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16.07.16 - Eiger Ultra Trail

Am Fuße der Nordwand (E35)

E51 + E35 = E101. Als Rechenexempel ist die Aufstellung nicht gedacht, vielmehr eine logische Addition der zwei Strecken beim Eiger Ultra Trail. Mit dem neuen Nordwand Trail E35 gibt es heuer eine Strecke, die es möglich macht, kombiniert mit dem Panorama Trail E51 praktisch in zwei Etappen den Eiger Ultra Trail E101 zu bestreiten. Ein paar Kilometer fehlen, das sind aber nicht die maßgeblichen Passagen, die den E101 ausmachen.

Zudem ist der neue Nordwand Trail die einzige Distanz – abgesehen natürlich vom E101 –  die im Rahmen des Eiger Ultra Trail auch direkt an die berüchtigte Nordwand und auf den Eiger-Trail samt Gletschermoräne führt. Somit bietet sich mir heuer auch die Möglichkeit, das Grindelwaldtal mal von der anderen Seite kennenzulernen. Nach zweimal E51 bin ich ja geradezu prädestiniert dazu und ich freue mich sakrisch, die Eiger-Nordwand von Angesicht zu Angesicht zu erleben.

Kaum eine andere Wand hat die Gemüter so bewegt wie die fast 1.800 Meter hohe Nordwand des Eiger. Mit einer Länge von bis zu vier Kilometern zählen die Kletterrouten durch die Wand zu den längsten und anstrengendsten der Alpen. Mittlerweile führen mehr als 30 Routen durch die Wand, deren Aufstieg teilweise die Beherrschung des sehr hohen Schwierigkeitsgrads Zehn (X) verlangt. Heute kann die Nordwand von Spitzenalpinisten innerhalb weniger Stunden durchstiegen werden.
Seit November 2015 liegt der Rekord über die Heckmair-Route bei 2 Stunden und 23 Minuten, nachdem die Erstbesteiger noch drei Tage benötigt hatten. Gehalten wird der Rekord von Ueli Steck, dem Botschafter des Eiger Ultra Trail. Und er hat es sich heuer nicht nehmen lassen, auch selbst am Start des E101 zu sein.

Bei der Startnummernausgabe am Freitag dürfen wir gleich mit gepackter Ausrüstung erscheinen. Zuerst wird kontrolliert. Die komplette Pflichtausrüstung darf auf dem Tisch ausgepackt werden. Ist alles vollzählig, bekommt man ein Bestätigungs-Billet. Das gilt im Übrigen für E101, E51 und E35, nur beim E16 ist keine weitere Ausrüstung mitzuführen. Obwohl morgen über 2.000 Läuferinnen und Läufer am Start sein werden, gibt es am Nachmittag keine nennenswerten Wartezeiten an den Kontrolltischen und beim anschließenden Empfang der Startunterlagen.

Aus 63 Nationen besteht das Starterfeld heuer beim Eiger Ultra Trail. Die drei Langdistanzen mit insgesamt 1.700 Startplätzen waren binnen 3 Tagen ausverkauft. Wer also beim Lesen des Berichts oder beim Klicken durch die Bildgalerien Lust bekommt, nächstes Jahr auch einmal dabei zu sein, für den ist es ratsam, die Eröffnung der Anmeldung am 28. Oktober 2016 genau im Blick zu behalten. Dann heißt es schnell ran an den Speck.

Neu sind heuer auch der Ort und die Durchführung des Briefings. Von der Halle wurde es ins Freie direkt an das Event-Gelände verlegt. Zudem wird von den unterschiedlichen Distanzen nicht mehr getrennt informiert und alles wird auch etwas kürzer gehalten. Nachdem er uns im letzten Jahr noch per Video-Botschaft von einem 4000er-Gipfel begrüßt hat, ist Ueli Steck heute live vor Ort. Ja klar, er geht ja morgen auf die Strecke.

Gnadenlos schlug der Winter …ähh Sommer 2016 in der Wochenmitte zu: bis zu 40 Zentimeter Neuschnee gab es auf Höhen über 2.000 Meter. Ich denke mir, die Veranstalter werden unruhige Nächte verbracht haben. Dank dem Einsatz freiwilliger Bergführer und der Alpinen Rettung Grindelwald, die mit Schneeschuhen, Pickel und Schaufel die Strecke spurten, sind alle Streckenteile wieder passierbar und es  gibt keine Änderungen zu befürchten. Es ist am Freitagabend zwar noch etwas frisch, aber pünktlich zum Samstag sollen die Sonne und auch wieder höhere Temperaturen zurückkommen.


 
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Der Nordwand Trail


Als einzige Distanz wird der E35 nicht am Start- und Zielgelände in Grindelwald gestartet, sondern im 6 Kilometer entfernten und etwas tiefer gelegenen Burglauenen. Auf der Zugstrecke haben wir mit unserer Startnummer freie Fahrt. Der Bahnhof von Grindelwald liegt schön zentral in der Ortsmitte, fast genau gegenüber dem Event-Gelände.

Um 8:45 Uhr erfolgt der Start des E35. Dazu werden uns zwei Abfahrtszeiten geboten. Wer lieber etwas früher vor Ort sein will, kann bereits um 7:49 Uhr abfahren. Eine halbe Stunde später um 8:19 Uhr besteht die zweite Möglichkeit. Der passt mir besser in den Kram, so brauche ich nicht so viel Zeit im Startgelände totzuschlagen. Die Züge funktionieren wie die berühmten Schweizer Uhrwerke: präzise und genau. So sind wir alle pünktlich in etwa 10 Minuten vor Ort. Der Bahnhof von Burglauenen liegt ebenfalls direkt neben unserem Startplatz, der auch zugleich Verpflegungs- und Drop-Bagstation des E101 und E51 ist. Meine Empfehlung: Die zweite Verbindung reicht allemal.

Nicht gerechnet habe ich mit den unerwartet angenehmen Temperaturen bereits so früh am Tag. Auf unserem sonnig gelegenen Startareal lässt es sich auch ohne Wärmebekleidung bereits gut aushalten. So entledige ich mich von einigen meiner Ausrüstungsteile noch vor dem Start und packe sie in meinen Rucksack. Es gibt in Burglauenen aber auch die Möglichkeit, Wärmebekleidung zum Start zurück transportieren zu lassen.

Mit fast 40 % ist der Damenanteil ungewöhnlich hoch im Feld der etwa 300 Starter/innen und liegt damit weit über dem Schnitt des E101 und E51. Scheint also eine Mädelsstrecke zu sein. Auf die leichte Schulter nehmen werde ich den Nordwand Trail deswegen aber nicht. Neben seinen 35,2 Kilometern sind in erster Linie auch 2.540 Höhenmeter zu bewältigen. Längere Flachpassagen sind Fehlanzeige. Es geht entweder Auf- oder Abwärts. Als Gesamt-Zeitlimit stehen uns 9 Stunden zur Verfügung mit weiteren Cut-Offs in Wengen, Männlichen und Alpiglen.

Pünktlich, ohne großes Brimborium wird gestartet. Eine längere Einlaufphase gönnt man uns nicht, nach Überqueren der Gleise geht es sofort richtig zur Sache. Über Forstwege und schmale Asphaltstraßen führen die ersten beiden Kilometer nach oben. So ist das Feld einigermaßen entzerrt, bis wir die ersten Single-Trails und ausgesetzten Passagen erreichen. Gefährliche Stellen sind vorher immer mit Schildern gekennzeichnet.


 
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Nach 6 Kilometern haben wir den Scheitelpunkt erreicht und die ersten 900 Höhenmeter hinter uns. Auf der gegenüberliegenden Talseite strahlt die Schynige Platte mit der Sonne um die Wette. Ein langgezogener Turn führt uns um das Bergmassiv herum ins Lauterbrunnental. Von der Äusseren Allmend bietet sich uns ein prachtvoller Blick auf das lang gezogene, tief eingeschnittene Tal. Richtung Wengen geht es jetzt 3 km leicht abwärts.

In der Ortsmitte von Wengen erreichen wir nach 9 km unsere erste Versorgungsstation. Auf Verkehr müssen wir nicht achten, der Ort auf knapp 1.300 m Höhe ist autofrei, da er an kein Straßennetz angeschlossen ist. Den sportlichen Winter-Höhepunkt bildet hier das Lauberhornrennen, das alljährlich im Januar stattfindet. Die Abfahrtsstrecke gilt als sehr anspruchsvoll und ist eine der schwierigsten Pisten des alpinen Skiweltcups. Die Pisten des Skigebiets gehen bis in den Ort. Hier sollten auch alle Sommer-Sportler des E35, spätestens um 10.45 Uhr eintreffen, sonst ist bereits frühzeitig „Ende im Gelände“. Das ist aber für alle machbar, denke ich.


 
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Kletterspaß am Gemsenweg


Eine Schleife bringt uns wieder an den Ortseingang zurück, wo noch einige Nachzügler entgegenkommen. An der Schnittstelle geht es rechts ab auf den Gemsenweg. Der Name alleine sagt schon viel darüber aus, was uns auf den nächsten gut vier Kilometern erwartet: 940 Höhenmeter hinauf auf die steilen Abhänge unterhalb des Männlichen-Plateaus. Hier halten sich die vierbeinigen Meisterkletterer besonders gerne auf, sonnen sich auf Felsvorsprüngen und grasen auf den saftigen Bergwiesen.

Für uns ist das schon ungleich kraftaufwendiger. Trotzdem, der erste Kilometer durch den Wald ist gut verträglich. Über der Waldgrenze wird es schlagartig steiler. 30 % Steigung sind keine Seltenheit. Dafür gibt es aber eine grandiose Aussicht ins Hintere Lauterbrunnental mit seinen gewaltigen, senkrecht abfallenden Felswänden.
Über Schönheit lässt sich ja streiten, über den Zweck weniger. Dennoch, optisch höchst interessant finde ich die Lawinenverbauungen in Form von Stahlschneebrücken und …ja, wie soll ich sie nennen? Holzpflockpyramiden vielleicht. Die Monotonie der Pyramidenfelder kombiniert mit den diagonalen Stahl-Verstrebungen der Schneebrücken fasziniert mich irgendwie. Hätte sie Christo oder irgendein anderer berühmter Künstler installiert, würde der ganze Hang vielleicht sogar als Kunstwerk durchgehen.

Die Stahlschneebrücken zur Lawinenverbauung sind die am häufigsten verwendete Lawinenschutzmaßnahme. Sie sind bis zu vier Metern hoch und können bis zu 2,5 Tonnen Schnee pro Quadratmeter aufnehmen. Unser Weg führt manchmal direkt daran vorbei oder auch mal unten durch.

Herden von Gemsen hätten mir natürlich noch besser gefallen, aber von den wilden, kletterfreudigen Alpenbewohnern lässt sich keiner blicken. Einige Traversen mit mäßiger Steigung Richtung Männlichen sorgen für Erleichterung. Dann sind wir oben. Der Rettungshubschrauber auf dem Plateau ist glücklicherweise arbeitslos.

Vor dem Berghaus Männlichen auf über 2.200 m wird die Zwischenzeit gemessen. Daneben liegt unsere zweite Verpflegungsstation. Cut-Off ist um 12:30 Uhr. Das sind 3:45 Stunden. Das ist nicht allzu üppig, daran wird der eine oder andere mit dem kräftezehrenden Aufstieg schon zu knabbern haben. Über 1.800 Höhenmeter sind bereits absolviert, die längsten Steigungen sind durch. Ich packe meine Stöcke wieder ein, benötige freie Hände für meine Kamera, für die nachfolgenden Höhepunkte der Strecke.


 
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Über die Kleine Scheidegg zur Eiger-Moräne


Nächste Station ist für uns die Kleine Scheidegg. Auf einem Wanderweg der von den Bergbahnen vom Männlichen zum Bahnhof mit der Endstation der Wengernalpbahn und der Ausgangsstation der Jungfraubahn führt, herrscht natürlich reger Ausflugsverkehr. Das bedeutet für uns deutlich mehr Aufmerksamkeit. Viele der meist asiatischen Wanderer nehmen von uns Trailrunnern kaum Notiz, so müssen wir Langnasen auf der Hut sein und manchmal auch Slalom-Schwünge einlegen.
Dafür bekommen wir aber wieder einmal eine spektakuläre Aussicht geboten. Wir laufen meistens direkt auf Eiger, Mönch und Jungfrau zu. Besser präsentieren sie sich heute gesamtheitlich nicht mehr. Der Schotterweg ist leicht abschüssig und komfortabel zu laufen.

Etwas oberhalb der Kleinen Scheidegg trennen sich die Wege des E101 und des E35 für einige Kilometer. Für die Ultra Trailer ist hier eine extra Schleife über die Lauberhornschulter und Wengernalp mit einigen zusätzlichen Aufstiegsmetern eingeschoben.

Neben dem Bahnhof an der Kleinen Scheidegg ist eine kleine VP für uns eingerichtet. Auf einem ganz schmalen Wiesentrail geht es weiter, hier stehen uns einige Wasserpfützen und Schlammlöcher im Wege. Verursacht durch den vielen Schnee zu Wochenmitte, der aber hier auf 2.000 m wieder komplett abgetaut ist. Vorgestern lagen noch 30 cm.

Der nächste Aufstieg ist auf den ersten 1,5 Kilometern identisch mit der Jungfrau-Marathon-Strecke. Nach einem Kilometer erreichen wir das Highlight des Jungfrau Marathons, der natürlich auch ein Höhepunkt des Eiger Ultra Trails ist: die Gletschermoräne des Eiger. Eine frei passierbare Eiger-Moräne hätte ich mir bei meinen Teilnahmen am Jungfrau Marathon immer schon mal gewünscht. Obwohl mein letzter Einsatz erst vier Jahre her ist, kann ich mich gar nicht mehr erinnern dass es hier so derart steil rauf geht, dass man trotz freier Strecke nur im Schneckentempo vorankommt. Ohne eine Windung geht es auf den Gesteinsablagerungen des früheren Gletscherrandes unbarmherzig nach oben. Gewaltig ist der Anblick der jetzt deutlich höher gelegenen Gletscherzunge.

Während beim Jungfrau Marathon nur die Hälfte der Moräne absolviert wird, geht es für uns ganz hinauf, etwa doppelt so weit. Mein Akku ist gerade ziemlich leer, ich schleppe mich nur mehr mühsam voran. Musste ich meinen geplanten Einsatz beim E101 im Vorjahr noch wegen Knieproblemen streichen, so kann ich mir im Moment, nach gedanklicher Addition von E51 und E35, überhaupt nicht mehr vorstellen, das noch einmal in die Tat umzusetzen. Vielmehr ziehe ich meinen Hut oder besser mein Buff vor allen Teilnehmern auf der Hunderter-Strecke. Es ist schon eine außergewöhnliche Leistung nötig, um dort das Ziel zu erreichen.

Dann bekommen wir doch noch unseren Schnee. Ab einer Höhe von 2.300 m, kurz unterhalb der Station der Jungfraubahn, ist das Gelände noch leicht schneebedeckt. Im Fels hinter der Nordwand führen Teile des Grossen Tunnels auf das Jungfraujoch. In der Wand befindet sich die Aussichtsgalerie der Station Eigerwand. In dem vier Kilometer langen Tunnelstück befinden sich sieben Löcher. Das berühmteste ist das sogenannte „Stollenloch“, ein Ausbruchstollen der Jungfraubahn. Das Stollenloch bei Kilometer 3,8 ist der traditionelle Fluchtweg aus der Wand.  So mancher Bergsteiger verdankt ihm sein Leben.

Der nächste Schwung Touristen ist auf dem Weg zum „Top of Europe“, dem höchste Bahnhof Europas auf 3.454 Meter. Wir durchlaufen die Bahnstation und werden von einigen begeistert angefeuert. Über die Gleise geht es weiter zum nächsten Höhepunkt.


 
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Auf dem Eiger-Trail


Nach Durchqueren der Liftanlage ist es dann soweit, zum Greifen nahe passieren wir nach dem Einstieg in den Eiger-Trail die berühmte Nordwand. Oben rechts erkennt man die Metallleitern, die den Kletterern den Zugang zur Via Ferrata Eiger-Rotstock erleichtern. An der Wand sind einige Tafeln angebracht. Von Ueli Steck ist auch eine dabei und ein Handabdruck.

Von hier startet er auch die meisten seiner Sololäufe. Mittlerweile 38 Mal hat er die Nordwand durchstiegen. Nur „Just for fun“, in einer Mischung aus Trailrunning und Bergsteigen ist er im vergangenen November mit dem König der Trailrunner, Kilian Jornet, auf Tour gegangen. Aus dem Auto in Grindelwald an den Fuß der Wand und auf der historischen Heckmair-Route zum Gipfel und wieder zurück nach Grindelwald in gerade mal 10 Stunden, lautete das  Ergebnis des Ausflugs. Einen halben Liter zu trinken und zwei Energieriegel, mehr benötigte Kilian nicht für die „kleine Runde“. Was Kilian schon hat, ist noch ein Traum von Kletterkönig Ueli: Eine Teilnahme am UTMB in Chamonix. Dafür benötigt aber selbst einer der besten Alpinisten unserer Zeit die nötige Anzahl an Quali-Punkten. Heute kann er dazu schon mal einen Grundstock legen.

Durch schneebedeckte Geröllhalden führt uns der Eiger-Trail im Schatten der mächtigen Wand nach unten. Von der Station Eigergletscher bis runter zum Berghaus Alpiglen liegen 6 Kilometer und 700 Höhenmeter bergab vor uns. 1997 schlug der Grindelwalder Wegmeister Adolf Gsteiger in nur 39 Tagen den Eiger-Trail in die Nordflanke des Eigers. Mit Schaufel, Pickel, Hammer und Brecheisen schuf der damals 62-Jährige diesen Wanderweg, der uns heute als Rennstrecke dient. Da kann ich nur sagen: Geile Sache, besten Dank.

Technisch nicht sonderlich schwierig schlängelt sich der Pfad den Hang hinunter. Bis auf wenige knifflige Passagen, wo noch viel Schnee liegt, ist der Trail problemlos zu bewältigen.

Am Berghaus Alpiglen endet der Eiger-Trail. Beim E35 sind 27 km erreicht. Das Zeitlimit endet um 15:30 Uhr nach 6:45 Stunden. Ich habe ausreichend Zeit und gönne mir 10 Minuten Pause.


 
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Spektakuläre Gletscherschlucht


29 Kilometer auf Trails/Forstwegen und 6 km auf Asphalt bestimmen den Strecken-Charakter des Nordwand Trails. Der Löwenanteil der bequemeren Abschnitte beginnt ab Alpiglen. Los geht es auf einer Schotterstraße, die uns nach einigen Serpentinen auf eine Teerstraße führt. Nach 4 km im Downhill befinden wir uns in etwa auf Höhe von Grindelwald. Sporadisch kann ich bereits den Zielsprecher vernehmen. Noch liegen aber weitere 5 km vor uns, die uns wieder runter von der Straße und in den Wald auf Single-Trails zum Marmorbruch hoch führen.

Im Aufstieg werde ich vom Führenden des E101 überholt. Imponierend anzusehen, wie locker er auch noch nach über 90 Kilometern in den Beinen die Steigungen bewältigt. Ich rechne mir aus, dass ich dennoch vor ihm das Ziel erreichen kann, da der E101 noch eine weitere Zusatzschleife von einigen Kilometern auf das Pfingstegg einlegen muss.

Jahrtausende hat die Weiße Lütschine gebraucht, um sich einen Weg durch die Kalk- und Marmorfelsen des Eigermassivs zu bohren. Auf einer Stahlbrücke überqueren wir die beeindruckende Schlucht mit senkrechten Felswänden und einem tosenden Bergbach. Die Grindelwalder Gletscherschlucht ist bekannt für ihre rosa und grünen Marmorblöcke im Bachbett der Lütschine.

Kurz danach erreichen wir, nicht weit entfernt vom früheren Marmorbruch, die letzte Verpflegungsstelle der Strecke. Hier zweigt der E101 Richtung Pfingstegg hoch. Eine steile Zusatz-Schleife mit 400 Höhenmetern, die bei vielen Teilnehmern am Ende des E101 nicht mehr sonderlich beliebt ist. Für uns geht es bergab, es liegen noch 3 km vor uns.

Die allerletzte Steigung führt uns auf die Dorfstraße und in das Zentrum von Grindelwald. Dann geht’s links ab in das vollbesetzte Eventgelände. Von oben führt eine Holzrampe hinunter in den Zielkanal auf dem Bärenplatz. Der Zielbereich ist voll besetzt, man wartet bereits auf den Sieger des E101.


 
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Zieleinlauf der Besten


Ein paar Minuten dauert es noch, dann kommt der Schweizer Diego Pazos nach 11 Stunden und 39 Minuten als Sieger des E101 ins Ziel. Ich habe noch einen Logenplatz und kann sein Siegertänzchen in vorderster Reihe bewundern. Ein paar Minuten danach kommt „Dippi“. er Allgäuer Mathias Dippacher kann ein paar Kilometer vor dem Ziel noch den Spanier Jordi Gamito-Baus überholen und wird cooler Zweiter.
Dass Ueli Steck auch beim Trailrunning eine starke Leistung bringen kann, beweist er mit einem hervorragenden 26. Platz, knapp 3 Stunden hinter dem Sieger. Damit hat er einige UTMB-Quali-Punkte in der Tasche. Im August wird er in Chamonix vorerst noch beim OCC vorlieb nehmen.

Mit der Führenden der Ultra Trail World Tour Andrea Huser können die Schweizer auch den Sieg bei den Damen bejubeln. Sie muss mit 13:09 Stunden lediglich acht Männern den Vortritt lassen.


Fazit:


Ich bin begeistert von der „zweiten Hälfte“ des Eiger Ultra Trail. Man bekommt doch ganz andere Highlights und Aussichten geboten und auch die Strecken selbst sind gravierend anders als beim E51. Für jeden, der nicht unbedingt den E101 laufen will oder kann, ein unbedingtes Muss. Ja, ich weiß, Sammler werden sich schwer tun eine Strecke unter Marathonlänge anzugehen. Aber es lohnt sich wirklich!


 
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E101 Herren
1. Pazos Diego, 1984, Lausanne 11:39.11
2. Dippacher Mathias, 1977, D-Rettenberg 12:04.34
3. Gamito-Baus Jordi, 1981, E-Argentona 12:08.01

E101 Damen
1. Huser Andrea, 1973, Aeschlen ob Gunten 13:09.38
2. Götz Kathrin, 1979, Bellach 13:39.22
3. Blanchet Juliette, 1979, F-St Martin d'Uriage 13:43.32


E51 Herren
1. Schiessl Helmut, 1972, D-Buchenberg 5:15.21
2. Fallas Andrew, 1979, GB-Edinburgh 5:20.37
3. Van Noorden Huub, 1988, NL-'s-Heer Abtskerke 5:23.03

E51 Damen
1. Bonsor Helen, 1985, GB-Edinburgh 6:15.02
2. Buschmann Jutta, 1980, A-Breitenbach am Inn 6:42.35
3. Dusch Kerstin, 1971, Baar 6:55.58


E35 Herren
1. Wenk Stephan, 1982, Greifensee 3:33.41
2. Brennwald Adrian, 1975, Aeugst am Albis 3:39.41
3. Kläusli Manuel, 1988, Biel/Bienne 3:55.16

E35 Damen
1. Gämperli Sarah, 1988, Zürich 4:46.01
2. Winkler Antonia, 1978, A-Klagenfurt 4:48.42
3. Gertsch Tina, 1985, Grindelwald 5:01.41

 

Informationen: Eiger Ultra Trail
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