Normalerweise ist die Veranstaltung auch als Lauf weit bekannt und ich habe schon mehrfach teilgenommen. In diesem Jahr findet „leider“ jedoch nur die Marschvariante statt.
Hollenmarsch und nicht Höllenmarsch ist der Name dieser hervorragend organisierten Veranstaltung; und „Hollen“ sind eigentlich die guten Berggeister, deren „Haus“, bzw. Höhlen wir bei km 5 passieren werden. Also geht es doch nicht nur durch die grüne „Hölle“ des Sauerlandes, sondern durch, bzw. über die schönen Berge und Hügel. Man durchquert die schönsten Naturgebiete des Hochsauerlandes mit steilen An- und Abstiegen. Teilweise erfordern schwierige Wegeführungen über den Rothaarsteig die volle Konzentration, aber dafür entschädigt die herrliche Natur mit interessanten Ein- und Ausblicken.
Also: 29 Mai 2015! Ich bin wieder dabei, bei diesem „außergewöhnlichen Erlebnis“. Und das bereits zum vierten Mal über die 101 km, aber zum ersten Mal als Nachtvariante und als Marsch. Für meine Vorbereitung auf den 100er beim Röntgenlauf brauche noch etwas Training, besonders für den in der Nacht zu absolvierenden Teil..
Die Öffnungszeiten der Verpflegungsstände sind auf zügige Marschierer ausgerichtet und ich hatte sofort erkannt, dass es für mich genau richtig auskommt, auch wenn im Gegensatz zu den früheren Läufen Verpflegungspunkte nur alle 10 km angeboten werden. Aber das ist für Trailrunner ja kein Problem, denn man hat ja sowieso recht viel Getränke und Verpflegung im Rucksack dabei. Hinzu kommen diesmal natürlich auch wärmere Kleidung für die Nacht und 2 Stirnlampen für den sicheren Tritt. Zur Ausrüstung gehören aber auch noch eine Trillerpfeife, eine Leuchtweste, eine Rettungsdecke und ein Handy.
Am Abend hatte ich meine Startunterlagen abgeholt und dann die Pastaparty als Einstieg genossen. Um 18 Uhr erfolgte dann das verpflichtende Briefing, was bei einer solchen Strecke auch unabdinglich ist. Unser Start ist der einzige an diesem Tag. Alle anderen über 67, 42, 21 und 14 km, starten am nächsten Morgen, also am Samstag.
Vorangemeldet für die 101 km waren knapp 180 Starter. Dann fällt pünktlich um 19:00 Uhr der Startschuss. Man verlässt schnell rechts abbiegend die Bebauung und ist dann schon im Wald. Nach ca. 1,5 km biegt man in das „Walkenmühltal“ ein. Es geht am Wildgehege mit Hochlandrindern vorbei. Dann kommt der erste größere Anstieg zum Hollenhaus, einem steil abfallenden Felsen mit Höhlen, in denen die „Hollen“ der Legende nach hausten.
Es ist ein Felsen, ganz mit gelb-grünlichem Flechtenbewuchs überzogen. Leider wird der Ort von fast allen Teilnehmern übersehen, obwohl er direkt an der Strecke liegt. Aber dafür gibt es ja meinen Bericht. Also, der Sage nach lebten dort einst Waldfrauen, die Hollen, in einer Höhle. Dorfkinder hüteten Ziegen und die Hollen spielten mit ihnen. Zum Abschied gaben sie den Kindern Steine, die sich zu Hause als wertvolle Edelsteine erwiesen. Das verleitete böse Buben, als Diebe in die Höhle einzudringen. Doch die Höhle stürzte ein und sie wurden nie mehr gesehen. Von hier hat man auch einen tollen Ausblick. Auf einem Schild kann man die komplette Geschichte nachlesen.
Dann geht’s bald wieder bergab um den „Nonnenberg“ herum in nördliche Richtung nach Gellinghausen (490 m NN). Man passiert „Pauls Fischteiche“ und läuft am Ortseingang nach ca. 9 km am Fuß des „Narenbergs“ abwechselnd bergauf und bergab zurück Richtung Bödefeld. Das ist dann praktisch die Eröffnungsrunde von gut 13 km. Am Ortseingang von Bödefeld gibt es die erste Verpflegungsstelle unter der Brücke. Dann begeben wir uns auf die Wendepunktstrecke Richtung Rhein-Weser-Turm.
In Richtung „Hunau“, mit ihren 818 m ü NN der zweithöchsten Erhebung auf der Strecke, geht es 6,5 km und 340 HM bergauf. Es wird langsam dunkel und ich setzte die Stirnlampe auf. Es ist gut, dass ich die Strecke kenne. Aber nachts sind halt nicht nur alle Katzen grau, sondern auch der Wald im Sauerland. Gleichzeitig sinken die Temperaturen, die anfangs bei 14 Grad lagen auf bis zu 2 Grad ab.
Man passierst die letzten Häuser am Ortsrand von Bödefeld und läuft dann wieder am „Forsthaus Dickel“ steil bergauf durch die „Mechterkuse“ und weiter zum Jagdhaus mit dem zweiten VP auf der „Nasse Wiese“, einem ca. 8000 Jahre alten Hochmoor, das auf ca. 750 Hm liegt. Hier findet man kleine verträumte Bachläufe mit blühenden Wasserpflanzen und den letzten Narzissen. Ein klares Zeichen dafür, dass der Frühsommer schwer zu kämpfen hat.
Noch ca. 1,5 km bergan und der Scheitelpunkt ist erreicht. Nur 200 m weiter rechts findet man das berühmte „Hundegrab“. Hier liegt die Schweisshündin Isolde von Hunau begraben. Also es schwitzen nicht nur die Marschierer, sondern auch die Hunde? Natürlich nicht. Schweiss heißt in der Jägersprache Blut. Hier findet man auch den etwas schwer auszumachenden „Hunaustein“, der 818 m Höhe markiert. Zu sehen ist das Grab aber erst auf dem Rückweg, da es nun mittlerweile stockfinster ist und es auch angefangen hat zu regnen.
An der „Feuerstätte“ (798m NN) führt die Strecke bergab über den „Klappersberg“ (730 m NN) zum „Großen Bildchen“, ein Bildstock von der SGV-Abteilung Siedlinghausen. Hier haben mehrere SGV-Abteilungen aus der Umgebung neben den Bildstock ihren eigenen Gedenkstein aufgestellt. Ca. 22 km sind geschafft, aber noch nicht der höchsten Punkt der Strecke. Noch 140 Höhenmeter sind es zum 841 m hohen „Kahlen Asten“ mit dem Astenturm. Doch bevor wir oben sind, ist die Skipiste zu überwinden und zwar bergauf, also nicht im lockeren Hüftschwung, sondern „einfach“ im Direktanstieg. Man sieht noch die Raupenfahrzeuge und hat das Gefühl, die Wintersaison ist gerade erst zu Ende. Der Astenturm ist beleuchtet und gleich geht es wieder steil bergab.
Ab dem „Kahlen Asten“ befindet man auf den „Rothaarsteig“, der ab hier tendenziell bergab verläuft. Immer wieder marschiert man durch dichte Waldgebiete und ist dann plötzlich auf Lichtungen, meist auf Anhöhen, die einen in den frühen Morgenstunden atemberaubende und unvergessliche Ausblicke auf das wolkenverhangene Sauerland mit seinen „1000 Bergen“ boten.
Wir erreichten den Verpflegungspunkt „Lenneplätze“. Ubrigens, die Verpflegung ist an allen Ständen hervorragend, vom Griebenschmalzbrot bis hin zum Malzbier bleiben fast keine Wünsche unerfüllt. Es gab aufgrund der kalten Temperaturen auch Kaffee, Tee und heiße Brühe. An allen Verpflegungsstellen brannten auch wärmende Feuer, oder Heizpilze. Doch dann ließ der Regen nach und der Nebel kam. Mein Dank geht hier stellvertretend an alle Helfer und Helferinnen des Hollenmarschteams rund um Carsten Hofstetter. Von Mitternacht bis 4 Uhr morgens regnete es fast ununterbrochen,
An der Langewiese gab’s dann noch einmal mit einem richtigen knackigen Anstieg zum Knäppchen hoch - Hohelye, den VP „Kühhude“. An den Verpflegungspunkten ist ganz bestimmt auch etwas für dich dabei. Kurz vor dem VP in Kühhude, ist die Skulptur „Stein, Zeit, Mensch“ bei ca. 40 km. Hier ist für die 67 km Marschierer, die am Samstagmorgen starten, der Wendepunkt. Doch für uns ging es weiter zum „Dürres Hölzchen“, zum „Jagdhaus“ und „Margarethenstein“, wo früher auch der Härdlerlauf seinen Höhepunkt hatte, bis zum hell beleuchteten Rhein-Weser Turm (685 m). Der Rhein-Weser-Turm ist wirklich ein weithin sichtbarer Wendepunkt, den man bei km 57 erreicht. Innen brannte es wohliges Feuer und einige Marschierer hatten hier trockene Kleidung deponiert. Die präparierten Waldtiere sollten uns wohl zeigen, wer und was uns in der Nacht im Wald begegnen könnte. Die Verpflegung war auch hier ausgezeichnet.
Auf der gleichen Strecke marschierte man dann zurück. Es begann wieder zu regnen und auf der Skipiste am Kahlen Asten erwischte uns ein Graupelschauer. Man hatte den Eindruck, dass die Schneekanonen in Betrieb seien. Im Nu war alles um mich rum weiß.
Ab der Nassen Wiese ging es dann fast ununterbrochen nur noch bergab durch die Mechterkuse dem Ziel entgegen. Am Forsthaus Dickel liefen wir nun abweichend zum Vorjahr den Hang wieder hinauf, um dann oberhalb des Ortes parallel am Hang weiterzulaufen. Dann ging es recht steil den Kreuzweg hinunter und hatten an den kleinen Kapellchen Gelegenheit, für die tolle Veranstaltung und das sichere und gesunde Ankommen zu danken. Durch den Ort erreichten wir dann das Ziel.
Toll, die 101km waren geschafft. Ich ziehe mich um und genieße noch etwas die Hollenparty mit vielen Bekannten. Alles in allem eine bestens organisierte Veranstaltung, die sicherlich auch noch mehr Teilnehmer verdient hätte. Von knapp 170 Startern erreichten 120 das Ziel.
Ich hoffe, dass das Hollenlaufteam nächstes Jahr genug Helfer findet, um auch wieder die Laufveranstaltung auszurichten. Ansonsten habe ich vielleicht einen Tipp: Die 101 km Läufer einfach 3 Stunden nach den Marschierern auf die Strecke schicken, dann müssten die Verpflegungpunkt-Öffnungszeiten bis auf den ersten eigentlich gut passen.