Wo der Name Donnersberg herkommt, ist nicht ganz sicher. Der Wettergott Donar der Germanen war uns jedenfalls gnädig und hat die angekündigten Unwetter weiter westlich stattfinden lassen. Okay, die Kelten waren vorher schon da und haben einen Ringwall hinterlassen. Heute leben in der Gegend vorwiegend Pfälzer rund um das Felsmassiv. Sie haben bis in die 1920er Jahre erfolgreich nach Eisen, Kupfer, Silber, Mangan und sogar Kohle gegraben. Davon zeugen heute noch liebevoll eingerichtete Besucherbergwerke und ein Museum der Rohstoffgewinnung und -Verarbeitung im idyllischen Ort Imsbach. Dort ist auch die Heimat des LC Donnersberg, der den Trail nach zwei Jahren Corona-Pause zum dritten Mal veranstaltet.
Der Start der beiden langen Strecken ist um 9 Uhr. So können wir bei knapp hundert Kilometern Anfahrt halbwegs ausschlafen. An der Dorfhalle treffen wir dann viele bekannte Gesichter. Schön, dass es wieder Veranstaltungen gibt. Großes „Hallo“ überall, haben sich doch viele schon drei Jahre nicht mehr gesehen. Ich starte heute auf der 49 km Strecke. Die T 35 bin ich vor drei Jahren gelaufen und hatte mich damals geärgert, nicht die Langstrecke gemacht zu haben. Ich ahnte damals nicht, dass ich damit drei Jahre warten müsste.
Vor dem Start gibt es noch ein Briefing zur Strecke und zur Ausrüstung. Die Küpferberghütte, unser Ziel, sehen wir schon weit über uns. Das Megafon piepst und krächzt noch ein wenig und nach kurzer Ansprache des Bürgermeisters werden wir auf die Strecke geschickt. Das Wetter ist zum Laufen perfekt: eine Mischung aus Sonne und Wolken. Die Temperatur gerade so, dass es im Shirt noch recht frisch ist. Das soll sich aber schnell ändern.
Nach ein paar hundert Metern biegen wir vom breiten Weg auf einen schmalen Pfad ab. Der Trail windet sich durch den lichtdurchfluteten Wald. Es geht an und unter Felsen hindurch. Immer mehr oder weniger am Donnersberg. Als höchste Erhebung der Pfalz hatte ich mir einen Gipfel in einem Bergmassiv vorgestellt, so wie ich es vom Pfälzer Wald kenne. Bei der Anfahrt über Kaiserslautern liegt der Donnersberg aber recht unscheinbar als langgezogene Erhebung vor uns in der Ebene, und man vermutet nicht, dass es die höchste Bergkuppe der Pfalz ist.
Die Strecke wird immer steiler und jetzt erleichtern sogar ein paar Seile den Aufstieg. Der lange Downhill ist gut zu laufen, ist aber nur von kurzer Dauer. Direkt folgt der Gegenanstieg auf einem knackigen Single Trail. Oben angekommen, haben wir einen herrlichen Ausblick. Wir umrunden den Berg und kommen zur ersten Verpflegung. Ich brauche noch nichts und laufe gleich weiter.
Ein Hinweisschild zu einem Versuchsschacht erinnert an den Bergbau, der hier früher stattgefunden hat. Als Bergmann erkenne ich überall Pingen und kleine Halden, die von den bergbaulichen Aktivitäten erzählen. Ich erkenne auch einen frischen Tagesbruch. Dort wurde früher mal unterirdisch nach Mangan und Kupfer gegraben. Die oberen Schichten sind jetzt eingebrochen. Ein Hinweisschild erinnert an die Grubenfelder Erni und Lili. Das Mangan wurde zu Briketts gepresst, getrocknet und als Farberz verkauft. Dann kommen wir an eine große Abraumhalde. Die zugehörige Stollenanlage ist eingezäunt. Hier wurde nach Kupfer gegraben. Das ganze Gebiet ist eine Bergbaufolgelandschaft. Auf Schautafeln kann man sehen, wie es um 1890 hier ausgesehen hat. Mühsam hat sich die Natur hier ihren Lebensraum wieder zurückerobert. Von Industrie keine Spur mehr. Einen riesigen Tagebau umrunden wir durch einen lichten Wald. Den meisten Läuferinnen und Läufern wird es gar nicht auffallen.
An der nächsten Verpflegung haben wir eine schöne Aussicht auf die Ruine der Burg Falkenstein. Direkt neben der weiteren Strecke passieren wir die Reste der Burg Hohenfels. Es sind aber nur noch wenige Mauerreste zu erkennen. Der anschließende Skulpturenweg erinnert an die Kelten, die hier lange siedelten. Durch den Urwald von morgen durchkreuzen wir das Wildensteinertal. Riesige Buchen und verschiedene Skulpturen begleiten uns zur nächsten Verpflegungsstelle am Adlerbogen.
Das Denkmal wurde bereits 1880 zu Ehren des Generalfeldmarschalls Moltke bei der Sicherung der Pfalzgrenzen im Deutsch Französischen Krieg errichtet. Die beiden Standbilder von Moltke und Bismarck haben im Laufe der Zeit arg gelitten. Kopflos und durchlöchert, später dann komplett verschwunden, wurden bei der Restaurierung der gesamten Anlage im Jahr 2016 wieder originalgetreue Kopien aufgestellt. Auch der Adler wurde generalüberholt, nachdem ihm US-Soldaten nach dem zweiten Weltkrieg den Kopf abgeschossen hatten.
Ein schöner Höhenweg rund um den Reißenden Fels erlaubt immer wieder fantastische Ausblicke. Ruhebänke laden zum Rasten ein. Wilde Single Trails und auch ein paar Kletterpassagen über umgestürzte Bäume machen die Strecke sehr kurzweilig. Die Reste zweier keltischer Stadttore dienen quasi als Einlass auf das Gipfelplateau des Donnersberges.
Auf der höchsten Stelle steht dort der Ludwigsturm. Er wurde zu Ehren der damaligen bayrischen Herrschaft, die das ganze Areal aufgekauft hatte, um es aufzuforsten, als Aussichtsturm erbaut. 142 Treppenstufen führen auf den 27 Meter hohen Aussichtsturm. Mir reichen heute aber die paar Schritte zum Kiosk nebenan. Ich gönne mir ein kühles regionales Getränk und spüle eine Salztablette damit herunter. Am Turm treffe ich Josef, der mich bis zum Ziel begleiten wird.
Wir laufen eine Zeitlang über den keltischen Ringwall. Es folgen wieder schöne Aussichtspunkte. Josef ist aus der Gegend und kennt jeden Meter hier. Wir stellen fest, dass wir einige gemeinsame Bekannte haben und auch sonst entdecken wir viele Gemeinsamkeiten. Die Trail-Szene ist wie eine große Familie. Das zeigt sich in der großen Offenheit und Herzlichkeit der Läuferinnen und Läufer, die ich schon bei so vielen Veranstaltungen kennenlernen durfte.
Wir kommen an den „Eisernen Mann“, eine Wetterfahne, die schon von der Autobahn aus zu erkennen war. Eine letzte Rast mit herrlichem Ausblick, dann geht es in den letzten lang gezogenen Downhill. Am Ende des nächsten Anstiegs erwartet uns das Ziel mit der Zeitmessung.
Wir erholen uns an der anschließenden Kupferberghütte des Pfälzerwaldvereins und warten dort auf die Vereinskollegen, die kurz nach uns eintreffen. Wir genießen noch etwas die grandiose Aussicht. Dann schlendern wir zurück an die Dorfgemeinschaftshalle, wo ein Foodtruck zum Ergänzen der verlorenen Kalorien einlädt. Ein fantastischeres Trailabenteuer geht zu Ende.
Fazit
Der Donnersberg Trail ist ein schöner Lauf durch eine interessante Mittelgebirgslandschaft. Viele Sehenswürdigkeiten und fantastische Ausblicke lassen keine Langeweile aufkommen. Die Veranstaltung hat einen sympathischen familiären Charakter. Alle Beteiligten sind mit Herzblut dabei. Die verschiedenen Strecken sind sehr gut markiert. Knackige Anstiege wechseln mit langgezogenen, gut laufbaren Bergab Strecken. Die Cutoff-Zeiten sind moderat. Somit ist der Donnersberg Trail für alle Leistungsklassen geeignet.
Strecken
T 49 Donnersberg-Ultra-Trail, 49km, 2080 Hm
T 35 Donnersberg-Mid-Trail, 35 km, 1570 Hm
T 23 Imsbacher Gruben-Trail, 23 km, 1000 Hm
T 10 Short-Trail, 10km, 440 Hm
Die lange Strecke kann auch abgekürzt werden, wenn es leitungsmäßig oder zeitlich eng werden sollte.
https://my.raceresult.com/194758/results