Das M4Y-Buch
09.10.10 - Défi du Jubilé
Für Leib, Seele und Geist
Vernayaz - St. Maurice
Bei der Kirche wird wieder der Bestand des Feldes aufgenommen und damit er sich nicht dezimiert, werden wir wieder gründlich verpflegt. Das Wegstück in der Rhoneebene nach dem Dorf ist nicht mehr ganz so unbeschwert zu laufen wie die 52 km vorher. Der talaufwärts blasende Wind, der die Bäume in Schieflage wachsen lässt, stellt sich auch uns entgegen. Zum Glück ist das asphaltierte, schnurgerade und dem Wind frontal ausgerichtete Wegstück nur von kurzer Distanz. Dann geht es über die Rhone, hinein nach Dorénaz, wo es wieder Getränke gibt. Der Talseite entlang geht es an Rebbergen vorbei nach Collonges. Auch dort werden uns nochmals Getränke und Früchte angeboten, damit wir für die letzten gut zehn Kilometer gerüstet sind.
Nach nochmaliger Überquerung der Rhone laufen wir auf einem Radweg bis zum Stauwehr von Bois-Noir dem Fluss entlang. Unterhalb des Wehrs ist nicht nur das Gewässer nicht mehr in ein Korsett gezwängt, auch unser Weg wandelt sich zu Trail und Wanderweg.
Irgendwann sehen wir auf einem Wanderwegweiser die Angabe „St.Maurice 55 min“. Wir sind beide etwas müde und versuchen uns für die letzten Kilometer zu motivieren, also schätzen wir, welche Distanz wir noch zurückzulegen haben und ob wir es allenfalls noch schaffen, unter 9:00 ins Ziel zu kommen. Nach sieben Minuten zeigt ein weiterer Wegweiser nur noch 40 Minuten an. Mit den uns bis zum selbst gesetzten Zeitlimit verbleibenden 23 Minuten sollte das reichen. Es ist ein Spiel, mit welchem wir nochmals Energie zu mobilisieren versuchen. Auf angegebene 20 Minuten verbleiben uns noch 13, wir sind auf Kurs. Der Kirchturm der Abtei ist schon lange in unserem Blickfeld und wird vor unseren Augen immer größer. Jetzt ist es nur ein kurzes Stück hinter dem Bahnhof und dann unter der Bahnlinie durch auf direktem Weg in den Hof von Collège und Abtei.
Gemeinsam laufen wir in der anvisierten Zeit ein und freuen uns über eine neue tolle Lauferfahrung. Nach einer herzhaften Semmel und einem Becher Tee entferne ich unter der angenehm warmen Dusche die Salzkruste von meiner Haut. Nicht nur weil ich wieder sauber und erfrischt bin, auch sonst fühle ich mich wie neu geboren. Was in diesem Hof beim Morgenanbruch begann, das tat einfach gut!
Mit einer doppelten Portion Raclette schließe ich dieses besondere Erlebnis ab und weiß: Am Wochenende des 8. 10. 2011 werden andere Veranstaltungen Schwierigkeiten haben, mich anzulocken. Es sei denn, sie seien am Sonntag und in der Nähe.
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