Seit 41 Jahren lockt der Bottroper Herbstwaldlauf Aktive aus der ganzen Bundesrepublik und den umliegenden Nachbarländern zum einzigen Ultralauf im Ruhrgebiet.
Am Sonntag, 10. November, fand der von Adler Langlauf ausgerichtete Laufbereits zum 41. Mal statt. Seit 18 Jahren findet nun schon der Start unter dem Förderturm des Bergwerkes Prosper Haniel statt; und zum 4. Mal die Deutsche Ultralauf Meisterschaft über 50 km.
Wenn man sich fragt, wie eine Laufveranstaltung so lange Bestand haben kann, dann zeigt Bottrop den richtigen Weg auf: Vor allem das Ambiente im Start- und Zielbereich unter dem Schachtgerüst der Zeche Prosper Haniel, und die entsprechenden Räumlichkeiten, wie die Bergwerkskaue, die zum Umziehen und Duschen dient. Bei dieser Zeche handelt es sich um eine der ältesten überhaupt. Das Abteufen des Schachtes 1 begann im August 1856 und 1860 wurde in 175,9 m Teufe das Steinkohlengebirge erreicht. Die Förderung begann 1863. Der Steinkohlenbergbau hat also hier eine sehr lange Tradition.
1996 war der Start und Zielbereich hierhin verlegt worden, nachdem ein Großbrand den bis dahin bekannten Startort, die Dieter-Renz-Sporthalle zerstört hatte. Der Lauf ist eine reine Waldlaufstrecke, der den Teilnehmern die schönen Seiten des Ruhrgebiets präsentiert, und das erwartet man echt nicht, wenn man hierhin fährt. Darüber hinaus ist diese Veranstaltung sehr familiär geprägt und auch so organisiert. Es macht einfach Spaß, hier zu laufen.
Neben dem Ultra über 50 km werden auch noch der 6,8 km lange Grubenwehr-Lauf (einmal um die Schöttelhalde) und der 10 km Heidesee-Lauf (geht entlang der Halde Haniel zum Heidesee und wieder zurück) angeboten. Der 25 km Heidhofsee-Lauf führt ebenso wie der 50 km Jürgen-Liebert-Ultra (Startzeit 9 Uhr) durch die Kirchheller Heide. Alle Läufe werden auf dem Zechengelände auf der Straße vor dem Förderturm gestartet. Dort ist auch der Wendepunkt für den Ultramarathon und das Ziel aller Läufe.
Für mich hieß es wieder mal früh aufstehen und ohne Frühstück losfahren. Aber das ist hier nicht so arg, weil der Veranstalter dafür gesorgt hat, dass man vor Ort noch schön gemütlich und recht preiswert frühstücken kann, was ich nach dem Abholen meiner Startnummer auch direkt gemacht habe. Die Startgebühr ist mit 27 € Ok. Bei der Rückgabe der Startnummer, die den Zeitmesschip enthält, bekommt man zudem 2 € zurück.
Schon vor dem Start spürt man den anderen Teil dieser Traditionsveranstaltung: Umziehen tut man sich in der Waschkaue. Es war früher üblich, dass sich die Bergleute in ihrer Arbeitskleidung bei der Zeche einfanden und dann auch mit der verschmutzten Kleidung nach der Schicht nach Hause gingen. Mit den Kauen wurde die Möglichkeit geschaffen, um vor und nach der Schicht die Kleidung zu wechseln.
Die „zivile“ Kleidung wurde in der Weißkaue ausgezogen, an den sogenannten Püngelhaken oft auch mit Korb, wie auch hier auf Prosper Haniel, gehängt und an einer Kette mehrere Meter bis unter die Decke gezogen. Die Kette wurde mit einem Schloss gesichert. Der Bergmann ging dann nackt zur Schwarzkaue, in der die Arbeitskleidung ebenso unter der Decke hing.
Nach der Arbeitsschicht hing er in der Schwarzkaue die verdreckte Arbeitskleidung wieder unter die Decke und ging zu den Duschräumen. Dort wuschen und „buckelten“ sich die Kumpel, das heißt, sie wuschen sich gegenseitig den Kohlenstaub vom Rücken. Nach dem Duschen ging es zurück in die Weißkaue und man zog sich dort seine persönliche Kleidung wieder an.
Genauso läuft es für die Läufer ab. Nur das „Buckeln“ sparen wir uns, da wir nur Schweiß und keinen Kohlenstaub ansetzen.
Um 9 Uhr dann pünktlich der Start. Es sind 428 Ultras am Start, was selbst den Veranstalter überrascht, denn am Ende gehen die Medaillen aus.
Es regnet bereits seit 30 Minuten in Strömen, leichter Graupel hat sich bei Temperaturen um 7 Grad dazu gemischt. Doch das kann uns Ultras ja nichts ausmachen, noch dazu, wo der Wetterbericht Besserung ab 11 Uhr zugesagt hat. Unter dem Beifall der Läufer der kürzeren Strecken und zünftiger Bergmannmusik (Der Steigermarsch) starten wir unter dem Förderturm und begeben uns direkt ins Grüne.
Es geht vorbei an der neuen Schöttelhalde, bevor wir dann mit dem Alten Postweg eine öffentliche Strasse überqueren und dann in das Waldgebiet Kircheller Heide einbiegen. Nach der Überquerung des Rotbaches erreichen wir bei km 4 die erste von 5 Verpflegungsstellen, die sich auf dieser 25 km Runde befinden. Diese Runde müssen wir übrigens 2mal durchlaufen. Ab hier geht es leicht abwärts, bis wir nach 2 km rechts abbiegen. Die Strecke ist im Ganzen etwas wellig, aber keinesfalls als hügelig zu bezeichnen.
Der Regen hat mittlerweile den Untergrund doch recht matschig gemacht, aber wir haben halt Herbst. Wegen der Nässe entfällt leider das sonst typische „Blättergeraschel“, aber landschaftlich reizvoll ist diese Strecke trotzdem.
Nach dem Rotbach überqueren wir den Schwarzbach (ich weiß nicht, wer hier bei der Namensgebung so kreativ war). Teilweise hat sich dieser Schwarzbach auch durch Bergsenkungen zu einem Sumpfgebiet entwickelt, was die Natur nur noch interessanter macht und tolle Photos erlaubt. Selbst ein Storchenpaar habe ich gesehen.
Die nächste Verpflegungsstelle ist am Heidhof, wo es wieder warmen Tee gibt, den wir bei diesen Temperaturen gut gebrauchen können. Danach geht’s zu einem sehr schönen See, dem Heidehofsee, der durch Kiesgewinnung entstanden ist. Hier hört es dann, wie vorhergesagt, auf zu regnen und es ergeben sich so tolle Wasserspiegelungen und eine wunderschöne Herbststimmung.
Mittlerweile überholen uns immer mehr 25 km-Läufer, die 30 Minuten nach uns gestartet sind. Dann kommt auch schon die wohl am schönsten gelegene Verpflegungsstelle, mit tollem Ausblick auf den See. Nachdem wir diesen komplett umrundet haben, sind wir auch schon bei km 20 und es geht wieder Richtung Start. Wir werden mit Beifall empfangen, doch es ist natürlich noch nicht zu Ende. Jetzt kommt die zweite Runde. Wer will, oder nicht mehr kann, darf hier auch aufhören und kommt in eine gesonderte 25 km Wertung. Für mich geht es jedoch weiter und ich genieße die zweite Runde, um dann den wahren Zieleinlauf zu feiern.
Nach 6 Stunden fängt es wieder an zu regnen. Aber ich habe es zum Glück dann nicht mehr weit und laufe nach 6.16 Std. ins Ziel ein. Nun heißt es „Glück Auf“ und ab in die Zechengebäude und in die Weißkaue zu den heißen Duschen.
1. Rößler, Lars LAZ Leipzig 3:09:17
2. Berner, Mirco TV Jahn Kempten 3:17:18
3. Zahoran, Adam LG würzburg 3:17:27
Frauen
1. Schipp, Carina LAZ Leipzig 3:46:17
2. Kenkenberg, Gabriele LC Olympia Wiesbaden 3:48:18
3. Hoffmann, Sigrid LG Westerwald 4:10:46
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