Wo? Natürlich in Bödefeld im schönen Sauerland! Bei einer der begehrtesten Veranstaltungen im Land, dem Bödefelder Hollenmarsch. Über 2000 Wanderer, Läufer und Trailrunner nehmen hier die wunderbaren Strecken unter die Treter. Bemerkenswert: Ohne Gedränge! Und noch besser: Bestens versorgt von unzähligen tollen Hollen, fleischgewordene gute Waldgeister, die sich intensiv um alle kümmern. Und nebenbei auch noch sehr gut aussehen…
Die Streckenauswahl ist groß: Es gibt 14, 21, 42, 55, 83 und 101 km. Zum Wandern m (M) oder laufen (L). Je nach Bedarf. Und man kann ohne Probleme auf etwas Kürzeres wechseln, wenn es nicht so gut klappt. Die jeweiligen Starts sind schön zeitversetzt, sodass sich auch größere Trupps rasch entzerren und Schnellere dahinter problemlos überholen können. Perfekte Markierungen machen einem das Verlaufen sehr schwer.
Alles beginnt am Freitag. Die 83/101M starten abends in die Nacht hinein, die 83/101L in der Früh. Rechtzeitig vorher kann man um 4:30 zum Frühstück in die Schützenhalle und Körnchen bunkern. Das tut not, denn die wird man noch dringend brauchen…
Um 7 starten die 42/55M und um 9 die L. Da bin ich dabei, konnte mich noch nachmelden und sattessen, mit vielen der üblichen Verdächtigen klönen, Freunde treffen und jede Menge Infos tauschen. Alles in der warmen Schützenhalle, genial ist das.
Ein letzter Check der Santitäranlagen und los zum Start. Für mich neu ist die Richtung. Die Einführungsrunde von etwa 14 km wird linksherum gelaufen. Als der Startwagen aufgibt, beginnt unser Trailerlebnis. Gras, Acker, Waldweg, Schotter. Und in der neuen Richtung echt angenehm zu belaufen! Sehr schön! Das ändert zwar nichts an den Höhenmetern, macht aber richtig Spaß.
Der erste VP in Gellinghausen ist bereits bestens bestückt! Gut 200 m geht es hoch, die Aussicht ist grandios. Alles entzerrt sich, denn abwärts wird es doch einspurig. Am Hollenfelsen, den man fast gar nicht wahrnimmt, und danach ist ein wundervoller Trail zu belaufen. Unten wartet der zweite VP. Tolle Versorgung, netteste Hollen. Leider ruft die Strecke…
Wir erreichen Bödefeld von der anderen Seite, queren kurz die Hauptstraße und traben in weiten Serpentinen den Berg wieder hoch, zum Kreuzberg. Am Schluss sind wir auf dem Pilgerweg mit den Bildstöcken, entschieden das steilste Stück. Oben steht die kleine Kapelle, aber der Pfad führt dran vorbei. Gleich bergab, steinige Wege mahnen zur Vorsicht. So mancher Höhenmeter will noch geschafft werden, bevor VP Nasse Wiese, km 20, alle erfrischt. Nicht nur mit Wasser, es gibt einfach alles. Sogar hochprozentige Teilchenbeschleuniger!
Mir begegnen sogar Jakobswegpilger, die sich ein wenig Training gönnen. Ich erkenne sie an der Muschel; vor kurzem noch habe ich auch eine getragen; der Info-Austausch verlief entsprechend angeregt, wir haben uns sofort verstanden…
Flache und breite Waldwege führen zum Hunau- Skihang. Ein kleiner Vorgeschmack nur, aber wesentlich länger. Oben dann fester Boden, später auch Asphalt auf dem Bergkamm am Sendemast vorbei. Flach, dann abwärts läuft es sich recht flott runter nach Obersorpe. Der VP ist gut besucht, das Gros der Wanderer stärkt sich hier. Gut gekühltes Veltins zum Schmalzbrot, grüne Bananen und Wurst, etwas Süßes noch und ab, auf anspruchsvollen Pfaden am Hang längs, immer mal mit Trailpassagen und super Aussichten. Ehe man es glaubt, quält man sich neben einer Hauptstraße über Stock und Stein aufwärts und hat den 42- Wendepunkt erreicht. Links ab, noch etwa 8 km, dann wäre man bei der super Zielparty mittendrin! Während rechts der Kahle Asten lauert…
Die meisten wählen ihn. Wenn man schon mal da ist, dann auch richtig. Und 55 km sind ja auch nicht soo viel mehr. Also rechts. Stetig hoch, zum Großen Bildchen, Wanderparkplatz, Straßenquerung, Kreuz und Gedenksteine. Immer weiter hoch. Mir kommt es vor, als wäre hier die Strecke etwas verschwenkt worden, egal. Irgendwo bei 750m üNN flacht es ab und schlängelt sich durch den Wald und das Bergwiesenreservat auf Altastenberg zu. Früher war mal hier ein VP, den vermisse ich. Sogar sehr. Viele kommen mir entgegen, L und M, von allen langen Distanzen. Die sind schnell und entspannt, laufen die letzten 14 km ganz lässig…
Ich muss erstmal den Sahnehang hoch und dann am Astenturm vorbei. Auf Stolperpfaden bergab, raus aus dem Wald und noch 650 m zum VP Lenneplätze. Mein lang ersehnter Wendepunkt. Ersehnt eigentlich von allen, die gleich mir darauf zustreben. Die Hollen dort sind wirklich erste Klasse. Aufpassen: Unser Chip in der Startnummer wird automatisch eingelesen! Boullion, Bier, Brot. Ein Heizpilz. Sitzbänke. Windschutz. Warum hier wieder weg? Draußen ist es arschkalt und windig. Igitt. Und hier die tollen Hollen.
Aber wo steht das Auto? Na? Richtig geraten. Bei Bödefeld am Hunaulift. Ein Busshuttle bringt alle hin und her, ohne Pause. Da muss ich hin. Aber erstmal durchs Ziel. Also ausgetrunken und ab. Komisch, der Astenaufstieg von hier aus wirkt kürzer und leichter. Hoch und runter sind flott erledigt mit Abstecher zur Lennequelle. Wieder alles zurück.
Hinter dem Großen Bildchen am 42er Wendepunkt vorbei immer geradeaus. 8 km to go, davon 3 nur bergauf, fast 100 hm in mehreren Stufen. Das klaut Körnchen. Die gibt es aber oben zurück am VP Nasse Wiese. Die Teilchenbeschleuniger, ich zähle 8 verschiedene, gehen weg wie geschnitten Brot. Fröhliche Sportler verlassen das Zelt, 5km bergab to go.
Das dauert nicht lange, raus aus dem Wald, noch etwas durchs Feld und zwischen die Häuser von Bödefeld. „Ihr seid Helden.“ Das Plakat gibt es noch und begrüßt uns. Nur noch der Startbogen, die Medaille umgehängt (von einer Holle) und eintauchen in die Zielparty!
Getränke, Futter, jubelnde Fans, fröhlich-ermattete Sportler. Alle haben gewonnen, einige etwas mehr als die anderen, aber das zählt hier nicht mehr. Pure Freude!
Fazit
Ein toller Landschaftslauf für Naturliebhaber. Mit der gesamten Familie ist man hier richtig gut aufgehoben. Jeder findet was für seinen Geschmack und für sein Tempo. Die 55er Strecke war genau richtig für mich. Besondere Ausrüstung ist eigentlich nicht nötig, auch Stöcke sind verzichtbar. Bei Schietwetter sollte man auf gutem Profil laufen und eine Regenhülle mitnehmen. Und in jedem Fall genießen, was die tollen Hollen bieten!