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28.07.12 - Davos X-Trails

K 78: Natural Running

Ohne übersinnliche Erklärungen kommt der Streckenposten aus, welcher mir wenig später erklärt, weshalb wir auf der Albulastraße nach Bergün weiterlaufen und nicht auf der linken Talseite wie der Streckenplan vorsah. Die Ursache kam schon vom Himmel her, bewirkte aber ganz Irdisches: Das vorabendliche Gewitter hat den Weg im gröberen Stil unpassierbar gemacht. So ist das halt in den Bergen. Natural Running eben. Ich bin ehrlich und gestehe, dass ich dem mit ordentlich zusätzlichen Höhenmetern gepfefferten originalen Streckenverlauf in dem Moment nicht nachtraure. Es kommt wie es muss. Und es kommt ein erster Spritzer Regen.

Im Gepäckdepot in Bergün habe ich nichts hinterlegen lassen, kann also ohne abzubiegen direkt zum Verpflegungsstand und mir die Alpine-Brötchen schmecken lassen. Es zieht mich aber schnell weiter, denn es ist deutlich, dass jeder jetzt verlorene Schritt einer mehr im Regen sein wird. Das Licht über dem Dorf wirkt apokalyptisch. Im Gegensatz dazu herrscht an der Strecke ein buntes und freudiges Anfeuern. Schon vor dem Unterqueren der Bahnlinie klatschen die ersten heftigen Tropfen auf den Boden, eine erste Kostprobe dessen, was mich im Val Tuors begleiten wird. Die Kamera signalisiert, dass es für ihren Job viel zu dunkel ist. Dass ich bereits triefe, stört mich nicht. Es gab schon mehrere Laufanlässe in diesem Jahr, welche meine diesbezügliche Evolution vorangetrieben haben. Solange noch keine Bürzeldrüse heranwächst… Natural Running eben.

 

Val Tuors

 

 
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Im Verlauf des Tals sind an drei Stellen Murgänge neueren Datums zu sehen. Rüfen nennt man das hier, ein Wort, das vermutlich mit dem Wort Ruine verwandt ist. Wen wundert’s. Für uns (nicht nur) ist alles freigeräumt und Andrea Tuffli hat an der Pressekonferenz auf kurzfristige Umleitungsmöglichkeiten hingewiesen.
Mit der Mischung aus Sonnenschutz (ich bin Optimist), Schweiß und Regen in den Augen erkenne ich erst gar nicht, wer mir weiter vorne zuwinkt. Es ist Klaus auf dem K42, statt in leuchtendes Orange in eine schwarze Regenjacke gekleidet. Es ist selten, dass wir uns auf der Strecke treffen, also bleiben wir für ein Stückchen zusammen. Den ersten Teil des steilen Anstiegs hinter Chants legen wir miteinander zurück, dann, beim nächsten Verpflegungsposten Valzana verabschiede ich mich und stürme los. 

 

Hoch zur Keschhütte

 

 
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Nasse Steine, dazwischen Matsch und Wurzeln des immer kleinwüchsigeren Gehölzes, mit meinen leichten, griffigen Trailschuhen an den Füßen bin ich hier in meinem Element. Ich kann es kaum glauben, dass die Kilometer gefühlt so kurz sind und ich schon bald die Keschhütte am Horizont erblicke. Einen einzigen unerfüllten Wunsch habe ich: Eine Imbissbude am Wegrand, bei welcher ich mir eine Portion gut gesalzener Pommes erstehen könnte.

Die Wetterbesserung ist von kurzer Dauer und beim Schlussanstieg würde mir der Wind ohne Gegenwehr die Mütze vom Kopf blasen. Vor der Hütte frage ich den Medizinmann, ob es gefährlich sei, mit Visionen von Pommes weiterzulaufen, und bekomme Entwarnung. Beim Verpflegungsstand zieht es wie Hechtsuppe. Armlinge, Stulpen, Jacke, ich habe alles dabei, bin einzig zu faul, etwas davon hervorzukramen und anzuziehen. Das Angebot von Plastikmänteln kommt meiner Bequemlichkeit zugute und sogar beim Anziehen bekomme ich liebenswerte Hilfe. Natural Running? Muss man das immer so eng sehen?

Ja und nein. Mich nervt, dass unweit der Keschütte die ersten dieser orangen Pelerinen am Wegrand liegen. Immerhin mit Steinen beschwert, damit der Wind sie nicht einfach wegträgt. Wie schwer trägt man denn bis zum nächsten Abfallsack an diesem Stückchen Plastik? Ins gleiche Kapitel gehören die Saubären, die es nicht schaffen, ihre leeren Geltüten, und was da an Wundermittelchen sonst noch mitgeführt wird, bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit einzustecken. Unappetitlich verschwitzt und klebrig sind wir in diesem Moment alle, da kann man sich zur Not einen solchen leeren Beutel auch in die Hose stecken.

 

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