Swissalpine und Davos gehen immer. Nach zweimal K 78 und dem neuen S 42 im letzten Jahr muss es heuer wieder der legendäre Ultra sein. Im gewissen Maße ist der Lauf eine Neuerung für mich. Geht die Strecke doch seit einigen Jahren nicht mehr über den Scalettapass und das Dischmatal, sondern über den Sertigpass. Insofern habe ich eine Art von Premiere bei der dritten Teilnahme am K 78, der im Übrigen auch nur noch 76,1 Km lang ist, aber dafür mit 2560 Hm rauf und runter einige Höhenmeter mehr aufweist. Ich bin wieder mit Dieter unterwegs.
Umweltfreundlich und preisgünstig dank der freien Anreise mit der Schweizer Bahn ab Grenzbahnhof reisen wir über die Schiene an. Das freie Swiss Ticket ist ebenso wie das kostenlose Regionalticket ein Klasse-Service des Veranstalters.
Zur besseren Akklimatisation und weil es dort so schön ist, verbringen wir 5 Tage im oberen Engadin in Sils. Künstler und Intellektuelle wie Joseph Beuys, David Bowie oder Friedrich Nietzsche suchten in Sils Anregungen für ihre Werke. Wir suchen keine Anregungen. Wir gehen ins Engadin, um uns die letzte Fitness für den K 78 bzw. S 42 zu holen. Herrliche Wanderungen u. a. auf den Piz Lunghin und den Piz Grevasalvas bieten tolle Erlebnisse in herrlicher Gebirgskulisse, das Nietzsche Haus in Sils Maria bietet Kultur vom Feinsten.
Donnerstag wechseln wir nach Davos. Im Kongresszentrum gibt es die Startunterlagen. Der Swiss Alpine hat für jeden etwas zu bieten. Es gibt Kids Läufe, K 10, W 10, F 10, K 21, W 21, K 30, K 42, S 42 bis hin zur Königsdisziplin K 78, letztere ist auch als Staffel möglich. Der Eingang zur Startnummernausgabe ist übrigens von der Talstraße aus erreichbar. Wir erhalten rasch unsere Startunterlagen, im Kongreßzentrum ist noch nicht viel los. Die Expo ist überschaubar, bietet aber interesssante Anregungen.
Natürlich treffen wir wieder einige bekannte Gesichter. Das setzt sich bei unserem traditionellen Gang herauf zur Schatzalp fort. Hier sitzt Birgit auf der Terrasse und lässt sich einen Kaffee schmecken. Sie wird über den S 42 berichten. Nach einem Schwätzchen ziehen wir wieder nach unten in unser Hotel in der Nähe des Startbereichs.
Freitag ist Ausruhen angesagt. Mit dem Regioticket fahren wir nach Klosters, bummeln dort ein wenig und fahren zurück, um mit der Gästekarte Davos mit der Parsennbahn kostenfrei herauf zum Weissfluhjoch zu fahren. Das Wetter und die Fernsicht sind richtig gut. Die Vorhersage für Samstag ebenfalls: viel Sonne und hohe Temperaturen.
Im Hotel gibt es als Service für die Läufer ab 5 Uhr Frühstück. Um 7 Uhr startet der K 78 gemeinsam mit dem K 30. Es herrschen noch angenehme Temperaturen. Es ist frisch, aber nicht kalt. Und dazu lacht die Sonne vom nahezu wolkenfreien Himmel. Für Spätentschlossene gibt es vor dem Sportzentrum noch die Möglichkeit zur Nachmeldung.
Um mich herum stehen lauter gut gelaunte Menschen. Alle freuen wir uns auf ein schönes Lauferlebnis in der herrlichen Davoser Berglandschaft. Es erklingt die bekannte Musik und Punkt 7 Uhr fällt der Startschuss.
Nach nicht einmal 50 Metern entdecke ich ein sehr bekanntes Gesicht. Es ist M4Y-Kollege Daniel Steiner. Nach einer Operation hat er es sich nicht nehmen lassen, den Laufspaß in Davos zumindest am Rande mitzuerleben. Ich verspreche ihm, mich für ihn mit am Lauf zu erfreuen. Nächstes Jahr laufen wir sicher wieder irgendwo in der Schweiz gemeinsam!
Wir absolvieren die gewohnte Einlaufrunde durch Davos. Trotz der Frühe sind schon etliche Zuschauer im Ort an der Strecke bzw. schauen vom Balkon herab auf die Läufer. Vor einer Bäckerei und einigen Restaurants stehen die Beschäftigten in Berufskleidung und feuern die Läufer an. Das hat was.
Wir laufen an unserem Hotel und gleich darauf am Kongreßzentrum vorbei Richtung Bahnhof Davos Platz. Nicht nur wir Läufer haben schon so früh am Tag unseren Spaß, die Zuschauer auch.
Daniel steht noch einmal an der Strecke. Nach einer Plauderei geht es für mich weiter. Vorbei am ALDI Suisse geht es durch eine Unterführung unter dem Bahnhof. Eine Gruppe schwedischer Fans macht sich lautstark bemerkbar und feuert ihre zahlreichen laufenden Landsleute an. Insgesamt kommen die über 4.200 Läufer an allen Wettbewerben heuer aus 56 Ländern. Ein wahrlich internationaler Zuspruch. Besonders viele Schweden und Dänen fallen mir auf, natürlich auch viele Deutsche, aber auch etliche Japaner.
Hinter dem Bahnhof wartet die erste Verpflegungsstelle (VS) auf uns. Es gibt Getränke, später gibts auch was zu Essen. Ich freue mich schon aufs Alpinbrötli. In dem zu durchlaufenden Tal fort von Davos entlang der Landwasser liegt noch Morgennebel. Die Sonne strahlt jedoch schon kräftig vom Himmel und verspricht Hitze. Noch aber sind wir im Schatten und die Temperaturen bereiten mir noch keine Probleme.
Mir fallen blaue Startnummern auf und ich frage nach. Es sind die K 30 Läufer, die mit uns gestartet sind und gemeinsam mit dem K 78ern bis Filisur laufen. Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Macht aber Sinn und stört nicht. Es kommt zu keinen Staus und allmählich zieht sich das Starterfeld auseinander. Jeder hat reichlich Platz zum Laufen.
Die ersten Höhenmeter sind zu bewältigen. Ich falle direkt ins Gehen. Nur keine Körner so früh verpulvern. Der Tag wird noch lang genug. Ich weiß zudem nicht, wie ich den erst einige Wochen zurückliegenden Mozart 100 mit seinen 103 Km verkraftet habe. Das lässt mich den K 78 sehr vorsichtig angehen.
Die Strecke ist bestens markiert und an jedem Abzweig stehen freundliche Helfer und weisen uns den Weg. Verlaufen ist unmöglich. Auf dem Weg nach Spina wechselt der Untergrund kurz wieder auf Asphalt, dann geht es auf angenehmen Waldboden weiter. Der Sertigbach wird auf einer Brücke überquert und es heißt erneut steigen. Eine VS bietet die ersten Bananen.
Es geht Richtung Spina. Mitten durch einen Hof führt die Strecke auf breitem Waldweg hinauf. Ein blaues Schild für den K 30 zeigt, dass schon 10,1 Km gelaufen sind. Der breite Weg wird schmaler, aber es hat unverändert genug Platz zum Laufen. Noch 65 Km sind es für uns 78er. Wir stoßen wieder auf Aspahlt. Es ist die Straße nach Spina. Für mich ist der Stimmungspunkt Spina einer der Höhepunkte des Laufes.
Ich werde nicht enttäuscht. Wie immer macht die ansässige Familie mächtig Stimmung mit Kuhglocken. Plötzlich mischt mitten in der Gruppe auch Einer im orangenen M4Y-Shirt mit. Den Spaß lasse ich mir nicht nehmen.
Wieder ist ein Bach auf einer Brücke zu überlaufen und der Wald hat uns wieder. Es kommen aber auch genug kleine Wasserläufe die ohne Brücke zu queren sind. Hier ist Koordination gefragt.