Dann geht es bereits bergan. Immer wieder stehen Zuschauer an den Hofeinfahrten oder bei den landwirtschaftlichen Betrieben. Bei Köstlan verlassen wir die Asphaltpiste. Knapp eine halbe Stunde bin ich jetzt unterwegs. Es gibt auf dem folgenden Wanderweg, mitunter wird der zum Trail, viel zu sehen. Ausblicke auf Brixen mit dem dominierenden Dom, eine Madonna in einer Grotte, grob gepflasterte Höfe, Wiesenwege.
Einer hat sich bereits Anzugserleichterung genehmigt und die Oberbekleidung ausgezogen. Hoffentlich gibt das keinen Sonnenbrand, denn im Tal werden wir heute die 30-Grad-Grenze deutlich überschreiten. An seiner Wade hat man ihm „26,2“ hingeschreiben. Also auch ein Anhänger der 42,195-Fraktion. Es kommt aus den Vereinigten Staaten, erfahre ich später.
Die erste Trinkstelle mit Wasser folgt nach rund 45 Minuten Laufzeit. Es wird bereits zugegriffen. Zwei Becher sind bei mir Pflicht.
Bei Mellaun (862 Meter) endet der Wanderweg. Es kommt ein kurzes Asphaltstück, das uns zur Talstation der Seilbahn führt. Bis hier sind bereits 500 Höhenmeter geschafft. Wenn ich jetzt in die Bahn einsteigen würde, könnte ich vielleicht mal einen Bergmarathon gewinnen. Wenn es keiner merkt …
Bisher konnten immer wieder längere schattige Wegstücke belaufne werden. Denn die Sonne brennt mittlerweile ziemlich stark. An der Seilbahn können die Staffeln wieder frische Kräfte ins Rennen bringen. Wieder eine reichhaltige V-Stelle. Es gibt Wasser, Iso, Cola, später auch Gel, Riegel, Bananen und Kekse. Es fehlt an nichts. Die Helfer sind zahlreich, aufmerksam und reichen uns auch Getränke zu.
Nach dem Verpflegen bräuchte ich Anschub oder einen Anlauf, denn es wartet ein kurzer, übler Stich, der gehend bezwungen werden muß. Laufen unmöglich.
Irgendwo auf den folgenden Kilometern laufe ich auf zwei bayerische Landsleute auf. Aus Regensburg, der Partnerstadt von Brixen, sind zwei Läufer zur Teilnahme verpflichtet worden. Der Karl und die Sabine haben sich auch für diesen Lauf interessiert. Wir sind auf einer Wellenlänge, so ist mein Entschuss, heute wieder in Gesellschaft zu laufen. Beide sind erfahren am Berg, so stelle ich nach kurzer Ratscherei und Beobachtung fest.
Bei St. Georg, wir sind gut zwei Stunden unterwegs, wird die Strecke flacher, denn wir biegen ins Aferer Tal ab. Wir sind nun auf etwa 1500 Meter Seehöhe. Es folgen nun wieder zahlreiche kleinere Gefälle. Den Höhenunterschied müssen wir später uns wieder hart erarbeiten.
Die Halbmarathonmarke wird nach etwa 2,5 Stunden überschritten. Es könnte auch mit der Vorgabe von Klaus gelingen. Aber ein Marathon kann am Berg nicht bis zum Ende vorhergesagt werden.
Kurz danach biegt unser Kurs wieder auf eine Aspahltstraße ein. Hier fahren gerade an die 50 Harleys vorbei. Ich versuche noch, die Asphaltcowboys fototechnisch zu erwischen, was mit gelingt. Viele Fahrer grüßen mit gehobener Hand.