Nach kurzer Wegstrecke folgt das Kriechhindernis „Creep Trench“. Auf allen Vieren geht es da hindurch. Die Jungs sind da mir gegenüber schneller, aber das ist mir jetzt egal. Schaun `mer mal, ob die dann beim Laufen auch so flink sind. Dann geht es mit gebücktem Oberkörper unter der Brücke hindurch. An diesem Hindernis wird später einer sich seine Birne einrennen, so, dass er ein Fall für die Sanis wird.
Im Anschluss wird im Wechsel gekrochen und geklettert, das Hindernis „Hell-Pipes/Seger-Tunnel“. Ein „Auf und Nieder, immer wieder“. Nur keine Routine aufkommen lassen. Kanalrohre und Steighindernisse. Ja, und bevor die Füße wieder auf Betriebstemperatur kommen, geht es abermals durch ein Nebengewässer der Lauer. Die Ufer sind steil, also wird hineingesprungen oder es geht auf dem Allerwertesten nach unten. Die Spikes dienen mir gut, denn ich habe keine Probleme.
Hindernis vier ist dann der Steep Peel, das uns dem Himmel näher bringen soll. Das zweifache Metallhindernis ist mit Konzentration gut zu überwinden. Es folgt ein längeres Laufstück auf einem unbefestigten Wiesenweg. Ich versuche ein wenig Tempo zu machen. Erste Sportler schnaufen schon wie die Ackergäule. Mir scheint, als dass doch einige recht unbedarft an das Event herangegangen sind.
Vor uns ist die Autobahn zu sehen. In großer Höhe überquert sie das Tal der Lauer. Dann dürfen wir auch über das Gewässer. Die „Soapy Ropes“, zwei Balken, vielleicht zehn, fünfzehn Zentimeter breit. Nur nicht ausrutschen. Wen es da reinhaut, der holt sich mehr als nasse Füße. Die Frage an die Helfer nach dem Pegelstand verkneife ich mir.
Auf der anderen Seite der Lauer geht es ohne Hindernisse quer durch die Wiesen zurück. An einer Verpflegungsstelle werden Äpfel und Wasser gereicht. Auf meine übliche Nachfrage nach Bier schickt man mich durstig weiter.
Es folgen die bekannten ersten drei Hindernisse, die ich schon kenne und somit leicht überwinden kann. Oben auf der Schäferswand steht eine Gruppe mit ihren Schottenröckchen. Die präsentieren den Zuschauern ihren Hintern. Ob sie die Hosen tatsächlich heruntergelassen haben, kann ich nicht sehen. Ich will es auch gar nicht wissen. Dem Gegröle der Zuschauer nach zu beurteilen könnte man es meinen. Kurz danach holen wir uns wieder kalte Haxen bei unserem wiederholten Fußbad in der Lauer.
Weiter führt uns der Kurs an der Lauer Richtung Westen. Hindernis sechs ist die „Dünisch“-Brücke, auf der man nur mit einem „Riverdance“ trockenen Fußes an das jenseitige Ufer gelangen könnte, so die Ausschreibung. Eine wacklige, schwankende Angelegenheit ist es. Ein paar Drahtseile, im Abstand von 50 Zentimeter sind Holzrundlinge befestigt. Und in der Mitte der Lauer hängt die Brücke etwa 20 Zentimeter ins Wasser.Verdammt rutschig ist die Sache. In der Mitte verliere ich mit einem Fuß den sicheren Halt und tauche demzufolge fast bis zur Hüfte ein. Boden ist nicht zu spüren. Einer meiner Verfolger kann mich an der Achsel wieder hochziehen. Für ein Wort des Dankes habe ich keine Zeit und hole es hiermit nach. Den Adrenalinspiegel hat das Missgeschick nach oben getrieben.
Im Anschluss folgen die „Straw Hump“ Swinger Barrikaden, ein Stroh-Hindernis zum Klettern. Ob sich an Münnerstadts „roter Meile“ am Haus Nummer sechs ein Swingerklub verbirgt, weiß ich nicht. Denken könnte man sich das schon. Kurz danach kommt das Reifenhindernis „Hoop Tomb“. Mit Konzentration und Bedächtigkeit ist auch dieses zu nehmen.
Jetzt laufen wir auf einer Asphaltstraße, entweder zum Erholen oder zum Tempo machen. Ich entschließe mich zu letzteren. Erste Wanderer sind im Wettkampffeld zu sehen. Fast ein wenig langweilig ist es mir hier auf den rund zwei Kilometern.
Doch dann geht es links ab, es wird crossig und dann beginnt ein langer Hohlweg, immer bergauf, das „Death Valley“. Eigentlich weglos, ein kleiner Bach dazwischen, den wir bestimmt zehnmal überspringen müssen. Wer nicht aufpasst, der kann seine Visage an den zahlreichen Dornenhecken aufschrammen.
Weniger steil aufwärts geht es nun an einer Baumreihe entlang. Der Wind ist hier ekelig kalt. Zur Auflockerung kommt wieder ein Kriechhindernis, die „Sludge Zone“. Am Ende ist einer der „Pressefritzen“ mit seiner Kamera. Ich mache einen Spaß, sage, „dein Objektiv ist dreckig“ und deute mit einem Schmutzfinger Richtung Fotoapparat. Der versteht aber keinen Jux und dreht sich weg.
Es folgt ein weiteres Strohhindernis zum Überklettern. Einige Zuschauer laufen auf der Strecke. Ich tappe absichtlich in eine der zahlreichen Pfützen. Eine Frau zieht ihren Gatten sofort aus dem Gefahrenbereich.
Dann kommt die Streckentrennung, ein kleiner Rundkurs schließt sich an. Zuvor ist der Führende des Klassements mir entgegen gekommen. Von seinen Verfolgern keine Spur.
Ich sehe nun die härteste Prüfung schon auf mich zukommen. Das „Loch Ness“, wahrscheinlich ein Regenrückhaltebecken. Die vor mir Platzierten sind bis zum Bauch oder noch höher im Wasser. Kleine Athleten könnten jetzt Schwimmübungen machen. Bei der Bundeswehr gab es eine Dienstvorschrift: Bei 80 Zentimeter Wassertiefe beginnt der Soldat selbständig mit Schwimmbewegungen. Ich fluche erneut, als ich die Brühe steige. Der sumpfige Untergrund macht das ganze noch schwerer. Ich versuche, sicheren Standes an das jenseitige Ufer zu kommen. Es gelingt. Die Frage der Wassertemperatur erspare ich mir. Es kann nur wenig über dem Nullpunkt sein, denn die umliegenden Felder sich noch größtenteils schneebedeckt.
An der Outdoor-Extrem-Steigung „Hamburger Hill“ führt der Kurs sausteil bergan. Einer der Konkurrenten meint, „da gehen wir hoch.“ Ich als Bergläufer weise das schärfstens zurück. Nur mit Laufen kann ich wieder Wärme in die Füße bringen. Als ich mich am Ende der übelsten Steigung umdrehe, sehe ich einige der Verfolger mit konditionellen Problemen. Aber die werden den Abstand auf mich an den Hindernissen wieder verringern.
Nach einigen Kehren auf einer Forststraße hat unser Kurs den höchsten Punkt erreicht, die Bad Kissinger Höhe. Hier werden wir unter Strom gesetzt, denn wer nicht sauber unter das Hindernis „Iron Curtain“ durchkriecht, der kriegt eine gewischt. Ich mache mehrmals mit meinem Allerwertesten die Erfahrung und entwickle eine Taktik. Bei den letzten zwei Kriecheinlagen rolle ich mich seitlich hindurch.