Grauer Himmel, ab und zu zeigt sich die Sonne, es weht eine leichte Brise, dreiundzwanzig Grad. Simonswald ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und tatsächlich herrscht ein mildes Klima. Ideales Läuferwetter.
Die Deutsche Uhrenstraße verläuft durch den Ort und für uns läuft die Zeit ab jetzt. Hinter dem Tennisplatz von Simonswald laufen wir auf den "Staubfreier Weg" (Wilde Gutach). Trail-Laufen auf einem staubfeien Weg? Der wurde nicht extra gekehrt für uns, der heißt tatsächlich so. Weiter geht es über die Ochsenbrücke in den Ochsenwaldpfad. Bis wir jedoch Ochsen zu sehen bekommen, vergehen noch einige Stunden. Der erste steile Anstieg beginnt bereits nach wenigen Laufminuten.
Noch sind die Läufer beieinander und wir schrauben uns langsam gemeinsam nach oben von 362 Metern auf 500 Meter im in den Ochsenwald. Ein lichter Vorhang aus frischem Grün schließt sich hinter uns. Die Geräusche der Ortschaft ebben ab. Vor uns, um uns, hinter uns nur Wald. Und was für einer! Der Wald leuchtet.
Die neuen Blätter haben sich bereits entfaltet. Am Ende des Waldes träumt eine Wildblumenwiesen im Licht der Mittagssonne vor sich hin. Auf Forstwegen geht es angenehm bergab. Wir haben andere Läufer immer noch in Sichtweite. Relativ schnell hat sich das mit dem angenehmen bergablaufen auch schon wieder erledigt. In weiter Ferne sehen wir die Spitze des Feldberges im Schnee. Es dauert nicht lange, da haben wir auf dem Weg auch Schnee, zugegeben fast nicht mehr der Rede wert.
Wir nehmen das durchdringende Kreischen einer Motorsäge wahr. Sie verstummt abrupt, ganz unvermittelt ist es wieder still. Dann ein Knirschen, das zum splitternden Krachen wird: Hier stirbt ein Baum, ein stattlicher und garantiert sehr alter. Er stürzt, sein Stamm fällt, abgerissene Äste fliegen durch die Luft, dann schlägt er auf. Wir sehen noch die Wunde.
Schnell stellt sich heraus, dass dieser Lauf etwas für wanderfreudige, strapazierfähige Teilnehmer ist. Wer an dieser Stelle noch rennen kann, der ist drei Stunden vor uns im Ziel.
Wer allerdings die Strecke mit geöffneten Augen läuft oder wie wir gerade wandert, ohne viel Lärm zu machen, könnte Hasen, Rehe und interessante Vögel, die wir aber wenigstens hören, zu sehen bekommen. Naturschutz ist übrigens auch der Grund, warum das Teilnehmerlimit für den Trail auf etwa 100 beschränkt ist.
Ein Schwarzwaldhof, wie gemalt: aus den offenen Fenstern hängt die blau-weiße Bettwäsche in der Sonne, unter dem Fenster hat es sich eine Schafherde gemütlich gemacht. Wir kommen nur sehr langsam voran. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bekomme keinen Fuß mehr vor den anderen.
Es ist schwül. Kreislaufwetter! Die Augen brennen, Salz läuft von der Stirn hinein. Das Laufshirt ist unter dem Rucksack durchweicht und meine Füße jetzt auch. Einen Moment geträumt und schon in ein Wasserrinnsal getreten. Nicht darüber nachdenken, weiterlaufen. Die Stimmung ist gut.