Vom Brixen Dolomiten Marathon gibt es immer etwas zu erzählen. Auch, wenn man wie ich, gar nicht gelaufen ist. Im letzten Jahr berichtete ich vom sensationellen Lauf des Südtiroler Spitzenathleten Hannes Rungger, der keinen geringeren als den Berglaufweltmeister auf der Kurzdistanz, Petro Mamu, hinter sich ließ und die Siegprämie einstrich. Dass Petro Mamu auch Marathon kann, bewies er im letzten Jahr beim Jungfrau Marathon, als er Viktor Röthlin geschlagen hat und Zweiter wurde.
Die Geschichte vom diesjährigen Rennen beginnt bereits im Jahr 2009. Ich sitze im Hotel in Gstaad mit Anton beim Frühstück. Gemeinsam sind wir angereist: Anton um den Glacier 3000 zu laufen, ich um zu fotografieren. Beide tragen wir unsere „Dienstkleidung“ und sind deshalb als M4Y-Reporter leicht zu erkennen. Ein junger Schweizer spricht uns an. Er ist so schmächtig, dass man ihn nicht älter als 20 Jahre schätzt. Tatsächlich ist er Jahrgang 82. Egal, er freut sich, jemanden von Marathon4you zu treffen, weil er die Laufberichte immer sehr aufmerksam studiert, bevor er sich auf einen Marathon einlässt.
Lob hört man immer gern, also „darf“ er sich zu uns setzen. Es ist Ralf Birchmeier, nach eigener Einschätzung ein ambitionierter Hobbyläufer. Unter anderem erzählt er uns, dass er ganz verrückt auf den Jungfrau Marathon ist, aber leider keine Startplätze mehr zu kriegen sind. Dass jemand wie Ralf abwechselnd grenzenlos begeistert und unendlich traurig dreinschauen kann, habe ich so bisher nicht erlebt.
Damit wir in Verbindung bleiben können, gibt er mir seine Mailadresse. Mir geht der Kerl nicht mehr aus dem Kopf. Dann habe ich eine Idee. Ich schreibe Richi Umberg an, das ist der Racedirektor vom Jungfrau Marathon, und erzähle ihm von Ralf. Man muss wissen, dass der Jungfrau Marathon zwar der beliebteste Bergmarathon der Welt ist, die Macher aber immer noch auf Boden und ganz nah am Läufer sind. Schließlich haben die den Jungfrau Marathon zu dem gemacht, was er heute ist.
Naja meint Richi, von den Zeiten her könne er Ralf Birchmeier nicht als Eliteläufer einstufen und einladen, aber einem hoffnungsvollen Nachwuchsläufer eine Freude machen, das könne er. Ralf ging fast durch die Decke, als ich im sage, dass der Jungfrau Marathon ihm den Startplatz schenkt und er bereits in der Starterliste steht.
Übrigens, beim besagten Glacier 3000 Run in Gstaad wurde Ralf Birchmeier 4. Dabei blieb es nicht. In der Folge erreicht er viele gute Platzierungen. Darunter zweite und dritte Plätze bei LGT Alpin Marathon in Liechtenstein, Kaiser- und Graubünden Marathon, einen 7. Platz beim Jungfrau Marathon und einen ersten Platz beim Sardona Ultra Marathon. Mit der Schweizer Nationalmannschaft wurde er sogar Weltmeister. Nur ein Sieg bei einem großen Bergmarathon fehlt noch. Das könnte nun in Brixen beim Dolomiten Marathon nachgeholt werden.
Aber das Teilnehmerfeld ist stark besetzt und Ralf kennt die Strecke nicht. Aber das schreckt ihn nicht. Auch nicht, als kein geringerer als die Berglauflegende Jonathon Wyatt nachmeldet. Der in den Dolomiten lebende Neuseeländer pulverisierte in seiner besten Zeit die Streckenrekorde in den Alpen gleich serienweise. Das ist aber schon eine Weile her. Was der „Altmeister“ noch so drauf hat, weiß man nicht.
Ich kann es kurz machen, denn auf Trailrunning.de gibt es dazu einen Laufbericht von Ralf Birchmeier. Er wurde Zweiter. Sieger: Jonathan Wyatt. Um ein Haar hätte es geklappt mit dem ersten großen Marathon-Sieg. Wenn der Neuseeländer zu Hause im schönen Ziano di Femme geblieben wäre und nicht nachgemeldet hätte.
Traurig ist Ralf Birchmeier deswegen nicht. Hinter Jonathan Wyatt fast in Sichtweite ins Ziel zu laufen, ist auch heute noch keine Schande.
Zum Laufbericht von Ralf Birchmeier
auf Trailrunning.de
Hier auf Marathon4you.de findet
ihr ebenfalls viele Bilder
Männer
1. Wyatt Jonathan, Ziano di Fiemme (TN) 3:32.23,5
2. Birchmeier Ralf, CH-Buchs SG 3:34.37,8
3. Niederegger Thomas, Stilfs (BZ) 3:36.11,9
Frauen
1. Thaler Edeltraud, Lana d'Adige (BZ) 4:30.16,0
2. Scribani Francesca, Cortina d'Ampezzo (BL) 4:38.44,5
3. Küster Meike, USA-Fort Leonard Wood MO 5:06.28,2
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