Ein etwas spezieller Titel steht zu Beginn meines Berichts vom Brixen Dolomiten Marathon vom 27. Juni 2015. Die zweite mögliche Überschrift wäre "Birchi, der ewige Zweite..." gewesen. Somit ist resultatmäßig auch schon das Essenzielle zu meinem ersten Besuch in den Dolomiten gesagt.
In 3.34.37 beendete ich das Marathonabenteuer mit über 2'500 Höhenmetern knapp zwei Minuten hinter der Berglauflegende Jonathan Wyatt (Neuseeland) auf Rang zwei. Aufgrund einer Streckenänderung mussten die circa 700 Athleten anstatt "nur" 2'340 Höhenmeter einige Steigungen mehr in Angriff nehmen.
Am Freitag vor dem Rennen fuhr ich mit meinem Papa ins Südtirol. Ein Reisetag, wie er im Buche steht, war angesagt. Über den Brenner erreichten wir Brixen am Fuße der Dolomiten. Danach kümmerten wir uns um die Startnummer fürs Rennen, die Wettkampftaktik und auch die Logistik musste diskutiert werden. Bis dahin verlief alles nach Plan. Ich fühlte mich zudem um einiges besser als zu Beginn der Woche, als sich bei mir einige Verhärtungen, Muskelkater und sonstige Beschwerden anzeigten.
Dass meine Form stimmt, konnte ich in zwei qualitativen Einheiten unter der Woche trotzdem verifizieren.
So freute ich mich auf den Lauf in einem mir unbekannten Gelände und einer neuen Gegend. Jedoch war die Nacht vor dem Event der blanke Horror. Ich wollte keinen Schlaf finden und wälzte mich stundenlang im unbequemen Bett. Da der Start des Rennens schon um 07:30 Uhr angesetzt war, beschloss ich, meine Nacht kurz zu halten und um 04:15 Uhr aufzustehen. Schlussendlich konnte ich meinem Körper knapp drei Stunden Schlaf gönnen und war erfreut über die kalte, frühmorgendliche Dusche.
Beim Einlaufen nach einem ausgiebigen Frühstück fühlte ich mich jedoch gut. Meiner Startnummer "3" wollte ich alle Ehre erweisen und mich von der besten Seite dem Südtirol präsentieren. Zahlreiche gute Athleten beschlossen ebenfalls, den beliebten Marathon zu absolvieren. Thomas Niederegger, Vorjahressieger Hannes Rungger (beide Italien), Martin Schedler (DE) sowie Andreas Reiterer befanden sich auf der Startliste. Prominent wurde diese zudem durch die Nachmeldungen vom Deutschen Marco Sturm und dem Weltklasseläufer und Berglaufidol Jonathan Wyatt (Neuseeland) gewürzt.
Das Schöne an einem Rennen, welches man zum ersten Mal läuft, ist, dass man sich nicht an Ziel- und Zwischenzeiten festklammert und unbeschwerter den Wettkampf genießen kann. Trotzdem wollte ich natürlich im Kampf um die Podiumsplätze ein Wörtchen mitreden. Dies gelang mir vorzüglich, wie vorgängig erwähnt.
Marco Sturm entschloss sich gleich zu Beginn aufs Tempo zu drücken und absolvierte die ersten fünf Kilometer in Brixen in einem forcierten Tempo. Dahinter bildete sich schnell ein Verfolgerquintett im Wyatt, Schedler, Rungger, Niederegger und Birchmeier. Das Tempodiktat war unter Runggers und meiner Obhut.
Jedoch zeigte sich in der ersten Steigung schnell, dass wohl Wyatt ein gewaltiges Wörtchen um den Sieg mitreden wird. Schnell hatten wir Sturm wieder eingeholt und widmeten uns dem anspruchsvollen und ansteigenden Gelände. Die Gegend zeigte sich in voller Herrlichkeit, schwülwarme 20 Grad waren angesagt und die Sonne zeigte sich punktuell am Himmel. Beeindruckend für mich war, wie Jonathan Wyatt noch immer kraftvoll den Berg hochschoss und uns den Meister zeigte. Jedoch wollte auch Rungger ein gutes Resutat erzielen und erhöhte den Rhythmus, konnte sich bald von uns absetzen. Dahinter war ich mit dem Neuseeländer und Niederegger auf Wegen. Sturm und Schedler verloren ein wenig den Anschluss. Leider fühlte ich mich nicht unwiderstehlich und ich war mir nicht sicher, ob meine Kraftreserven für das intensive Rennen genügen werden.
Das Gelände war sehr anspruchsvoll, technisch hochstehend und abwechslungsreich. Dies hatte ich in der Vorbereitung und Planung ein bisschen unterschätzt. Zudem machten mir die vielen Rampen und das unregelmäßige Streckenprofil zu schaffen. Ein Dieselmotor wie ich hat es lieber beständig. Daher musste ich Wyatt nach circa 25 Kilometern ziehen lassen. Da Niederegger und ich aber bald danach auf Rungger aufschlossen, war mir bewusst, dass auch dieser mit den Strapazen zu kämpfen hatte. In den ganz steilen Passagen konnte er nicht laufen und musste auf den Gehtritt umsteigen. Wyatt konnte sich aber immer weiter von uns distanzieren und gewann den Bergpreis bei Kilometer 30 problemlos.
Niederegger, Rungger und meine Wenigkeit bildeten somit für die nächsten zehn Kilometer, die einem Crosslauf glichen, eine Zweckgemeinschaft und so näherten uns dem Ziel. Besser gesagt eher dem steilen Schlussaufstieg bei Kilometer 39 bis zur Plosenhütte, wo es nochmals gut 450 Höhenmeter zu vernichten galt. Ich entschloss mich gleich zu Beginn des Schlussanstiegs auf alles zu gehen und erhöhte den Rhythmus entscheidend. Schließlich sind diese knackigen Wege mein bevorzugtes Gelände. Rungger musste schnell abreissen lassen und begrub seine Träume von der Titelverteidigung. Auch Niederegger war bewusst, dass er mir wohl nicht folgenwird können. Mit einigen netten Worten verabschiedete er mich und wünschte alles Gute für die letzten Kilometer. Kontinuierlich konnte ich den Vorsprung auf meine Gefährten ausbauen und sicherte mir den Platz auf dem Stockerl.
Ein tolles Rennen liegt hinter mir und müde warte ich gerade in Kreuztal (Kilometer 33 der Marathonstrecke) auf die Siegerehrung. Massage, Verpflegung und Flower Ceremony habe ich hinter mir. Nach der Prämierung folgt noch ein kurzes Auslaufen auf dem Ergometer und danach ein gemütliches Nachtessen, sowie hoffentlich eine erholsame und längere Nacht.
Überflüssig zu erwähnen, dass Ralf unterwegs natürlich keine Fotos macht. Viele Fotos vom Brixen Dolomiten Marathon findet ihr hier auf
Männer
1. Wyatt Jonathan, Ziano di Fiemme (TN) 3:32.23,5
2. Birchmeier Ralf, CH-Buchs SG 3:34.37,8
3. Niederegger Thomas, Stilfs (BZ) 3:36.11,9
4. Rungger Hannes Sarnthein (BZ) 3:38.48,3
5. Reiterer Andreas Hafling (BZ) 3:47.08,9
6. Schedler Martin D-Eppelborn 3:48.41,0
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19. Sturm Marco D-Neuötting 4:19.33,2
Frauen
1. Thaler Edeltraud, Lana d'Adige (BZ) 4:30.16,0
2. Scribani Francesca, Cortina d'Ampezzo (BL) 4:38.44,5
3. Küster Meike, USA-Fort Leonard Wood MO 5:06.28,2