Wir verlieren wieder viele Höhenmeter, bevor uns ein Wegweiser nach links laufen lässt. Wieder eine V-Stelle. Hier ist „Saufen“ angesagt, denn es kommt eine Rampe mit rund 350 Höhenmeter, die uns aus dem Aferer Tal herausbringt. Viele Läufer werden hier langsamer, einige stehen bereits oder sitzen. Wir können einige hinter uns lassen.
An der Peitlerknappenhütte (1970 Meter) wird unser Kurs wieder gefälliger. Es geht nun Richtung Bergstation der Plosebahn. Waldwege, Wiesentrails und befestigte Naturstraßen, so abwechslungsreich ist der Laufkurs.
Dann sehe ich einen Laufkollegen, der sich eine Deutschlandfahne umgebunden hat. „Du bringst ja deine überschüssige Wärme da nicht weg,“ so ein Fingerzeig von mir. Er schaut fragend. „Mir würde da jetzt das A…Wasser kochen,“ so meine Antwort. Lautes brüllendes Lachen folgt.
Die Bergstation Kreuztal (2050 Meter) erreichen wir nach knapp 4,5 Stunden Laufzeit. Kiloemeter 33,5. Es wird wohl knapp mit der Flower Ceremony, denn es warten noch 450 Höhenmeter und eine unbekannt Strecke, die in der Ausschreibung als alpiner Steig ausgewiesen wird. Die Staffeln wechseln hier zum letzten Mal.
Ab jetzt sind alle 500 Meter ausgeschildert. Eine wertvolle Hilfe. Zunächst geht es mit wenig Höhengewinn bis Kilometer 39 zur Ochsenalm (2085 Meter). Der alpine Steig entpuppt sich als gemütliche Bergwanderweg.
Dann wird es übel. Wir haben zwar einen klasse Ausblick auf Brixen, aber zum Schauen müsste man stehen bleiben. Es geht sausteil hoch zur Plosescharte (2220 Meter) und zum Leonharter Kreuz (2365 Meter). Die Zeit läuft davon und der Schweiß in Strömen. Einer sitzt am Rand mit einem Muskelkrampf. Ich sehe die selbst arbeitenden Muskeln bei dem bedauernswerter Läufer. Weiter.
Silvia hat schwarzen Humor, als sie einen Rückstand wieder einholt. „Das würde euch so passen, dass ihr die Alte abhängen könntet.“ Das ärgste Steilstück, wo ich jeden Tritt vorher fixiere, lässt nach. Nun folgt ein Gratweg mit mehreren kleinen, kurzen Rampen zum Telegraph (2486 Meter). Die Strecke wir hier gut von der Bergrettung überwacht. Die Helfer sitzen auf jeder kleinen Anhöhe. Einer lässt bei meinem Vorbeilaufen sogar einen Jodler los.
Kilometer 41, noch eine Wasserstelle. Es geht nur mehr flach weiter. Unser Weg wird breiter. Und dann sehen wir bereits das Ziel. „Wir würden dich jetzt ins Ziel tragen,“ so mein Vorschlag an Karl. „Dös geht net, das ist die Benutzung nicht erlaubter Beförderungsmittel,“ so seine Antwort. „Gut, dann laufen wir mit der Silvia gemeinsam ins Ziel,“ so mein Beschluss.
Gerade noch rechtzeitig komme ich ins Ziel. Die Flower Ceremony musste eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden. So kommt der Klaus doch noch zu seinen Siegerbildern, auch wenn ich damit nicht mehr gerechnet habe. Als Auszeihchnung erhalten die Finishter Medaille und ein schickes Funktionsshirt eines namhaftes Herstellers.
Fazit:
Ein harter Lauf bei ungewöhnlich warmen Temperaturen. Für mich war dieser Event genauso schwer wie der diesjährige Graubündner. Gut organisiert, die Helfer sind zahlreich und aufmerksam. Der Brixen Marathon verdient und verträgt deutlich mehr Teilnehmer. Die Ausblicke im Ziel auf die Dolomiten sind gigantisch.
Marathonsieger
Männer
1. Achmüller Hermann, Pfalzen (BZ) 3:37.04,7
2. Mair Alfred, Sexten (BZ) 3:51.32,8
3. Gschliesser Paul, Ratschings (BZ) 3:53.45,2
Frauen
1. Senfter Irene, Lana d'Adige (BZ) 4:47.11,6
2. Perathoner Astrid, Bozen (BZ) 5:01.05,3
3. Pivetta Daniela, Bressanone (BZ) 5:01.30,0
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