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12.04.14 - Dreiburgenland-Marathon

Spaß im Woid

Stammgast beim Dreiburgenland Marathon ist Olaf Schmalfuß. Die meisten in der Szene kennen ihn eh. Heuer hat er sich was Besonderes einfallen lassen. Mit dem Radl ist er letzte Woche von Nürnberg nach Mailand gefahren, letzten Sonntag dort den Marathon gelaufen und in vier Tagen wieder zurück geradelt nach Thurmannsbang. Heute ist er wieder am Marathonstart.

Um 10 Uhr wird der Marathon gestartet, eine Stunde später der Halbmarathon. Landrat und Schirmherr Ludwig Lankl gibt den Startschuss. Die Zeitmessung erfolgt mit einem elektronischen System beim Zieldurchlauf, so benötigen wir keinen Chip.

 
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Ein paar Fotos während der Startphase und beim Durchlauf durch Thurmannsbang lassen mich gleich ans Ende des Feldes zurückfallen. So entwickelt sich von Beginn an ein Kampf um die rote Laterne, das bringt doch für mich heute auch durchaus etwas Spannung mit ins Spiel. Ab Ortsende beginnt die größte Steigung der Runde mit 100 Hm auf dem nachfolgenden Kilometer. Der Ludwig Schürger versprach uns dazu am Start: „Danach seit ihr aber alle warm.“

Ich schalte ab Steigungsbeginn sofort auf mein Achillessehen-Schonprogramm, das heißt ich marschiere. Mein Trainingspensum im vergangenen halben Jahr war bewusst bescheiden, normalerweise langt das nicht ansatzweise, um jemanden einen Marathon zu empfehlen. Nach zwei Jahren chronischer Entzündungen in den Achillessehen möchte ich die Pest endlich los werden. Eine Runde habe ich eingeplant, aber mit der Option auf mehr, falls mir die Sehnen heute freundlich gesonnen sind.

Die „Grüne 409“ und die „Schwarze 429“ müssen auch gehen, so wechseln die am Ende des Feldes  liegenden immer wieder die Positionen. Ich will ja auch möglichst viel fotografieren. Nach 2 km sind wir am höchsten Punkt der Strecke und wir verlassen den Asphalt, rechts ab geht es auf einen herrlich weichen Waldweg durch den Frühlingswald. Tendenziell geht es jetzt abwärts, aber immer wieder mit kleinen Gegenanstiegen durchsetzt. Ich würde den Abschnitt durchaus bereits als Trail durchgehen lassen, auch wenn wir uns nicht durchs Unterholz schlagen müssen. Bezüglich der Streckenbeschaffenheit entstehen unter Trailrunnern ja oft hitzige Diskussionen. Ich habe Spaß hier und muss nicht immer über Baumstämme klettern oder knöcheltief im Schlamm versinken, um etwas als Trail zu bezeichnen.

Die erste Verpflegungsstelle mit Bananen, Äpfeln, Wasser und auch schon Cola erreichen wir nach 4,5 km. Meine Verfolgerinnen ziehen vorbei, ich bin wieder Letzter. An der Prager Schikane wird es noch etwas rustikaler, das gefällt mir. In einem stetigen Auf und Ab geht es weiter. Sechs Kilometer sind etwa gelaufen, die Grüne vor mir muss sich den Schuh binden, ich kann vorbei ziehen. Wenig später passiert der Schwarzen dasselbe Missgeschick, wieder die Schnürsenkel. Ob die sich abgesprochen haben? Greppi, in orange ein gutes Stück vor mir, dient mir als Orientierungspunkt. Ich kann tatsächlich wieder aufschließen und mich so von den Verfolgerinnen etwas distanzieren.

 
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Nach 7,5 km verlassen wir den Wald. Auf Asphalt geht es weiter. Nach dem Weiler Altfaltern passieren wir rechts einen Autofriedhof. So ohne Zaun und Bewachung habe ich das auch schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Schön ist was anderes, ich fühle mich aber irgendwie an frühere Zeiten zurück versetzt.

Die Feuerwehr von Thurmannsbang steht an neuralgischen Punkten zur Streckensicherung bereit. Unsere Strecke führt uns auf die Staatsstraße FRG 40. Wir sollen uns links der Fahrbahn halten, da sie nicht für den Verkehr abgesperrt ist. Darauf sind wir bereits am Start hingewiesen worden. Das Verkehrsaufkommen ist hier im Woid sehr gering, gefühlt höchstens ein Dutzend Autos und Traktoren kommen uns auf dem etwa 6 km langen Straßenabschnitt entgegen. Zusätzlich sind auch für die Autofahrer Warnschilder aufgestellt worden, dass mit Läufern gerechnet werden muss. Ansonsten sind wir aber ziemlich einsam unterwegs, Streckenposten benötigt man hier nur wenige.
Flachere Abschnitte sind auf dem Rundkurs wenige zu finden. Die Landschaft ist hügelig und mit ihr die Straßen. So geht es eigentlich immer entweder leicht Auf- oder Abwärts. Aber allzu heftig sind die Steigungen nicht, man spürt sie natürlich schon. Einen Flachmarathon darf man nicht erwarten.

Zwischendrin wechseln wir die Landkreise, von Freyung-Grafenau in den Landkreis Passau und wieder zurück. Rechts von unserer Laufstrecke liegen die Schlösser Fürstenstein und Englburg, Schilder weisen uns darauf hin, ansonsten würden sie von der Straße aus wohl niemanden auffallen. Zu sehen ist auch nur die Englburg, aber sie liegt immer noch weit entfernt von der Strecke. Seinen Namen verdankt das Dreiburgenland und natürlich auch die Veranstaltung, wie könnte es anders sein, drei Burgen.

Die beiden bereits erwähnten imposanten Schlösser Fürstenstein und Englburg sind im 11. Jahrhundert zum Schutz des Bayerischen Waldes erbaut worden. Sie stehen in 580 m Höhe auf Kristallgranit-Untergrund und sind die markantesten Bauten des Dreiburgenlandes. Nach ihrer Zerstörung ließen die Bayernherzöge Burg „Stein“ wieder aufbauen und seither heißt sie „Zum Fürstenstein“. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist sie im Privatbesitz. Aber jedes Jahr öffnen sich ihre Tore für Burgführungen, Ausstellungen, elegante Feste und Konzerte.
Schloss Englburg ist ebenfalls in Privatbesitz, steht aber der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Ich hätte fast einmal das Vergnügen gehabt, sie von innen zu inspizieren und dort feiern und übernachten zu können. Mein Neffe hatte sie 2010 bereits für seine Mittelalter-Hochzeit gebucht, leider wechselte dann wieder einmal der Besitzer und die Buchung wurde storniert. Sonst könnte ich mehr erzählen.

Die dritte im Bunde ist die Saldenburg, im Volksmund liebevoll auch „Waldlaterne“ genannt. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burganlage ebenfalls oft ihre Besitzer und war in viele Konflikte verwickelt. 1927 wurde sie vom Freistaat Bayern erworben. Seit 1929 dient das noch erhaltene Herrenhaus als Jugendherberge und gilt als eine der schönsten und gepflegtesten ihrer Art.

 
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In Kollnberg (km 11) wartet die zweite Versorgungsstation auf uns. Insgesamt vier VPs gibt es auf dem Rundkurs, dazu noch eine für die Marathonis beim Zieldurchlauf. Anderthalb Kilometer weiter erreichen wir das Museumsdorf Bayerischer Wald. Wir umrunden ein Teilstück der weitläufigen Anlage.  Ich versuche einige Schnappschüsse, aber das Gelände ist doch zu groß. Nur ein paar an der Straße gelegene Objekte sind zu bestaunen.

Die Gebäude des Museumsdorfs stammen allesamt aus dem Bayerischen Wald aus der Zeit von 1580 bis 1850, sind an ihren Originalstätten ab- und hier wieder aufgebaut worden. Meist wunderschöne, alte Bauernhöfe, Kapellen, Mühlen und Sägen. Dazu hat man alte Haustierrassen angesiedelt. In den Gebäuden findet man eingerichtete Bauernstuben und Ausstellungen zum alltäglichen Leben. In 25 Jahren Bauzeit entstand das Museumsdorf und mittlerweile stehen150 historische Gebäude zum Besichtigen bereit. Wer nicht nur zum Laufen hier ist, sollte einen Besuch unbedingt einplanen.

Nach der Vereinigung mit den Kurzstrecken gelangen wir durch einen kleinen Tunnel hinunter zum Dreiburgensee. Hier treffen wir auch vereinzelt auf Nordic Walker, die die 14,45km-Strecke meistern. Ich bin froh, endlich wieder vom Asphalt runter zu kommen, ist ja nicht so mein Lieblingsuntergrund. 14 km haben wir hinter uns.

Nach etwa halber Umrundung kann wieder Flüssigkeit aufgenommen werden. Überwiegend AUF Naturböden führt unser Kurs nach Thurmannsbang zurück. Meist steigt die Strecke etwas an, was ich nicht immer laufend bewältigen möchte: So hat sich Greppi wieder leicht nach vorne abgesetzt. Aber noch sind die Grüne und die Schwarze hinter mir nicht in Sicht. Ich geb’s ja zu, Letzter würde ich ungern werden, auch wenn nur 36 Läufer/innen am Start sind. Die Situation hat durchaus einen gewissen Reiz, macht mir Spaß und spornt mich gleichzeitig an, letztendlich schneller zu laufen, als es meine ursprüngliche Idee war, um meine Sehnen nicht überzustrapazieren.

Aber keine Frage, ich gehe natürlich in die zweite Runde. Fast alle Marathonis sind schon durch und von den eine Stunde später gestarteten Halbmarathon-Läufern ist auch noch niemand in Sicht. So beende ich eigentlich relativ unbeachtet meine erste Runde. Nach einer kleinen Stärkung neben dem Zielbogen, wo auch Gels im Angebot sind, mache ich mich schnell vom Acker und begebe mich direkt zum steilen Anstieg am Ortsende.

 
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Am Ende der Steigung ist bei Km 22 der Hinweis auf die Straße geschrieben: Rechts abbiegen. Ich stürze mich einen herrlichen Trail hinunter, bin richtig in meinem Element. Erste Bedenken kommen mir nach vielleicht 200 - 300 Metern. Hatten wir so einen richtigen Trail in der ersten Runde? Ich kehre lieber wieder um, um mich nochmal zu vergewissern. Dazu muss ich wieder ein ordentliches Stück aufsteigen. Oben schaue ich mir den Hinweis genauer an: Rechts ab  …nach 100 m. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Die Grüne kommt, meinen Vorsprung habe ich eingebüßt, die erste der Verfolgerinnen hat wieder aufgeschlossen.

Aber dann folgt wieder mein Terrain, der Trail und es geht viel bergab. Hier kann ich wieder laufen und mich absetzen. Die Versorgungsstation hat jetzt auch Bier im Angebot, ich könnte auch richtiges haben, entscheide mich aber für Alkfrei. Auf freier Flur kann ich plötzlich wieder Greppi vor mir ausmachen. Ich lege eine Schippe drauf, das verschafft mir auch zusätzliche Luft nach hinten. Auf der Staatsstraße ist es soweit, etwa bei Km 30 bin ich an Greppi dran und kann ihn sogar überholen und mich absetzen. Von den Damen ist nichts mehr zu sehen.

Nach dem Dreiburgensee ist ein kleiner Weiher mit einer Hütte unterhalb der Strecke (km 38). Eine Gruppe junger Männer feiert Junggesellenabschied. „Moagst a Bier“, ruft man mir. Da lass ich mich nicht lumpen, so ein Angebot kann ich jetzt nicht mehr ausschlagen. Fabian ist der Glückliche. Der Grill wird leider gerade erst angezündet. Die ganze Halbe kann ich aber nicht abpumpen. Einer vor mir konnte das anscheinend, stacheln mich die Burschen an. Ich pack das trotzdem nicht auf die Schnelle, vielleicht will ja Greppi noch einen Schluck.
Die Grüne überholt mich beim Boxenstopp und zieht vorbei. Als ich wieder auf der Strecke bin, kommt auch Greppi. Oh weh, die Grüne hat ihn bereits geschluckt. Wo ist die Schwarze? Die rote Laterne lockt, da nimmt er sich bestimmt nicht die Zeit für ein Bierchen.

Ich bin beflügelt, kann mich von Greppi wieder absetzen. Maria Faltermeier in grün ist stark, ich komme nicht mehr an sie ran. Aber Platz 34 im Ziel, habe ich das jemals geschafft? Gut, nur zwei hinter mir. Greppi und Margit Messerer in Schwarz, der Abstand ist nicht groß.

Gut, dass meine Achillessehen durchgehalten haben. Bin doch wesentlich mehr im Laufschritt unterwegs gewesen, als ich am Anfang für möglich gehalten hätte. Etwas unangenehm spürbar sind meine Sehen allerdings nach etwa Ruhe schon noch, aber ich bin auch damit zufrieden. Sowie mit der Strecke, die für jeden etwas hat, auch einige trailige Kilometer. Ganz einfach ist sie zudem auch nicht, am Ende haben sich doch auf beiden Runden über 900 Höhenmeter angesammelt.

 
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Hinter der Zeitmessung ist der Getränkestand. Ich entscheide mich diesmal wieder für bleifrei, muss ja noch Auto fahren. Neben dem Festzelt kann man sich noch Eintopf abholen, für Läufer alles inklusive. Bald darauf ist die Siegerehrung. Die drei Erstplatzierten und alle Altersklassensieger bekommen Pokale sowie das schnellste Team. Da gehen heute nicht viele leer aus. Man muss wirklich begeistert sein von dem, was Ludwig Schürger hier auf die Beine stellt. Klein aber fein. Die Veranstaltung verdient ohne Zweifel ein größeres Teilnehmerfeld, denn es macht mächtig Spaß im Woid.

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