Fotos: Kay Spamer
In den USA gibt es eine Menge „Schwarze Wälder“: Black Forest Colorado, Black Forest Georgia, Black Forest Kalifornien und Black Forest Nevada. Ganz so weit ist unsere Anreise nicht. Genau genommen 280 Kilometer bis zur Ausfahrt Freiburg und wir sind im guten alten deutschen Schwarzwald.
Es ist noch gar nicht lange her, da war der Schwarzwald eine düstere Gegend. Die Römer und Goethe mieden den Schwarzwald, denn vor der geheimnisvollen Dunkelheit und den dichten Tannen der "silva nigra" hatten alle größte Ehrfurcht. Auch waren die Alemannen als ein abweisender, tief grüblerischer Menschenschlag bekannt.
„Wir sind ausgebucht!“. Immer häufiger passiert uns das bei der Anmeldung. Immer früher im Jahr muss man sich schon für –zumindest ausgefallene- Marathons, Ultramarathons oder Etappenläufe entscheiden. Noch sehr viel schneller ist dies bei beim Triathlon der Fall. Ein Beispiel: Möchte man beim IRONMAN in Frankfurt starten, so muss man sich bereits für das übernächste Jahr anmelden. Zum klaren Verständnis, der diesjährige IRONMAN ist noch nicht absolviert und ich soll schon vorher entscheiden ob ich das dann im nächsten Jahr auch noch möchte. Vor einigen Jahren wurde sogar eine Versicherung angeboten, um bei Krankheit oder ähnlichem das doch sehr hohe Startgeld auch noch kurz vor dem Event zurückzubekommen. Aber diese Zeiten sind lang vorbei und die Startgebühren werden höher und höher. Noch ein Beispiel: Bevor überhaupt die komplette Urlaubsplanung für das nächste Jahr mit den Vorgesetzten oder Kollegen besprochen werden kann, muss ich mich aber schon mal sicherheitshalber zum Berlin Marathon anmelden. Denn auch hier heißt es bereits:
Erst zum dritten Mal findet im Rahmen des Panoramalaufes Zweitälerland der Black Forest Trailrun Masters in Simonswald statt und schon heißt es auch hier: „Wir sind ausgebucht!“ Wir haben diesmal Glück gehabt. Vielleicht zu schnell habe ich auf den Anmeldebutton gedrückt und die Anmeldung abgesendet. Nach dem Motto: „Ist die Anmeldung erst raus, hält sie niemand mehr auf“. Heute bin ich mir nicht sicher, ob ich mir bei der Anmeldung die „Spielregeln“ für diesen Event richtig betrachtet hatte. Da heißt es: „Beide Rundkurse sind höchst interessant und bieten herrliche Aussichten in die Rheinebene, auf die Vogesen, den Feldberg und über die Höhenzüge des Schwarzwaldes“. Das hört sich doch nach einem schönen Schwarzwaldspaziergang an und liest sich schon mal schön. Keine Frage, da muss man sich doch anmelden, oder?
Weiter unten, jedoch nicht im Kleingedruckten, heißt es: „Der Black Forest Trailrun Masters ist ein Zweitageslauf über eine Distanz von insgesamt 85,8 km und 3540 Höhenmeter (Nordwest-Route), das bedeutet am Samstag, den 19. Mai werden 58,7 km mit 2400 Höhenmetern und am Sonntag, den 20. Mai werden 27,1 km mit 1140 Höhenmeter gelaufen. Beide Laufzeiten zusammen ergeben die Wertung zum Black Forest Trailrun Masters“. Das klingt bitter! Aus der Nummer komme ich wohl nicht mehr raus?
„Leider können wir Ihnen zu diesem Zeitpunkt kein Zimmer mehr anbieten da wir schon ausgebucht sind“. Unzählig oft habe ich diesen Satz am Telefon zu hören bekommen. Auch hier die Devise, wer aufgibt bekommt kein Zimmer, aber immerhin ist noch genügend Platz in der hintersten Ecke einer schönen Schulturnhalle. Massenquartier für 10 EURO und immerhin befindet man sich hier direkt im Start- und Zielbereich und Frühstück inklusive.
Hier treffen sich die Trailläufer und wir freuen uns, viele bekannte Gesichter wiederzusehen: Claudia und Christina vom Sahara Lauf, Sybille vom Saar-Hunsrück-Supertrail, Mario vom TRANSALPINE-RUN und Andrea von den 4 TRAILS. Die Abholung der Startunterlagen ist kurz und schmerzlos. Mit dem Starterpaket erhalten wir zwei Startnummern. Für Samstag in Schwarz, für Sonntag in Rot. Auf der roten Startnummer befindet sich ein Transponder, denn am Sonntag, bedingt durch den Halbmarathon und den 10 Kilometerlauf, wird es auf der Strecke voll werden.
Wir bekommen eine detaillierte Streckenbeschreibung, leider nicht als Karte und ohne Angabe von Kilometern. Auf dieser Karte befinden sich die Notfalltelefonnummern und eine Auflistung der vorgegebenen Richt- und Durchgangszeiten. Ein grünes Event-Shirt welches mit weißen Lettern auf dem Rücken uns bereits im Vorfeld als Trailrun-Master 2012 ausweist, ist für jeden Läufer ebenfalls dabei.
Uns empfängt Hans Maier, der Organisator der Veranstaltung. Mit seiner freundlichen Stimme gibt er den Ton an. Viele sind noch verschlafen, zerknittert und andere schauen sogar mürrisch. Die Mehrzahl der Langlaufbegeisterten vermitteln mit jedoch das Gefühl, vor Energie nur so zu strotzen. Ich bin eher verängstigt. So wie halt jemand aus der Wäsche schaut, der sich für einen Ultratrail, für den es auch noch die begehrten UTMB-Qualifikationspunkte gibt, angemeldet hat und nun am Start steht und dabei noch nicht einen einzigen klitzekleinen Berglauf für dieses Jahr ablegt hat. Höchste Zeit also, dass es nun wieder hochhinaus geht.
Flach wie ein Pfannkuchen waren unsere Läufe in diesem Jahr. Das war so nicht geplant, aber wen interessiert das hier schon? Ich möchte es trotzdem erklären: wie wir diesen Schwarzwald-Trail auf unsere interne Wunschliste gesetzt haben, dachten wir noch an einen Start beim TRANSALPINE-RUN 2012. Auf der Homepage leuchtete uns völlig unerwartet entgegen: „Wir sind ausgebucht“!
Keiner zwingt uns heute beinahe 60 Kilometer zu laufen, wir könnten natürlich auch „nur“ an einer einzelnen Tagesetappe starten, aber das passt nicht zu uns. Außerdem darf sich Master nur der nennen, der beide Distanzen gelaufen ist. Also nicht nur der, der das Alter und die Altersklasse dafür erreicht hat.
Nur das Nötigste haben wir dabei: Im Rucksack befindet sich die Getränkeblase und einige Energieriegel. Dieses ist außerordentlich wichtig, da es nur alle 10 Kilometer eine Verpflegungsstation geben wird. Vielleicht sagen jetzt einige: „Na ja, alle 10 Kilometer ca. 1 Stunde, das ist doch ausreichend“. Vielleicht, aber nicht bei diesen Höhenmetern. Da können 10 Kilometer zeitlich ungeplant richtig lang werden. Ein Notfallset, Kamera und Akkus sowie eine dünne Jacke füllen den Rucksack auf.