt ein steiler, manchmal rutschiger Trail bergauf. Bald laufe ich an einem mit Geländer gesicherten Weg an einer kleinen Felswand vorbei. 


 
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Weitere Obstbaumwiesen, dann geht es hinab nach Kleinalmerode, wo die Marathonläufer auf ihren Start um zehn Uhr warten. Ein asphaltierter Weg führt mich aus dem Ort hinaus zu einem abseits liegenden Sportplatz, wo wir später nach dem Lauf duschen können. Hier ist bereits die zweite Verpflegungsstelle. Insgesamt gibt es auf den 65 km elf Mal Verpflegung, für die Marathonläufer sieben Mal. Die Abstände sind für Ultramarathon-Verhältnisse recht gering. An manchen VP kommt man aufgrund einiger Streckenschleifen mehrfach vorbei. Für jeden Geschmack wird etwas geboten, u.a. Obst, Kekse, Waffeln, Salzgebäck, Schokoküsse, Salz, Riegel, später auch Gel, dazu Wasser, Iso und Cola. 

Nun folgt etwas, das vielen Teilnehmern entsprechend ihrer Lauf-Vorlieben sehr entgegen kommt, für mich aber eine harte mentale Bewährungsprobe darstellt. Gefühlt unendlich weit laufe ich auf breiten Forstwirtschaftswegen mit leichter oder mäßiger Steigung bergauf. Zu flach zum Gehen, aber steil genug, um meinen Puls nach oben zu treiben. Die Steigung scheint überhaupt nicht aufzuhören. Irgendwie ist es gleichzeitig auch entspannend. Man muss nichts denken, es gibt keine Ablenkung, man muss einfach nur Fuß vor Fuß setzten und es geht vorwärts! 

Während weiter unten Obstwiesen und dann Laubwald die Landschaft dominiert, umgibt mich nun Nadelwald.  Kurz nach einer Verpflegungsstelle zweigt ein wunderschöner Single Trail nach rechts ab. Gleich darauf sehe ich rot. Direkt neben dem Trail sieht das Wasser in einem Teich so beängstigend rot aus, als wäre ein Läufer blutend hinein gestürzt oder ein Chemiekonzern hätte hier Abfälle entsorgt.

Entwarnung: die Farbe der Roten Niestequelle kommt von stark oxidierten Eisensulfiten, die vom Wasser aus der hier im Untergrund liegenden Braunkohle ausgeschwemmt wird. Geologisch ist diese Strecke interessant. Man findet Sandstein, der aus den Ablagerungen eines Meeres entstand, aber auch Steinbrüche mit mächtigen Basaltsäulen, die durch Vulkanismus entstanden sind. 

Nun führt ein wilder Trail durch eine Region, in der alte Abraumhalden des früheren Bergbau heute urwaldhaft zugewachsen sind. Vor Verlassen des Weges wird gewarnt.  

 

 
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Vorbei am kleinen Steinbergsee geht es zum Naturdenkmal Steinberg mit interessantem Basalt, dann noch eine Weile auf Trails weiter, mit Blick auf den großen Steinbergsee. Diese Seen sind ehemalige Tagebaugruben, die sich nach Ende des Kohleabbaus ab 1963 mit Wasser gefüllt haben. 

Bisher folgten wir Ultramarathonis der Marathonstrecke. Diese verlassen wir nun für eine Variante, die deutlich mehr Trails aufweist als die bisherige Strecke. Am Ende unserer Zusatzkilometer werden wir wieder hier ankommen und für den Rest der Marathonstrecke folgen. 

Hurra! Nun sause ich auf einem vom vielen Regen der letzten Tage gründlich aufgeweichten Schlamm-Trail hinab. Ich bin voll in meinem Element! Das gefällt mir. So muss es sein! Hier zeigt sich erstmals, dass meine Saucony Peregrine 5, die ich vor zwei Wochen auf Empfehlung erfahrener Trailrunner gekauft habe, mir mehr Halt auf solchen Schlammrutschbahnen geben als alle Schuhe, die ich bisher hatte. In den Alpen werde ich weiterhin meinen bewährten Bushido treu bleiben, aber für heute ist dies eine perfekte Wahl.

 An der nächsten Verpflegungsstelle treffe ich Läufer, die schon großen Vorsprung vor mir haben und bereits mit einer Streckenschleife fertig sind, für die ich nun etwa 50 Minuten brauchen werde. Dieser sehr abwechslungsreiche Abschnitt gefällt mir heute besonders gut, auch wenn der anstrengendste Aufstieg des Tages damit verbunden ist. 

Nach Ende dieser Schleife geht es einige Zeit auf breitem Weg mit leichtem Gefälle bergab, gut zum Tempo machen. Ein kurzer Trail-Aufstieg, dann folgen erneut breite, einfache Wege. Kurz vor einem herrlichen Schlamm-Pfad hole ich Joe Kelbel ein, der eine halbe Stunde vor mir gestartet ist. Eine Weile laufen wir gemeinsam.  


 
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An der nächsten Verpflegungsstelle holt uns dann auch noch M4Y-Redakteur Markus Pitz ein, mit dem ich nun eine halbe Stunde lang gemeinsam den Berg hinauf marschiere, bis er mehr Kraft als ich in den Beinen hat und voraus läuft. 
Nach langem Aufstieg erreiche ich den Bilsteinturm auf 635 m Höhe. Die Musikkapelle, die noch vor einer Viertelstunde die Läufer aufmunterte, packt gerade ihre Instrumente ein. Von der Terrasse des Restaurants genießen die Helferinnen des Roten Kreuz die schöne Aussicht.  Gut, dass es für sie nichts anderes zu tun gibt. 

Ein kurzer Trail führt nun steil in die Tiefe, bald folgt für eine Weile ein purer Genuss-Trail. Dann geht es für viele Kilometer auf einem breiten Forstweg mit leichtem Gefälle bergab. Eigentlich ist dieser Streckenabschnitt ideal zum Tempomachen. Ich mache trotzdem langsam und komme dennoch gut  voran und bin mir sicher, dass mehr als eine Stunde vor dem Zeitlimit das Ziel zu erreichen. Tatsächlich sind es vom Ende dieser Gefällstrecke nicht mehr allzu viele Kilometer bis Kleinalmerode. Aber es folgen unendlich viele kurze Auf- und Abstiege. Hügel rauf, Hügel runter, immer so weiter.  

 

 
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Die Strecke gefällt mir hier wieder sehr gut, aber ich habe keine Kraft mehr in den Beinen und komme jetzt nur noch langsam voran. Wiesen, Wald, Obstbäume, ein herrlicher, mit Wacholderbäumen bewachsener Hang, wirklich hübsch!  

Unmittelbar vor der nächsten Verpflegungsstelle weist ein Schild darauf hin, dass auf der Wiese, die wie eine normale Pferdekoppel aussieht, der „Verlorene Bach“ im Boden versickert. "Verloren" wird er genannt, weil bis heute trotz ausführlicher Tests noch kein Wissenschaftler herausfand, wo das Wasser des Roßbach, der hier im Untergrund verschwindet, wieder ans Tageslicht kommt. Klasse! Was Verlieren von Dingen angeht, bin ich ein Meister, aber zumindest einen Bach habe ich noch nie verloren. Schade, dass meine Freundin heute verletzungsbedingt nicht starten konnte. Sie findet oft verlorene Dinge, und als Hydrogeologin wäre das ihr Metier. 

Und noch einmal müssen wir einen Hügel überqueren. Doch dann liegt Kleinalmerode unter uns, ich höre schon die Lautsprecherstimme vom Zielbereich. Noch eine Kurve nach rechts, dann schnell bergab und auf das Ziel zu. 8:35 Stunden, wirklich nicht das, was ich heute erreichen wollte,  aber am Ende in der Ergebnisliste trotzdem Platz 169 von 195 Männern. 

Für meinen Verein LSG Karlsruhe hat sich der Ausflug gelohnt, denn die beiden gestarteten Frauen konnten sich in der Altersklassenwertung über Silber und Bronze freuen. 

Zum Abschluss des Tages folgt noch ein Schmankerl, das typisch für diese Veranstaltung ist. Da sich die Duschen bei einem Sportplatz außerhalb von Kleinalmerode befinden, werden die Finisher mit dem Mannschaftswagen der Feuerwehr hin und anschließend wieder zurück gefahren. So erfrischt  kann man sich danach an der unglaublich großen Auswahl an Kuchen und Torten satt essen.

 

Einen weiteren Laufbericht mit vielen Bildern
gibt es hier auf Marathon4you.de

 

Sieger des Ultra-Marathon und damit der
Deutschen Meisterschaft 

 

Frauen
1. Manishe Sina, 2. Pamela Veith, 3. Silke Pfenningschmidt 

Männer
1. Florian Reichert, 2. Alexander Dautel, 3. Martin Schedler 

 


Sieger Marathon

 

Frauen  
1. Christiane Kempkes, 2. Anna Riethmüller, 3. Stephanie Hobmeier 

Männer
1. Jörg Kreiker, 2. Christian Gebicke, 3. Roman Staufenbiel

12
 

Informationen: Bilstein-Marathon
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