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19.10.14 - Bottwartal-Marathon

Do gugget se (Urmensch-Ultra)

Erste Kilometer

 

Genau um 09.00 Uhr haut uns ein Böller auf die Strecke. Rund 100 Ultraläufer machen sich auf den 50 Kilometer langen Weg. Der wird uns nach einem kleinen Stück des Einrollens ins Gelände mit rund 750 Höhenmeter führen. Ein Trail mit  29 Kilometer Länge und einigen Cross-Einlagen. Als Höhepunkt wird die Burg Lichtenberg genannt. Etwa bei Kilometer 29 mündet unser Kurs in die Marathon- und Halbmarathonstrecke bei Gronau ein. Wer sich seine Kraft clever eingeteilt hat, kann dann Gas geben, denn nur mehr kleine unwesentliche Hügelchen warten. Ich freue mich auf ein neues, unbekanntes Laufabenteuer.

 
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Ich bin noch keine 50 Meter unterwegs, da steht der Chef persönlich am Streckenrand, klatscht ab und wünscht uns einen guten Lauf. Bis ich drei, vier Bilder schieße, habe ich fast schon Kontakt zu den Schlussläufern. Mann, gehen die heute schnell an. Aber die ersten 500, 600 Meter sind gefällig, da werden einige später bei ihrem Finish beißen müssen, wenn es wieder hoch geht.

12000 Einwohner zählt die Stadt an der Murr, die für ihren Weinbau bekannt ist. Und habt ihr gewusst, dass hier im Jahr 1933 der Schädel des Homo steinheimensis gefunden wurde? Es ist bis heute der drittälteste Menschenfund in Europa. Der Schädel soll einer etwa 25 Jahre alten Frau gehört haben, die vor etwa 250.000 Jahren lebte und vermutlich erschlagen wurde.

Nach einem kurzen Stück in Steinheim endet das leichte Gefälle und wir biegen links ab. Die Marathonis drehen hier eine Schleife über die Murr und haben dann schon zehn Kilometer hinter sich. Wir verlassen Steinheim. Kurzzeitig geht es auf der Straße in Richtung Kleinbottwar an der Bottwar entlang, die dem Tal dem Namen gab. Oder umgekehrt. Genaueres ist nicht bekannt.

 

Hinauf zum Harzberg

 

Wir verlassen die Straße auf einem unbefestigten Waldweg. Am Ortsrand von Kleinbottwar hat sich ein Vater mit zwei Kindern an die Strecke gestellt. Mit vielen Zuschauern brauchst du in den nächsten zwei, drei Stunden nicht rechnen. Dafür gibt es Ruhe und Zeit, über das eibne oder andere nachzudenken. Wer will, kann die Natur beobachten, schauen, in welchen Farben nun sich die Blätter verfärben und die Aussicht genießen. Andere halten es pragmatischer, ratschen munter drauf los, bis eine längere Steigung die Unterhaltung mangels Luft abwürgt.

 
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Etwa bei Kilometer fünf, ich bin eine halbe Stunde unterwegs, finden wir am Forsthof die erste Verpflegungsstelle mit Wasser, Iso und Bananen. Cola steht auch schon bereit. Der Kurs bleibt so, wie sich der Trailläufer ihn wünscht. Schmale Singletrails, auf denen man schon konzentriert unterwegs sein muss, andernfalls man auf der Nase landet, Treppen hinauf und hinunter, kleine Holzbrücken und auch wieder befestigte Waldwege.

Wir verlassen den Wald und laufen nun entlang der Weinfelder. Die Reben sind schon gelesen, nur einzelne Trauben, die offenbar übersehen wurden, hängen noch an den Stöcken. Bis zum Feuersee bei Kilometer zehn befinden wir uns bereits rund 100 Meter über dem Talgrund. Durch diverse Gefällstücke haben wir aber bereits deutlich mehr Höhenmeter gemeistert.

Vor dem Harzberg müssen wir zuerst noch einmal abwärts, dann aber weiter hinauf als zuvor. Der Untergrund wechselt weiterhin immer wieder. Die wenigen Asphaltstücke, meist in den Weinbergen, lassen die Läufer schnell unterwegs sein. Aber aufpassen, der Asphalt endet und du tauchst sofort in den Wald hinein, wo Wurzeln und Steine warten. Es macht Spaß. Mittlerweile ist die Temperatur deutlich gestiegen. Von 20 Grad sind wir nicht mehr weit weg. Ich verstehe aber die eine Läuferin nicht, die über die Hitze jammert und mit schwarzen langen Teilen unterwegs ist.

 

Rund um die Burg Lichtenberg

 

Längst haben wir den Wald verlassen und wir rennen wieder durch die Weinberge. Von unten  dringen aus Oberstenfeld Jubel und Musik herauf, da muss der Bär steppen. Unser Höhepunkt kündigt sich dann auf einem Höhenzug an: Die Burg Lichtenberg.

 
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Die Höhenburg wurde bereits im Jahr 1197 urkundlich erwähnt. Zu Beginn gehörte die Burg der Kirche, später schafften hier die Adeligen an. Sie wurde nie zerstört, erst Artilleriefeuer zum Ende des Zweiten Weltkrieges verursachte Schäden. Doch in den 50er Jahren wurde die Burg grundlegend renoviert.

Heute kann man sie besichtigen und es können Feiern durchgeführt werden. Wer mag, kann sich in der Kapelle sogar trauen lassen. Verrückt ist der Laufkurs: Du läufst über eine steinerne Brücke und durch einen Torzwinger, dann stehst du in einem kleinen Burghof. Dort können wir verpflegen. Eine Kontrolle habe ich jedoch nicht gesehen, oder hat man die Nummern aufgeschrieben?

Im Hof wird gewendet und gleich nach dem Torvorbau führt eine schmale Treppe hinunter. Unter der steinernen Brücke sehe ich oben ein paar Zuschauer winken und meine Verfolger zur Tankstelle eilen. Noch lange sehe ich später die Burg auf dem Berg, denn innerhalb der Weinberge laufen wir ein längeres Stück bergab.

Zum Flugplatz Völkleshofen müssen wir uns wieder mehrere Höhenmeter hart erarbeiten, denn da befinden wir uns an der höchsten Stelle des Laufkurses. Seit Beginn des Laufes fällt mir eine Schnelle auf: Katrin Schmuderer, sie läuft heute ihren ersten Ultra. Respekt und auch Hochachtung vor ihrem Mut und ihrer Einteilung. Immer wieder zieht sie an mir vorbei, wenn ich länger für meine Fotoarbeit brauche. Bestens gelaunt ist sie obendrein. Auch einen Mann aus meiner Heimat will ich vorstellen: Christian Rau kommt aus dem Raum Ingolstadt und gehört zu den Ruth's Runners. Ich erzähle ihm von Marathon4you und schon haben wir einen neuen Leser.

Nach dem Flugplatz erhalten wir die fast 200 Höhenmeter zurück, entsprechend lasse ich es rollen. Etwa bei Kilometer 25 kommt uns ein PKW auf dem eigentlich gesperrten Waldweg entgegen. Der Fahrer sucht eine Straße und will wissen, wo es denn wieder zurückgeht nach Gronau. Auf die Idee, einfach zu wenden, kommt er von sich aus nicht.

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Informationen: Bottwartal-Marathon
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