Vereinzelt stehen Schwarzwaldhäuser, jedoch einen Misthaufen entdecke ich nicht, anders als Mark Twain (1835–1910). Er machte auf seinen Wanderungen durch die Wälder des Schwarzwalds eine bemerkenswerte Entdeckung bezüglich Misthaufen. Wörtlich hielt der Weitgereiste Schriftsteller fest: „Im Schwarzwald wurden wir mit diesem Düngemittel sehr vertraut. Unbewusst gewöhnten wir uns an, die gesellschaftliche Stellung eines Mannes nach diesem ins Auge fallenden, aufschlussreichen Kennzeichen zu beurteilen. Manchmal sagten wir: ‚Das ist offensichtlich ein armer Teufel.’ Wenn wir eine stattliche Anhäufung sahen, sagten wir: ‚Das ist ein Bankier.’ Wenn wir zu einem Landsitz kamen, der von einer alpenähnlichen Dungpracht umgeben war, sagten wir: ‚Zweifellos wohnt hier ein Herzog.’“
Heute wird der Reichtum nicht nach der Größe eines Misthaufens beurteilt, sondern nach ganz anderen Dingen. Zum Beispiel dem Bauernhaus mit Solaranlage.
…oder bist du schon im Ziel? Die letzten Kilometer an diesem Tag liegen vor uns – das Ziel ist greifbar nah. Ein letztes Mal hoch, ein letztes Mal runter nur noch ein kleiner Trail und eine steile Wiese.
Gudrun, klagt über brennende Oberschenkel beißt sich aber durch. Mal wieder fast eine Punktlandung hingelegt. 4 Minuten noch bis zum offiziellen Zielschluß. Dessen ungeachtet blieb das Ziel noch sehr viel länger offen und auch die Läuferinnen und Läufer, die nach uns das Ziel erreichten, kommen noch in die Wertung.
So finster die Wälder schlummern, so unheimlich die Fastnachtsbräuche in dieser Gegend auch waren, heute gilt der Schwarzwald als Traumkulisse für Kliniken und Klischees. Klar, viele haben diesen Lauf unterschätzt: „Ist doch nur der Schwarzwald“ oder „was soll hier schon sein?“.
Auch ich und besonders meine geschundenen Füße sind nach der stundenlangen, wohlgemerkt freiwilligen Schinderei, einfach nur froh, nichts anderes tun zu müssen, als unter der heißen Dusche zu stehen und dankbar zu sein für die himmlische Tatsache, dass wir heute nicht mehr weiterlaufen brauchen.
Mühsam müssen wir uns aus unseren Betten hochrappeln. Mittlerweile weiß ich, wie ich mit solchen Momenten umzugehen habe: Ein Ruck, und ich stehe auf, mache mich fertig und schleiche mit schmerzenden Oberschenkeln los.
Die Füße immer noch wund, jeder Schritt wird zur Qual. Noch einmal heißt es Kräfte mobilisieren. Ungeachtet der gestrigen Erfahrung habe ich heute meine Stöcke trotzdem wieder im Auto gelassen. Dies werde ich im Laufe der nächsten Stunden hin und wieder bereuen.
Heute laufen wir den „Panoramatrailrun“ mit 27,1 Kilometern und 1140 Höhenmeter. Start und Ziel ebenfalls wieder in Simonswald. Schon nach wenigen Minuten geht es aufwärts. Es folgt ein ständiges “Auf- und Ab”.
Die Spitze der Halbmarathonläufer (Panoramalauf) rast an uns vorbei. Der „Panoramatrailrun“ unterscheidet sich vom „Panoramalauf“ nicht nur durch die Kilometer, sondern auch am Geläuf der Strecke. Sofort spüren wir unter den Füßen, wann wir uns auf der identischen Streckenführung des Halbmarathons befinden bevor wir wieder in den tiefen Wald hineingeleitet werden.
Teilweise ist das Panorama so phantastisch, dass wir sehen, wo wir hin laufen müssen und gleichzeitig, wo wir hergekommen sind. Im Gegensatz zur gestrigen Etappe sind heute viele lange Strecken gut zu rennen. Nach „knackigen“ Steigungen folgt meist eine überwiegend leicht zu laufende Strecke.
Kann man das „Natural High“ mit künstlichen Drogen gleichsetzen? Müsste ich auf die Droge Natur verzichten, würde ich krank werde? Farn sprießt in den bemoosten Felsenwänden. An jeder Kehre bieten sich uns neue atemberaubende Einblicke hinunter in den schroff abfallenden Hangwald. Den Moderator hört man bereits bis hier hoch. Letzte Verpflegung und nur noch 2 Kilometer abwärts.
Wir kommen auf die Strecke von gestern. Ein letztes Mal hoch, ein letztes Mal runter, nur noch ein kleiner Trail und eine steile Wiese und…
Im Ziel sind alle Schmerzen vergessen. Diese zwei Tage waren kräftezehrend und anstrengend, aber die Natur, die Organisatoren und Helfer vom TLV Simonswald entschädigen uns für die freiwilligen Strapazen. Jetzt hält uns nichts mehr, wir wollen beim UTMB starten, nein, nicht 2012, denn da heißt es bereits: „die Anmeldung ist geschlossen“ und für 2013 reichen auch nicht mehr nur 5 Qualipunkte sondern 7 (durch maximal drei Läufe!). Also haltet euch ran…
RESÜMEE: Nicht immer ist Trail drin, auch wenn Trail darauf steht. Beim Blackforest Trailrun Masters bekommst du viel Trail für kleines Geld. Mit Recht heißt es: „Das Lauferlebnis in einem der schönsten Täler im Herzen des Schwarzwaldes. Wir haben einiges zu bieten“. Selber machen, sonst hast du keine Ahnung, das ist meine Devise! Wer diesen Lauf erleben möchte, der sollte nicht zögern sich anzumelden, bevor es am Ende heißt: „wir sind ausgebucht!“
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