Vor fünf Jahren wurde ich beim Bottwartal Marathon Deutscher Feuerwehrmeister im Marathon in meiner Altersklasse. Gesehen habe ich damals nicht viel, denn es hat ja pressiert. Deshalb, und damit mir nicht der Gaul durchgeht, mache ich diesmal den Urmensch-Ultralauf.
Startort dieses Erlebnis- und Landschaftslaufes im Bottwartal ist der Ort Steinheim an der Murr, der nur ein paar Kilometer von der Autobahn 81 Stuttgart – Heilbronn entfernt liegt.
Ich reise bereits am Vortag an, um mir die fast dreistündige Anreise am Wettkampftag zu ersparen. Wer ein paar Tage zuvor im Internet auf Unterkunftssuche geht, wird sicher fündig. Ich habe mir in der Stadtschenke in Großbottwar ein Zimmer reserviert und bin schon gespannt, denn genau vor dem Rathaus ist die Unterkunft und daran führt der Marathonkurs vorbei.
Seit zwei Jahren starten die Bewerbe am Riedstadion in Steinheim, zuvor hatte sich die Veranstaltung in Großbottwar bei der Bottwartalkellerei niedergelassen. Knappe Parkplätze und fehlende Duschmöglichkeiten waren der Grund für den Umzug. Eine große Änderung fand dadurch nicht statt, denn die Bewerbe ähneln sich und die Streckenführung ist auch fast die gleiche.
Bei meiner Ankunft laufen gerade die Schülerwettbewerbe. Zusammen mit einem Zehntelmarathon über 4,2 Kilometer gehen am Samstag rund 1300 Kinder und Jedermannsläufer auf die Strecken. Gerhard Petermann, der Boss und Strippenzieher des Bottwartal Marathons, berichtet mir von rund 4000 Anmeldungen. Eine Zahl, über die er hoch zufrieden ist. Lediglich die Beteiligung am Marathon hätte einen besseren Zulauf verdient. Ob es am Urmensch-Ultralauf über 50 Kilometer liegt, bezweifelt er. Im Vergleich zur Premiere im Vorjahr, wo alle 100 Plätze weggingen, kann man dieses Jahr sogar noch nachmelden. Lachen müssen wir über unsere erste Begegnung in Pleinfeld in Altmühlfranken, wo er als Pacer und ich als Reporter für M4Y unterwegs war. Zwei Hasen haben damals drei Frischlinge ins Ziel gebracht. So lautete auch der Titel meines Berichtes.
Meine Unterlagen erhalte ich von freundlichen Helfer in Sekundenschnelle. Die holen für mich auch gleich noch das Laufshirt und die Flasche Wein von den anderen Ständen, denn „Du brauchst ja für die 50 Kilometer noch jede Menge Ausdauer und Kraft“.
Wer mit einer Teilnahme im Bottwartal liebäugelt, kann sich hier gut hochdienen. Der Anfänger läuft den Zehntelmarathon, der Fortgeschrittene (ich will nicht sagen, der Fortgelaufene) rennt/läuft/walkt zehn Kilometer oder Halbmarathon. Wer eine lange Einheit nötig hat, stellt sich dem 3/4-Marathon und die Ausdauernden gehen auf die klassische Distanz oder auf den Ultra. Zudem können sich Freunde für einen Team- oder Staffelmarathon finden. Als besonderen Service werden einige Zeitläufer engagiert, die helfen, bestimmte Zeiten zu erreichen. Und wer sich für das Event vorbereiten will, es werden im Vorfeld einige gemeinsame Laufeinheiten auf der Strecke durchgeführt.
Großbottwar ist eine Weinstadt mit Tradition. Bekannt ist der Ort durch seine Weine, seine landschaftlich reizvoll Umgebung und seine Gastlichkeit. Der alte Stadtkern, die erhaltene Stadtmauer, der sehenswerte Marktplatz mit dem großen Renaissance-Rathaus (aus 1556) und viele andere herrliche Fachwerkhäuser zeugen von langer Geschichte. Auf dem Südhang des Wunnensteins kann der Interessierte viel über den Weinanbau erfahren.
Bereits im 13. Jahrhundert wurde Großbottwar als Botebor und als civitas (Stadt) bezeichnet. Die schräg gegenüber dem Rathaus liegende Stadtschenke stammt aus dem Jahr 1434. Das Fachwerkhaus ist das älteste im Stadtgebiet und steht natürlich heute unter Denkmalschutz. Der Wirt grinst über beide Ohren, als ich einiges über die Herberge wissen will. Meine Anlaufpunkte sind noch die Herberge zum Adler (aus dem Jahr 1754), die Martinskirche (aus 1279) und das Schiefe Haus aus 1542.
Für den morgigen Renntag liegen schon eine Palette Bierbänke und Biertische bereit, denn der Bürgermeister wünscht sich eine bessere Platzierung als im Vorjahr. Denn die Teilnehmer sollen wieder abstimmen, in welchem Ort die beste Stimmung herrscht. Auf den Sieger warten tolle Preise und der Bürgermeister will etwas für seine 8000 Einwohner bewegen. Sogar am Rathaus wird für den Lauf geworben.
Am nächsten Morgen bin ich frühzeitig vor Ort. Sonnenschein, kein Lüftchen, kein Nebel. Es ist mit zehn Grad zwar noch etwas frisch, aber heute werden wir zum frühen Nachmittag hin gehörig ins Schwitzen kommen. In der Riedhalle brummt das Geschäft bei den Nachmeldern und an der Nummernausgabe.
Ja, und die üblich Verdächtigen machen sich gerade fertig für ihren Einsatz: Hans-Theo Huhnholt, Keule Klaus Neumann, Walter Zimmermann und meine Kollegen Norbert und Birgit Fender. Die Birgit freut sich über die kleine Flasche Wein und staunt dann, dass es einen Unterschied zum Ultra gibt. Die kriegen nämlich eine große Flasche. Gleich neben dem Start können die Kleider in einem Zelt hinterlegt werden. Toiletten gibt es zur Genüge. Und dann tanzen noch vier Urmenschen herum. Die ziehen das ganze Interesse auf sich. Wollen die in ihrem Aufzug den Ultra laufen? Ich bin skeptisch, weiß jedoch, dass sich hinter den Kostümen einige Ultra-Urviecher verbergen.